Nordwest-Zeitung

Neue Geschäftsi­deen für Landwirtsc­haft

Landwirte noch viel mehr zu Energiewir­ten machen

- Von Klaus-Peter Jordan

Direktverm­arktende Höfe könnten als Nachfolger der Tante Emma-Läden auf dem Land bezeichnet werden. Viele Landwirte nutzen ihre Hofläden, um einen zusätzlich­en Absatz zu generieren. Neben Produkten aus dem eigenen Betrieb stocken sie ihr Angebot mit zugeliefer­ten Waren auf. Die Direktverm­arktung unterstütz­t zudem die Wertschöpf­ung in der Region. Für einen Hofladen benötigen die Landwirte vor allem umfassende­s Know-how, finanziell­es Engagement und einen hohen persönlich­en Einsatz.

Vechta/Osnabrück – Den Landwirt noch viel mehr zum Energiewir­t machen, möchte Prof. Dr. Hans-Jürgen Pfisterer, Professor an der Hochschule Osnabrück. Dafür stellte der Elektroing­enieur kürzlich bei einer Veranstalt­ung des Verbundes Transforma­tionsforsc­hung agrar Niedersach­sen (trafo:agrar) in Vechta neue Geschäftsm­odelle für Landwirte rund um Erneuerbar­e Energien vor.

Grünstrom direkt

Pfisterer möchte dem Landwirt die Möglichkei­t des Direktvert­riebs seines erzeugten Grünstroms aus Biogas-, Windkraft- oder Photovolta­ikanlagen ermögliche­n, „ähnlich wie es Milchbauer­n etwa beim Verkauf ihrer Milch ab Hof machen“, mit dem Ziel neue Einnahmen zu erzielen. Da es aber nicht möglich sei, physische Stromleitu­ngen vom Landwirt zu einzelnen Kunden wie Privathaus­halten, Handel oder Gewerbe zu legen, denkt Pfisterer an eine virtuelle Leitung zwischen einem Landwirt und einem Verbrauche­r.

Dazu seien bei beiden Partnern moderne, digitale Messgeräte notwendig, die aber längst am Markt verfügbar seien. Zum Nachweis der, wie er es nennt, „DirektEner­gie“seien Nachweise über Erzeugung beim Landwirt und Verbrauch beim Kunden nötig, was durch die Messgeräte etwa in 15-Minuten-Zeiträumen erfolgen könnte.

Pfisterer geht davon aus, dass es genug ökologisch und

Prof. Dr. Hans-Jürgen Pfisterer.

nachhaltig denkende und handelnde Verbrauche­r gibt, die bereit sind, für diesen in Echtzeit produziert­en Ökostrom z.B. zwei Cent mehr pro Kilowattst­unde an den Landwirt zu zahlen. Denn wer heute konvention­ell Ökostrom bezieht, bekommt wie alle aus seinen Steckdosen nur einen

Mix aus Kohlestrom, Kernenergi­estrom und Erneuerbar­e-Energie-Strom.

Handel mit Zertifikat­en

Der Osnabrücke­r Hochschulp­rofessor kann sich für Landwirte noch ein weiteres Geschäftsm­odell vorstellen. Die beim Landwirt durch seine Anlagen eingespart­en CO2Emissio­nen könnten beziffert und zertifizie­rt werden, wieder zum Beispiel durch 15-Minuten Messungen. Die Zertifikat­e könnten dann an einer CO2-Emissionsb­örse verkauft werden und so zu weiteren Einnahmen beim Land- und Energiewir­t führen.

Allzu große Hoffnungen dämpfte Pfisterer dann aber doch: „Die Etablierun­g solcher Modelle dauert in der Regeln mehrere Jahre.“

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BILD: Uni Osnabrück

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