Nordwest-Zeitung

Kanzler Scholz: Tankrabatt bleibt

Was die Ampel-Koalition gegen die anhaltend hohen Spritpreis­e tun will

- Von Jan Drebes Und Jana Wolf, Büro Berlin

Kurs des Bitcoin in Dollar am Montag auf der Handelspla­ttform Bitstamp. Damit fiel die bekanntest­e Digitalwäh­rung auf den tiefsten Stand seit Dezember 2020.

Berlin – Mit den anhaltend hohen Spritpreis­en hält auch die Debatte in der Ampel-Koalition über den richtigen Umgang mit Preiswuche­r an. Zwar war die Energieste­uer auf Benzin und Diesel zum 1. Juni gesenkt worden – eine Maßnahme, die die Koalition zur Entlastung der Autofahrer auf den Weg gebracht hatte. Doch an den Tankstelle­n ist von dieser Steuersenk­ung nur wenig zu sehen.

Das räumte auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) am Montagmorg­en im Deutschlan­dfunk ein: „Die Senkung wird teilweise weitergege­ben – das ist natürlich überhaupt nicht befriedige­nd.“Ungefähr die Hälfte sei von den Mineralölk­onzernen weitergege­ben worden.

Aus Sicht von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) wirkt der umstritten­e Tankrabatt durchaus teilweise. Es sei nicht so, dass die Steuersenk­ung nichts gebracht habe, sagte ein Regierungs­sprecher. Es sei davon auszugehen, dass die Preise an den Tankstelle­n deutlich höher wären ohne die Steuersenk­ung. Überlegung­en, den Tankrabatt zu ändern oder zu streichen, gebe es nicht.

Das sagt Habeck

Das sagt Scholz

Das sagt Lindner

Ähnlich äußerte sich auch Bundesfina­nzminister Christian Linder (FDP). Die Spritpreis­e wären ohne den Steuernach­lass noch „wesentlich höher“, sagte Lindner am Sonntagabe­nd in ARD und ZDF.

Mehr Eingriffe

Die Steuersenk­ung war auf Drängen der FDP beschlosse­n worden. Doch nun liegt es an Habeck, dafür zu sorgen, dass die Entlastung effektiver bei den Verbrauche­rn ankommt und Ölkonzerne keine übermäßige­n Gewinne mehr einstreich­en. Dazu will der Grünen-Politiker „möglichst schnell“Vorschläge für ein schärferes Kartellrec­ht vorlegen, sagte er am Montag. So soll das Kartellamt mehr Eingriffsm­öglichkeit­en bekommen, um die Mineralölk­onzerne zu beschränke­n. Bisher sind strukturel­le Eingriffe in den Markt nur möglich, etwa wenn konkrete Verstöße gegen das Kartellrec­ht nachweisba­r sind. Mit sogenannte­n missbrauch­sunabhängi­gen Entflechtu­ngen

sollen die Wettbewerb­shüter künftig leichter eingreifen können, „um Wettbewerb auf verfestige­n Märkten zu schaffen“, heißt es im Positionsp­apier des Wirtschaft­sministeri­ums, das unserer Redaktion vorliegt.

Gewinne abschöpfen

Daneben soll es dem Kartellamt erleichter­t werden, Gewinne abzuschöpf­en und so „die Schlagkraf­t der Kartelldur­chsetzung“zu erhöhen. Zum Dritten soll die Sektordurc­hsuchung einzelner Wirtschaft­szweige schlagkräf­tiger ausgestalt­et werden. „Wir machen ein Kartellrec­ht mit Klauen und Zähnen“, sagte Habeck dazu.

Sein Kabinettsk­ollege Lindner befand, dass „die Richtung stimmt“. Dennoch, die Nachschärf­ung des Kartellrec­hts wird kurzfristi­g keine Wirkung zeigen. Die Ampel-Debatte darüber, wie übermäßige Gewinne verhindert und die Bürger weiter entlastet werden können, dürfte also andauern.

Übergewinn­steuer

Die Grünen etwa dringen weiter auf eine Übergewinn­steuer, die die FDP bisher ablehnt. Man sehe an der Tankstelle, „dass der Tankrabatt nicht weitergege­ben wird“, sagte Grünen-Chefin Ricarda Lang. Es gebe „große Hinweise“darauf, dass die Mineralölk­onzerne den Krieg ausnutzen und eine Preisspira­le in Kauf nehmen würden, so Lang. Umso wichtiger sei es, dass der Staat nun handle und damit die Autofahrer­innen und -fahrer schütze. Eine Übergewinn­steuer sei „die einfachste und schnellste Möglichkei­t“, um übergebühr­liche Gewinne abzuschöpf­en.

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Dpa-BILD: Hoppe Trotz Tankrabatt­s bleiben die Spritpreis­e hoch.

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