Nordwest-Zeitung

Düsteres Fazit über den Ex-Präsidente­n

Ausschuss belastet Trump schwer – Bislang unveröffen­tlichte Videos gezeigt

- Von Christiane Jacke Und Jürgen Bätz

Washington – Der Untersuchu­ngsausschu­ss zur Erstürmung des US-Kapitols hat in einer viel beachteten ersten öffentlich­en Anhörung neue Erkenntnis­se zu den Hintergrün­den der Attacke offengeleg­t und Ex-Präsident Donald Trump weiter belastet. In der Sitzung, die am Donnerstag­abend (Ortszeit) zur Hauptsende­zeit von diversen Fernsehsen­dern live übertragen wurde, zeigte das Gremium unter anderem bislang unveröffen­tlichtes Videomater­ial und Ausschnitt­e aus Befragunge­n früherer Mitglieder der Trump-Regierung. So bezeichnet­e der damalige Justizmini­ster William Barr die Wahlbetrug­sbehauptun­gen Trumps als „Schwachsin­n“.

Die Ausschussm­itglieder warfen Trump vor, dieser habe mit seinen Betrugsbeh­auptungen den wütenden Mob angetriebe­n. Der AusschussP­ence vorsitzend­e Bennie Thompson sprach von einem „Putschvers­uch“und mahnte, die Demokratie in den USA sei weiter in Gefahr.

Mob herbeigeru­fen

Die Vize-Ausschussc­hefin, die Republikan­erin und Trump-Kritikerin Liz Cheney, sagte, die Attacke sei „kein spontaner Aufstand“gewesen. „Präsident Trump hat den Mob herbeigeru­fen, den Mob versammelt und die Flamme dieses Angriffs entzündet.“ Über Monate habe Trump einen ausgeklüge­lten Plan koordinier­t, den Ausgang der Präsidente­nwahl zu kippen und die Machtüberg­abe an seinen Nachfolger zu verhindern.

Der Untersuchu­ngsausschu­ss hatte über Monate hinter verschloss­enen Türen Hunderte Zeugen befragt und große Mengen an Dokumenten und Beweismate­rial gesichtet.

Das Gremium legte offen, Trump habe sich während des Sturms auf das Kapitol positiv über Drohungen seiner Anhänger gegen Vizepräsid­ent Mike Pence geäußert. Cheney sagte unter Berufung auf Erkenntnis­se des Gremiums, Trump habe von den Drohungen gewusst und dazu gesagt: „Vielleicht haben unsere Anhänger die richtige Idee.“Pence hatte am 6. Januar 2021 in seiner Rolle als Vizepräsid­ent die Kongresssi­tzung geleitet, bei der Bidens Wahlsieg bestätigt wurde. Trumps Anhänger suchten damals im Gebäude auch nach Pence, den sie als Verräter beschimpft­en.

war nach Erkenntnis­sen des Ausschusse­s derjenige, der am Ende die Nationalga­rde zur Unterstütz­ung anforderte, um die Lage am Kapitol unter Kontrolle zu bringen. Dies gab Generalsta­bschef Mark Milley in seiner Befragung an. Das Weiße Haus habe es jedoch so darstellen wollen, als habe Trump die Entscheidu­ng getroffen, hieß es weiter.

Trump außer sich

Trump hat dem Untersuchu­ngsausschu­ss am Freitag Voreingeno­mmenheit vorgeworfe­n. „Eine einseitige, völlig parteiisch­e, politische Hexenjagd!“, schrieb er am Freitag auf der von ihm mitbegründ­eten Online-Plattform Truth Social.

Trump wiederholt­e seine widerlegte Behauptung, dass die Präsidente­nwahl 2020 „gefälscht und gestohlen“wurde. Es habe sich um „das Verbrechen des Jahrhunder­ts“gehandelt.

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Dpa-BILD: Martin Präsident Donald Trump am 6. Januar 2021 in Washington bei einer Kundgebung
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