Austragungsort ein „absoluter Glücksgriff“
59. Bundeswettbewerb in Oldenburg beendet – Eine erste Bilanz des Veranstalters
Oldenburg – Ein großen Fest der musikalischen Begegnung geht zu Ende. An einem Tag des 59. Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“kam Jürgen Krogmann der Projektleiterin Ulrike Lehmann vom Deutschen Musikrat auf dem Fahrrad entgegen. „Bei mir ist gerade ein Termin ausgefallen“, erzählte ihr der Oberbürgermeister fröhlich, „die Zeit nutze ich jetzt und höre mir ein Wertungsspiel an.“So persönlich und familiär geht das in Oldenburg ab. Kein Wunder, dass Prof. Ulrich Rademacher
die Stadt in seiner Gesamtwertung des Bundesfinales vom 2. bis 9. Juni „einen absoluten Glücksgriff “nennt.
Idealer Gastgeber
Genau die richtige Größe eben: „Sie ist so dimensioniert, dass sie diesen herausfordernden Wettbewerb stemmt, und so, dass sie uns die Chance gibt, in ihr aufzufallen“, meint der Vorsitzende des Projektrates und der Gesamtjury bei „Jugend musiziert“. 2300 junge Menschen hatten sich über die Regionalund Landeswettbewerbe qualifiziert. Mit familiärem und pädagogischem Anhang zählte Oldenburg 8000 Gäste. „Die prägen eine Woche das Stadtbild.“
Zu den Pluspunkten zählten die Räumlichkeiten für die 1500 öffentlichen Wertungsspiele, „vor allem auch atmosphärisch schöne Spielstätten“, und die meist fußläufige Erreichbarkeit. Über die professionelle Organisation hinaus singt Rademacher eine weitere Strophe des Lobliedes auf Oldenburg: „Für die Vertreter der Stadt war das weit mehr als eine Pflichtübung, da war ein hohes persönliches
Engagement zu spüren.“
Als Lehrkraft hat die in Wettbewerben erfahrene Geigenlehrerin Katrin Westphal aus Lüneburg Schülerinnen und Schüler auch über die Lücke durch die Pandemie begleitet. Halle erlebte 2019 den letzten Wettbewerb in Präsenz. Freiburg 2020 wurde abgesagt. In Bremen gab es im vorigen Jahr eine reine VideoWertung. „Jetzt wieder in Präsenz, einfach toll“, befand sie. Es war für viele auch der Lohn für das herausfordernde Durchhalten beim intensiven Üben, das gerade auch persönlich einen gewaltigen Schub gibt. „Ein unglaubliches Niveau“, bescheinigt sie den Musikerinnen und Musikern.
Doch sie hat auch kritisch hingeschaut. In einer genau so hohen Teilnehmerzahl wie vor der Unterbrechung entdeckte sie einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die von den Landeswettbewerben aus wohl eher in Anerkennung ihrer Ausdauer zum Bundesfinale weitergeleitet worden waren. „Das Niveau sollte man nicht unterwandern. Da glaube ich nicht, dass man allen einen Gefallen getan hat“, urteilt Westphal. „Das wird im Musikrat wohl noch thematisiert werden.“
In Breite und Spitze logisch aufeinander aufzubauen, zählt auch Rademacher zu den ständigen Herausforderungen.
Perspektiven bieten
„Jugend musiziert bietet Chancen für alle“, sagt er, „deshalb wird ein Fokus wieder stärker auf die Regionalwettbewerbe gerichtet.“Da hatte es zuletzt Rückgänge gegeben. Doch gerade auf dieser wichtigen unteren Ebene sind seit 1964 eine Million junge Menschen bei Jugend musiziert eingestiegen.