Russlands Schiffe scharf im Blick
Maritimes Sicherheitszentrum durch Ukraine-Krieg stark gefordert
Cuxhaven – Hinter dicken Betonmauern und umgeben von komplizierter Technik hält das Maritime Sicherheitszentrum des Bundes und der Küstenländer in Cuxhaven Tag und Nacht die Augen offen. Unter einem Dach sitzen hier Fachleute aus sieben verschiedenen Bereichen. Vertreten sind die Wasserschutzpolizei, die Deutsche Marine, das Havariekommando, Zoll, Bundespolizei, die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sowie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Eines eint alle: Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor.
Ausnahmegenehmigung
Bestätigen kann das Hartmut Neumann, Chef der Leitstelle der Wasserschutzpolizeien der fünf Bundesländer. „Die Aufgabenvielfalt hat deutlich zugenommen. Im Blick haben wir dabei vor allem
russische Schiffe“, erklärt Neumann bei einem Besuch des Oldenburger Polizeipräsidenten Johann Kühme und des Leiters der Wasserschutzpolizei Niedersachsen, Jörg Beensen, in Cuxhaven.
Wasserfahrzeuge, die unter russischer Flagge unterwegs sind, dürfen nur noch mit einer Ausnahmegenehmigung in deutschen Gewässern fahren. Russland hat darauf schnell reagiert und kurzerhand eine Reihe von Frachtern umgeflaggt. Doch hinter den Cuxhavener Betonmauern hat man das alles verfolgt und nimmt auch diese Schiffe ins Visier.
Eine Vielzahl von Verstößen gegen die Ausnahmegenehmigung beobachtet die Wasserschutzpolizei nicht. „Es hat einige ganz wenige Fälle gegeben, die sich aber schnell als Missverständnisse aufklärten. Wir haben das gut im Griff. Aber es ist eben eine Menge Arbeit mehr, der wir uns aber natürlich gern stellen“, so Neumann.
Ganz anders zeigte sich die Lage zu Beginn der CoronaKrise. Viele Schiffe ignorierten die Meldepflicht, wenn Besatzungsmitglieder erkrankten – aus Angst vor der drohenden Quarantäne. Das hätte empfindliche Zeitverluste bedeutet. Und auch in der Seefahrt ist Zeit gleich Geld.
Illegales Abwracken
Verstärkt interessieren sich die Cuxhavener für das illegale Abwracken von Schiffen, bei denen Eigner Millionen verdienen. Indien, Pakistan und die Türkei sind Länder, in denen sich alte Schiffe besonders preisgünstig abwracken lassen.
Das Aufdecken strafbarer Einleitungen von Chemikalien ins Meerwasser ist eine weitere Hauptaufgabe des Sicherheitszentrums. Dabei kommt Hilfe aus dem All. Satelliten sehen so gut wie alles.
Leitstelle unverzichtbar
Dazu sagte der Chef der Wasserschutzpolizei, Beensen: „Die Wasserschutzpolizei-Leitstelle der fünf Küstenländer ist ein unverzichtbarer Bestandteil der maritimen Sicherheitsarchitektur in Deutschland.“Jörg Beensens Dienstsitz ist Oldenburg.