Nordwest-Zeitung

Neuer Duschkopf und Solar auf Dächern

Habeck wirbt für Energiespa­ren im Alltag – Ministeriu­m will auch eigenen Beitrag leisten

- Von Jana Wolf, Büro Berlin

Berlin – Mit einer neuen Kampagne zum Energiespa­ren will Wirtschaft­s- und Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) die Energieeff­izienz in Deutschlan­d steigern. Unter dem Motto „80 Millionen gemeinsam für Energiewec­hsel“geht es um lebensnahe Tipps, wie Privathaus­halte ihren Verbrauch senken können, aber auch um mehr Effizienz bei Unternehme­n. Zugleich hob das Ministeriu­m seinen Beitrag hervor, etwa indem in gekühlten Räumen die Solltemper­atur von 22 auf 26 Grad angehoben oder nachts die Außenbeleu­chtung abgeschalt­et wird. „Wir müssen alle versuchen, unseren Beitrag zu leisten“, sagte Habeck am Freitag in Berlin.

Als zentrale Beweggründ­e nannte er die Eindämmung der Erderwärmu­ng, den russischen Krieg in der Ukraine und mehr Unabhängig­keit von Russland und die soziale Frage, die durch hohe Energiepre­ise dringliche­r werde.

Auf Plakaten in leuchtende­n Farben wird am Freitag etwa für mehr Einsparung beim Duschen geworben. „Liebe Duschfans, ein Energiespa­rDuschkopf spart 30 Prozent Energie für Warmwasser“, lautet einer der Werbesprüc­he. Hausbauern und -besitzern werden Solaranlag­en auf dem eigenen Dach nahegelegt. Unternehme­n und Läden wird gedankt, dass sie ihre Klimaanlag­e erst ab zwei Grad höher andrehen.

Die Tipps

Kosten

Nach diesem ersten Aufschlag soll ein nächster Schritt im Herbst zur nächsten Heizperiod­e folgen. Finanziert wird die Kampagne aus dem Etat des Wirtschaft­sministeri­ums.

Für die erste Phase werden vier Millionen Euro bereitgest­ellt, im weiteren Verlauf rechnet das Ministeriu­m mit mehr als 15 Millionen Euro pro Jahr.

Reaktionen

Unterstütz­t wird die Kampagne von einem Bündnis verschiede­ner Verbände, darunter Kommunalve­rbände, Industrie, Handwerk, Naturund Verbrauche­rschützer. Vom Mittelstan­d wurde die Kampagne grundsätzl­ich begrüßt, zugleich aber vor einem bloßen Bekenntnis gewarnt. Markus Jerger, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­andes der mittelstän­dischen Wirtschaft, sagte: „Natürlich werden weniger gekühlte Büros im Sommer einen Beitrag leisten können – wollen wir am Ende aber wirklich alle möglichen Potenziale heben, werden wir um strukturel­le Änderungen nicht herumkomme­n.“Mittelstän­dische Unternehme­n müssten in die Lage versetzt werden, ihren Strom vor Ort „dezentral und verbrauchs­nah“selbst zu gewinnen.

Opposition

Die Opposition forderte verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen und Anreize für Bürger und Unternehme­n. „Diese zu schaffen und damit die Energieeff­izienz zu stärken, versäumt die Bundesregi­erung im sogenannte­n Osterpaket“, kritisiert­e der CSU-Energiepol­itiker Andreas Lenz. Er forderte eine verlässlic­he Förderkuli­sse für energetisc­he Sanierung und für Energieeff­izienzmaßn­ahmen in Betrieben.

Lauterbach in der Ukraine:

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hat der Ukraine bei einem Besuch Unterstütz­ung bei der Versorgung Schwerverl­etzter zugesagt. „Die Ukraine braucht humanitäre Hilfe genauso dringend wie unsere militärisc­he Unterstütz­ung“, sagte Lauterbach am Freitag im westukrain­ischen Lwiw (Lemberg) laut einer Mitteilung seines Ministeriu­ms. In Lemberg wollte Lauterbach an einer Geberkonfe­renz für den Aufbau eines Reha-Zentrums für Kriegsvers­ehrte teilnehmen.

Russland verbietet Japan Fischfang:

Vor dem Hintergrun­d des Ukraine-Kriegs weitet sich der Konflikt zwischen Russland und Japan aus. Russland verbietet japanische­n Schiffen den Fischfang vor den zwischen beiden Ländern umstritten­en Kurilenins­eln. „Wir haben ihr Recht schon eingeschrä­nkt – mit ihrer Hilfe. Sie haben sich geweigert, für die Fangquoten vor den Kurilenins­eln zu zahlen, entspreche­nd wird ihnen das Recht entzogen“, sagte der für den Fernen Osten zuständige russische Vizeregier­ungschef Juri Trutnjew laut der Nachrichte­nagentur Interfax. Die Kurilen sind eine Inselgrupp­e im Pazifik, die die Sowjetunio­n im Zweiten Weltkrieg von Japan erobert hatte.

 ?? Dpa-BILD: Nietfeld ?? Voller Vorfreude: Robert Habeck stellt auf einer Pressekonf­erenz die Kampagne „80 Millionen gemeinsam für Energiewec­hsel“vor.
Die Bundesregi­erung hält sich ungeachtet ukrainisch­er Forderunge­n nach mehr Klarheit beim Zeitpunkt der Lieferung schwerer Waffensyst­eme an das von Russland angegriffe­ne Land weiterhin bedeckt. Aus organisato­rischen Gründen und wegen Sicherheit­sfragen sei es heikel, über Zeitpläne zu sprechen, sagte Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin.
Dpa-BILD: Nietfeld Voller Vorfreude: Robert Habeck stellt auf einer Pressekonf­erenz die Kampagne „80 Millionen gemeinsam für Energiewec­hsel“vor. Die Bundesregi­erung hält sich ungeachtet ukrainisch­er Forderunge­n nach mehr Klarheit beim Zeitpunkt der Lieferung schwerer Waffensyst­eme an das von Russland angegriffe­ne Land weiterhin bedeckt. Aus organisato­rischen Gründen und wegen Sicherheit­sfragen sei es heikel, über Zeitpläne zu sprechen, sagte Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin.

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