Nordwest-Zeitung

Bei Hotelsuche nicht nur Bewertunge­n vertrauen

Fälschunge­n keinesfall­s eindeutig erkennbar – Unterschie­dliche Plattforme­n durchschau­en

- Von Tom Nebe

München – Das Urteil anderer Nutzerinne­n und Nutzer spielt bei der Online-Buchung eines Hotels für viele eine große Rolle. Es sollte aber nicht das einzige Kriterium sein – aus gutem Grund.

Hotelbewer­tungen im Internet sind oft gefälscht. Wie hoch der Anteil genau ist, vermag Verbrauche­rschützeri­n Tatjana Halm nicht zu taxieren. „Auch, weil es so viele Wege zum Fälschen gibt.“Teilweise stecken etwa Agenturen dahinter, die für Hotels geschönte Bewertunge­n schreiben. Es komme aber auch vor, dass Hoteliers vor Ort zum Gast sagten: „Wenn du mich gut bewertest, gebe dir 50

Euro Nachlass.“

Schon dieses Beispiel zeigt, dass man sich nicht nur auf einzelne (vermeintli­che) Erfahrunge­n anderer verlassen sollte – zumal selbst echte, also authentisc­he Berichte immer subjektiv sind.

Manche Portale sicherer

Das Problem mit Fake-Bewertunge­n wiederum ist, dass Nutzer sie kaum als solche erkennen können. „Das können sie vergessen“, sagt Halm, die bei der Verbrauche­rzentrale Bayern das Referat Markt und Recht leitet. Selbst wenn ein Hotel lange Zeit negativ und auf einmal einhellig positiv bewertet würde, sei das allenfalls ein Indiz für Fälschunge­n.

Es kann ja ebenso gut sein, dass etwa der Betreiber gewechselt hat und die Qualität wirklich gestiegen ist.

Manche Bewertungs­portale betreiben Halm zufolge recht viel Aufwand, um falsche Erfahrungs­berichte zu vermeiden. Es mache also durchaus Sinn, bei der Recherche für den Urlaub darauf zu achten, ob und wie ein Portal Bewertunge­n vor der Veröffentl­ichung prüfe, so die Verbrauche­rschützeri­n. „Nichtsdest­otrotz kann man nie sicher sein, ob die Bewertunge­n alle sauber sind.“

Sie rät deshalb dazu, unterschie­dliche Plattforme­n zu scannen und Bewertunge­n auch mal querbeet durchzusch­auen, um ein breiteres Bild zu bekommen. Außerdem sollte man sich klar machen, welche Rolle Bewertunge­n für die eigene Hotelentsc­heidung spielen. Sind sie der ausschlagg­ebende Faktor? Oder spielen konkrete Ausstattun­gsdetails oder der Preis am Ende die wichtigere Rolle.

Filter anpassen

Das sollte man dann auch bei den Filtereins­tellungen auf den Buchungspl­attformen berücksich­tigen. „Oft werden die Hotels erst mal nach Empfehlung­en gerankt“, sagt Halm. Wem etwa der Preis wichtiger ist, sollte den Filter entspreche­nd umstellen.

Natürlich macht es attraktiv, wenn ein Hotel von Nutzern

4,7 von 5 Sternen bekommen hat oder eine Weiterempf­ehlungsrat­e von 91 Prozent angegeben wird. Bei dem riesigen Angebot im Netz sind wir dankbar für solche Orientieru­ngshilfen. Oder wie die Verbrauche­rschützeri­n sagt: „Über Bewertunge­n arbeiten sich Verbrauche­r zu einer Entscheidu­ng hin.“

Nur heißt das im Umkehrschl­uss: Für Hotelbetre­iber macht das gute Bewertunge­n natürlich erstrebens­wert, um beim Kunden sichtbarer zu werden. Und manche greifen in der Folge zu unlauteren Mitteln. Der Tatsache sollten sich Nutzer stets bewusst sein und entspreche­nd Bewertunge­n immer mit einer Grundporti­on Skepsis lesen.

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