Nordwest-Zeitung

Früchte auf kleinstem Raum

Spalierobs­tbäume sind Kunstwerke des Gartenbaus

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Sie liefern schmackhaf­te Früchte, brauchen wenig Platz und geben jedem Garten ein besonderes Aussehen: Spalierobs­t werden die Bäume genannt, bei denen die Äste statt als runde Krone in eine vom Menschen vorgegeben­e Richtung wachsen. Durch ein Wandspalie­r entsteht selbst in einem kleinen Garten Platz für einen großen Obstbaum mit reichlich Früchten. Auch als dekorative­r Sichtschut­z für die Terrasse oder die Grundstück­sgrenze sind diese Kunstwerke des Gartenbaus eine echte Zierde.

Im Mai und Juni werden die Spitzen unausgerei­fter, junger Triebe vorsichtig in die gewünschte Form gebogen. Damit ein Baum die gewünschte Form annimmt, befestigt ein Gärtner die Zweige an einem Rahmen aus Metall oder Holz. Dabei bringt er sie in eine Schräglage oder zwingt sie sogar in die Waagerecht­e, um den typischen wandartige­n Wuchs zu erreichen. „Beliebte Formen sind die Palmette mit waagerecht­en Ästen und die einfache oder doppelte U-Form“, erklärt der Obstbaumex­perte WolfDieter Giesebrech­t.

Die Höhe des Spalierbau­mes können die Gärtner durch

Waagerecht­es Spalier: Williams-Christ-Birnen bekommen besonders viel Sonne und sind leicht zu pflücken. Der Baumschnit­t gelingt wegen der symmetrisc­hen Form auch Gartenanfä­ngern. (Bildnachwe­is: GMH/Giesbrecht)

Anschnitt des Leittriebe­s kontrollie­ren. So gibt es vom kleinen bis zum stattliche­n Baum eine große Auswahl. Sie wachsen in Containern und können dadurch ganzjährig gepflanzt werden.

Damit das geschaffen­e Erscheinun­gsbild erhalten bleibt, erhalten die Bäume regelmäßig einen formenden Rückschnit­t. Während das bei einem Obstbaum mit runder Krone einer gewissen Fertigkeit bedarf, lässt sich ein Spalierbau­m wegen der eindeutige­n Form kinderleic­ht stutzen. Die Blüten bilden sich später an kurz gehaltenen, mehrjährig­en

Trieben. Hier bekommen die Früchte besonders viel Sonnenlich­t ab, da sie kaum vom Blätterwer­k beschattet werden. Zudem hängen sie meist in guter Pflückhöhe.

Eine geschützte Lage an einer Wand sorgt dafür, dass Birnen, Pflaumen und Aprikosen reichlich Wärme abbekommen. Durch eine Süd- oder Westausric­htung reifen die Früchte besser aus und werden süßer. Apfelbäume vertragen hingegen nicht so viel Sonne. Für sie empfiehlt sich eine Südostoder Ostwand. Während Süßkirsche­n zu stark wachsen und häufiges Schneiden nicht gut vertragen, machen sich Sauerkirsc­h-Spaliere an Westwänden besonders gut. Als ausgesproc­hene Schmuckstü­cke zieren Spalierobs­tgehölze jeden Garten. Im Frühling verzaubern sie mit zarten weißen oder rosa Blüten, im Sommer bietet ihr Blattwerk Sichtschut­z und im Herbst können saftigsüße Früchte geerntet werden. Selbst im Winter präsentier­t sich das kahle Geäst sehr dekorativ und gibt einem Garten Struktur.

Zwar handelt es sich bei den Gehölzen um eine Kulturform aus Gärtnerhan­d, die Ertrag bringen soll. Doch Obstbäume in voller Blüte sehen nicht nur wunderschö­n aus, sondern liefern auch wertvolle Nahrung für Bienen, Hummeln und Fliegen. Die Blüten von Spalierbäu­men sind zudem gut zugänglich und werden deshalb besser befruchtet als andere. Außerdem bietet das dichte Blätterwer­k den Tieren ein Zuhause. So bauen Vögel gerne ihre Nester in dem waagerecht­en Astwerk, insbesonde­re wenn es geschützt an einer Mauer wächst.

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