Todesfahrer kommt in die Psychiatrie
29-Jähriger aus Berlin soll unter Schizophrenie leiden – Regierung spricht von „Amoktat“
Hunderte Erinnerungsstücke aus dem Besitz des verstorbenen Zauber-Duos Siegfried und Roy sind am Mittwoch (Ortszeit) in Kalifornien versteigert worden. Unter den Stücken waren Schmuck, Kostüme und Andenken an die jahrzehntelange Bühnenkarriere der Illusionisten und Mobiliar aus ihren Villen in der Casino-Stadt Las Vegas. Der Erlös gehe an die von Siegfried Fischbacher und Roy Horn gegründete Stiftung SARMOTI zum Schutz bedrohter Tiere, hatte das Auktionshaus Bonhams in Los Angeles mitgeteilt. Der gebürtige Rosenheimer Fischbacher (links) war im Januar 2021 im Alter von 81 Jahren an Krebs gestorben. Roy Horn aus Nordenham erlag im Mai 2020 mit 75 Jahren einer Corona-Infektion.
Berlin – In den Stunden nach der Todesfahrt in Berlin hatten sich die Hinweise verdichtet, nun ist die Staatsanwaltschaft sicher: Eine psychische Erkrankung des Autofahrers hat nach Überzeugung der Ermittler dazu geführt, dass der 29-Jährige über Gehwege des Ku’damms und der Tauentzienstraße in Menschengruppen gerast ist.
Schule unter Schock
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Mord in einem Fall und versuchten Mord in 17 Fällen vor und will, dass er bis zum Prozess in einem psychiatrischen Krankenhaus bleibt. Besonders getroffen von der Tat ist eine Schulklasse aus Bad Arolsen, deren Fahrt in die Hauptstadt ein jähes Ende fand. Nach dem Tod der Lehrerin steht die kleiwusst
Am Tag nach der Tragödie wurde der Tatort nahe der Gedächtniskirche von der Polizei untersucht.
ne nordhessische Stadt unter Schock und bangt mit einem verletzten Lehrer und sieben Jugendlichen.
Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der festgenommene Mann an einer paranoiden Schizophrenie leide, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 29-Jährigen seien
Medikamente gefunden worden. Der Beschuldigte habe seine Ärzte von der Schweigepflicht entbunden. Am Abend erließ das Amtsgericht Tiergarten den von der Staatsanwaltschaft beantragten Unterbringungsbefehl.
Bei der Todesfahrt am Mittwoch sei der Beschuldigte in zwei Menschengruppen gefahren, so Büchner. Er sei „bemit einem Fahrzeug“in eine erste Gruppe von Menschen an der Ecke Ku’damm und Rankestraße sowie dann auf der Tauentzienstraße in eine Gruppe von Schülern und Lehrern gefahren. Es gebe keine Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund. „Aber auch ein Unfall wird sich vor diesem Hintergrund ausschließen lassen“, sagte Büchner.
Giffey äußert sich
Von der Bundes- und Landesregierung wurde der Vorfall als Amoktat eingestuft. Nach Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (beide SPD) am Donnerstagmorgen entsprechend: „Das hat sich gestern Abend verdichtet“, sagte Giffey im RBB-Inforadio. Durch die Ermittlungen der Polizei sei klar geworden, „dass es sich um die Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen handelt“. Auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte sich am Mittwochabend bei Twitter so ausgedrückt. Staatsanwaltschaft und Polizei nutzten den Begriff „Amoktat“hingegen zunächst bewusst nicht.
Nach jüngstem Kenntnisstand habe der 29-Jährige in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt, führte Spranger am Donnerstag im Abgeordnetenhaus, dem Landesparlament Berlins, aus. Der Mann armenischer Herkunft sei 2015 eingebürgert worden. Polizeilich sei er öfter aufgefallen, es habe Ermittlungen gegeben wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Beleidigung.
Über politische und extremistische Taten sei nichts bekannt. „Auch im Zusammenhang mit verfassungsfeindlichen Bestrebungen ist der Tatverdächtige bisher nicht aufgefallen“, so Spranger.