Kirche zeigt Regenbogenfarben
Gottesdienst in St. Lamberti zum Thema „Coming out“am 12. Juni
Haben für den CSD-Gottesdienst in der Lambertikirche an diesem Sonntag schon alles vorbereitet: Annie Heger und Pastor Tom Brok.
Oldenburg – „Ich freue mich wirklich sehr, dass der Gottesdienst im Rahmen des CSD Nordwest seit so vielen Jahren hier mitten in der Stadt in St. Lamberti eine Heimat hat“, sagt Pastor Tom Brok. Das zeige, dass die Belange lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, intersexueller und queerer (kurz: LSBTIQ*) Menschen der Kirchengemeinde wichtig sind.
Für Pastor Brok ist es erst der zweite Gottesdienst im Rahmen des Christopher Street Day (CSD) in Oldenburg. „Dabei ist der letzte Gottesdienst noch gar nicht so lange her. Im vergangenen Jahr haben wir ihn in St. Lamberti im September gefeiert“, sagt er.
Erfahrungen
Schon an diesem Sonntag, 12. Juni, findet der nächste queere Gottesdienst statt, zu dem die Ev.-luth. Kirchengemeinde Oldenburg zusammen mit einem großen Aktionsteam einlädt. Er nimmt das Thema des diesjährigen
CSD Nordwest auf und steht unter dem Motto: „Coming out – in church“.
„Wir haben uns dazu entschieden, einige Erfahrungen zu thematisieren. Denn das ,Coming out’ ist für jeden anders und oftmals mit Ängsten und schmerzhaften Erfahrungen verbunden“, so Brok. Es kann eine Befreiung sein, genauso wie ein dauerndes SichRechtfertigen. In einigen Teilen der Welt kann es sogar eine akute Lebensgefahr bedeuten.
Als queere Frau, die den CSD-Gottesdienst in Oldenburg von Anfang an begleitet, hat Annie Heger viele Erfahrungen mit dem „Coming out“und der Kirche gemacht. „Am Sonntag wird unter anderem meine Mutter zu Wort kommen, die berichtet, wie es ist, ihr eigenes Kind immer wieder outen zu müssen“, erklärt Heger. Sie selbst habe laut eigenen Aussagen „unglaubliches Glück“gehabt. „Ich habe in meinem persönlichen Umfeld kaum Diskriminierung erfahren“, sagt sie.
Allerdings sei man ihr nicht überall mit Verständnis begegnet. „Als wir den ersten CSDGottesdienst initiiert haben, da gab es nicht nur innerhalb der Gemeinde Gegenstimmen. Ich habe viele anonyme Drohbriefe erhalten“, erklärt Heger. Zwar gebe es auch mehr als zehn Jahre später immer noch viele Anfeindungen – vor allem online. Vieles habe sich jedoch zum Guten gewandt.
„Ich freue mich unfassbar darüber, dass wir am Sonntag eine katholische Beteiligung haben. Denn vor allem in der katholischen Kirche ist bei diesem Thema gerade viel in Bewegung“, sagt sie und ergänzt: „In jeder Konfession gab und gibt es Konflikte. Keine Kirchengemeinschaft ist davor gefeit.“
Beim CSD-Gottesdienst am Sonntag soll es jedoch nicht nur um negative, sondern vor allem auch um positive Aspekte zum Thema Kirche und „Coming out“gehen.
„Wir feiern den Gottesdienst im Vertrauen darauf, dass Gott die Vielfalt des Lebens
und Liebens in seine Schöpfung gelegt hat“, sagt Pastor Brok.