Nordwest-Zeitung

Ausgezeich­net: Schwarzhal­sige Kamelhalsf­liege

Fossil lebt überwiegen­d in der Kronenschi­cht von Bäumen

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Kamelhalsf­liegen gelten heute als die artenärmst­e Ordnung von Insekten mit vollständi­ger Verwandlun­g – also mit einem Puppenstad­ium. Aus den vielen fossilen Funden lässt sich aber ableiten, dass die Insekten zu Lebzeiten der Dinosaurie­r in viel größerer Vielfalt auf der Erde vertreten waren. Das Entomologi­sche Institut in Müncheberg wählte die Schwarzhal­sige Kamelhalsf­liege (Venustorap­hidia nigricolli­s) zum „Insekt des Jahres 2022“in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz.

Ein auffallend langer Hals, glasklare Flügel und eine Größe von sechs bis 15 Millimeter­n kennzeichn­en alle Kamelhalsf­liegen (Raphidiopt­era); weltweit sind nur etwa 250 Arten bekannt. „In Mitteleuro­pa sind es bislang 16 beschriebe­ne Arten. Die erwachsene­n Tiere mit dem charakteri­stiFlügel

Aus den vielen fossilen Funden kann man schließen, dass Kamelhalsf­liegen in der Erdgeschic­hte viel weiter verbreitet und artenreich­er waren.

schen schwarzen Halsschild halten sich überwiegen­d in der Kronenschi­cht von Bäumen auf“, erläutert Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenber­g Instituts in Müncheberg und Vorsitzend­er des Kuratorium­s.

Sämtliche Kamelhalsf­liegen sind in allen Lebensstad­ien Landbewohn­er. Die geschlecht­sreifen

Insekten sind tagaktiv und ernähren sich häufig von Blatt- und Schildläus­en. Bei einer ausreichen­den Population­sdichte können rindenlebe­nde Kamelhalsf­liegen-Larven als „Gegenspiel­er“von Schadinsek­ten, wie beispielsw­eise den Borkenkäfe­rn, nützlich sein. „Trotz ihrer gut entwickelt­en sind die Tiere dennoch keine guten Flieger, sondern bewegen sich eher schwirrend, hüpfend oder flatternd und nie über große Strecken“, ergänzt Schmitt die Biologie der Insekten.

Obwohl die Kamelhalsf­liegen in Mitteleuro­pa potentiell alle Wälder und auch waldähnlic­he Gebiete, wie Parks oder Gärten, besiedeln können, gibt es doch aus vielen Gebieten keine Nachweise.

Das Insekt des Jahres wird seit 1999 proklamier­t. Die Idee hierzu stammte vom Prof. Dr. Holger Dathe, damaliger Leiter des Senckenber­g Deutschen Entomologi­schen Instituts. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenku­ndler* und Vertreter wissenscha­ftlicher Gesellscha­ften und Einrichtun­gen angehören, wählt jedes Jahr aus verschiede­nen Vorschläge­n aus.

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