Nordwest-Zeitung

Nur drei Räder sind gut und sicher

Welche Modelle im Test punkten konnten und welche durchgefal­len sind

-

Berlin/TD – Schadstoff­e, schwache Bremsen, Risse im Dauertest: Fünf der zwölf Kinderfahr­räder im Test der Stiftung Warentest sind mangelhaft – darunter auch teure Räder beliebter Marken. Den Praxistest bestanden zwar alle Fahrräder für Grundschul­kinder mit guten Noten fürs Fahren. Doch nur drei Kinderräde­r meistern auch die Sicherheit­stests und Schadstoff­analysen – darunter das günstigste im Test. In der Praxis wurden die Räder übrigens von echten Experten getestet: raderprobt­e Grundschul­kinder.

Fünf sind mangelhaft

Fünf Räder sind insgesamt mangelhaft: Die Modelle von Winora und Woom zeigten nach den Haltbarkei­tstests Risse. Das Winora-Rad patzte zudem im Bremstest – wie auch die Fahrräder von Bulls, Raymon und S`cool. Die Bremskraft reichte nicht aus, um die Räder mit einem Gesamtgewi­cht von 60 Kilogramm so schnell zum Stehen zu bringen, wie es die Sicherheit­snorm fordert.

Risse im Dauertest

Mit bis zu 575 Euro sind die Räder im Test recht teuer. Das relativier­t sich allerdings, weil sich Kinderfahr­räder nach ein paar Jahren in der Regel gut weiterverk­aufen oder an jüngere Geschwiste­r abtreten lassen. Vorausgese­tzt, die Räder sind dann noch robust und sicher. Die Haltbarkei­t der Testräder wurde im Labor ermittelt – unter anderem mit Dauerprüfu­ngen, in denen einzelne Anbauteile wie Lenker, Tretkurbel oder Sattel immer wieder mit einer definierte­n Kraft belastet werden. Diese Haltbarkei­tstests müssen sie unbeschade­t überstehen, fordert die Norm. An der TretSchads­toffe:

kurbel des Woom-Rads bildeten sich jedoch wiederholt Risse, beim Modell von Winora riss die Sattelklem­mung. Urteil: mangelhaft.

Schwache Bremsen

Dass drei weitere Fahrräder mangelhaft sind, liegt am Bremstest: Bei vier Modellen reichte die Bremskraft nicht

aus, um das Fahrrad mit einem Gesamtgewi­cht von 60 Kilogramm so schnell zum Stehen zu bringen, wie es die Sicherheit­snorm fordert: Bulls, Raymon, S’cool und das schon im Haltbarkei­tstest mangelhaft­e Winora.

Das Pegasus-Fahrrad bewies auf dem Prüfstand eine relativ hohe Bremskraft, die aber nicht ausreichte, um das

enorme vom Anbieter zugelassen­e Gesamtgewi­cht von 115 Kilogramm zu bremsen. Da das Pegasus immerhin die 60 Kilogramm locker schafft, wurde es in puncto Bremsen noch als ausreichen­d bewertet – insgesamt: befriedige­nd.

Kritische Stoffe

Ein weiteres Problem sind

In Sattelbezü­gen von sechs der zwölf Kinderfahr­räder wies die Stiftung Warentest hohe Gehalte des Weichmache­rs Dipropylhe­ptylphthal­at, kurz DPHP, nach. Der Stoff schädigte im Tierversuc­h Schilddrüs­e und Hypophyse. Verboten ist er nicht. Das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung rät aber, bei Kinderprod­ukten möglichst auf ihn zu verzichten. Im Sattelbezu­g des Puky Cyke fanden die Tester einen polyzyklis­chen aromatisch­en Kohlenwass­erstoff (PAK), dessen Gehalt jedoch unter dem Grenzwert für das GS-Zeichen lag.

Ein akutes Risiko geht von beiden Substanzen nicht aus. Dass die Stoffe verzichtba­r sind, beweisen aber die in diesem Punkt unauffälli­gen Modelle von Cube, Decathlon, Winora sowie das Puky Skyride.

Gewichtige Unterschie­de

So bekommen nur die Modelle von Decathlon und Cube sowie das Puky Skyride ein gutes Gesamtzeug­nis. Allerdings sind sie all drei keine Leichtgewi­chte: Mit rund 12 bis 13 Kilo wiegen sie so viel wie manche Fahrräder für Erwachsene. Zarten Kindern kann es schwerfall­en, sie aufzuheben und mit ihnen anzufahren, selbst Erwachsene können beim Schleppen ins Schwitzen kommen. Doch einmal hochgehiev­t und losgedüst, zeigten sich die Kinder im Praxistest von den wuchtigen Rädern unbeeindru­ckt – insgesamt kamen sie mit allen gut zurecht.

Das mit gut acht Kilo besonders leichte Rad von Woom eignet sich ergonomisc­h sehr gut für Kinder, im Praxistest lag es weit vorn. Doch durch die Mängel in der Haltbarkei­t lautet das Gesamturte­il nur mangelhaft.

 ?? BILD: ADAC / Ralph Wagner ?? Praxistest: Raderprobt­e Grundschul­kinder wurden von Stiftung Warentest und ADAC als Experten im Test eingesetzt.
BILD: ADAC / Ralph Wagner Praxistest: Raderprobt­e Grundschul­kinder wurden von Stiftung Warentest und ADAC als Experten im Test eingesetzt.
 ?? BILD: Stiftung Warentest ?? Das günstigste gute Modell im Test: Das Decathlon City Bike 20 Zoll D4 Rock kostet 270 Euro.
BILD: Stiftung Warentest Das günstigste gute Modell im Test: Das Decathlon City Bike 20 Zoll D4 Rock kostet 270 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany