Gehölze erobern Seen in der Stadt
Tierwelt auf dem Rückzug – Blätter sorgen für hohen Nährstoffeintrag
Oldenburg – Die Wasserwerte sind super, der Sauerstoffgehalt liegt bei 9,6 Milligramm pro Liter, die elektrische Leitfähigkeit, ein Indikator für Verunreinigungen, ist im normalen Bereich. Und dennoch: Etwas stimmt mit der Tonkuhle in Eversten nicht, sich hat sich sehr verändert. Das Wasser hat sich verfärbt, schimmert in Ocker-Tönen, zum ersten Mal in ihrer Geschichte gibt es keine Entenküken und von ehemals zwei Haubentaucherpärchen ist nur noch eines da.
Freie Sicht ist rar
„Die Wasservögel werden vertrieben“, sagt Norbert Gerdes, Vorsitzender des Fischereivereins Oldenburg, der die Tonkuhle für seine Mitglieder von der Stadt zum Angeln gepachtet hat. Schuld daran ist der Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern, weiß er. Die Wasservögel benötigen freie Sicht, um sich sicher zu fühlen. Und die ist in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten immer mehr eingeschränkt worden. Sträucher und Bäume wachsen dort, wo einst Rohrkolben und Schilf gediehen, in denen Libellen umherflogen und Vögel brüteten. Vorbei die Zeit, der „Kanal“zur Insel ist verschlammt, Kinder haben sich mit Stöckern einen Übergang gebaut, der Schilfgürtel ist verschwunden.
Das zusätzliche Problem: Die herabfallenden Blätter im Herbst zersetzen sich und sorgen für einen hohen Nährstoffeintrag, erklärt Gerdes weiter. Der wiederum sorgt dafür, dass es wie aktuell zu einer Algenblüte kommt. Die höherwertigen Wasserpflanzen, die früher an der Aufnahme dieser Nährstoffe beteiligt waren und für ein gewisses Gleichgewicht gesorgt haben, sind verschwunden. Der Grund dafür sind die Bäume, die den See beschatten und die Entwicklung er Wasserpflanzen beeinträchtigen – ein Teufelskreis.
Und nicht nur das, durch das sich zersetzende Laub am Grund bildet sich Faulschlamm, der dem Wasser den Sauerstoff entzieht und überwinternde Fische gefährdet. Dabei hätten die Angler der Stadt mehrfach angeboten, die Uferbereiche in Eigenregie freizuschneiden.
Landschaftsschutzgebiet
Und die Stadt? Anwohner haben den Eindruck gewonnen, dass sich sie sich hinter dem Begriff „Landschaftsschutzgebiet“versteckt und unter dem Deckmantel, die Landschaft zu schützen, einfach nichts mehr tut, die Natur sich selbst überlässt – was auch an den anderen Seen im Stadtgebiet zu beobachten ist.
Diesen Vorwurf weist die Stadtverwaltung zurück, sie
Der Blick aus derselben Perspektive heute: Das Schilf ist verschwunden, Bäume und Sträucher haben die Uferbereiche an der Tonkuhle erobert.
hat eine grundsätzlich andere Betrachtungsweise. (Lesen Sie eine ausführliche Stellungnahme
von Umweltdezernent Sven Uhrhan neben diesem Bericht)