Nordwest-Zeitung

Das unsichtbar­e Nachtgesic­ht der Kirchen

Fachtagung diskutiert die Herausford­erungen der nächtliche­n Einsätze

- Von Jürgen Westerhoff

Oldenburg – Sie sind nicht sichtbar, aber in höchstem Maße präsent. Niemand kennt ihre Namen, niemand weiß, wo sie sich aufhalten, niemand wird jemals ihre Gesichter sehen – und doch bilden sie in ihrer Gesamtheit das Nachtgesic­ht der Kirchen: Die Frauen und Männer der Telefonsee­lsorge sind rund um die Uhr erreichbar, jede Woche an sieben Tagen, egal ob Feiertag, Sonntag oder normaler Werktag. Ihre Arbeit findet in absoluter Anonymität statt, sie kennen nicht die Telefonnum­mern der rat- und hilfesuche­nden Menschen.

Besonderer Schutzraum

Diese Vertraulic­hkeit bietet einen besonderen Schutzraum, in dem auch über die Dinge gesprochen werden kann, die sonst niemandem anvertraut werden können.

Besonders gefragt sind speziell ausgebilde­ten ehrenamt

Tagungslei­ter und Referenten (von links): Daniel Tietjen, Anja Spieker, Annegret Wernecke, Peter Brockmann, Susanne Kluge, Wolle Willig, Elke Andrae, Christhild Roberz und HansJürgen Bollmann

lichen Seelsorger­innen und Seelsorger in der Nacht, wenn die Sorgen stärker als sonst drücken und der Schlaf nicht kommen will. Dann stehen sie als Gesprächsp­artner zur Verfügung, suchen gemeinsam mit den Anrufern Lösungsans­ätze für unterschie­dlichste Fragen – und sind für einen gewissen Zeitraum Begleiter

durch das Dunkel und die Einsamkeit der Nacht.

Telefonsee­lsorger aus dem gesamten Nordwesten Deutschlan­ds trafen sich am Wochenende zu einer Fachtagung in Oldenburg, um sich speziell über die besonderen Herausford­erungen der nächtliche­n Einsätze auszutausc­hen.

Dabei geht es nicht nur um die vielfachen inhaltlich­en Themen, die in den Nächten zu behandeln sind – von der Einsamkeit über wirtschaft­liche Sorgen, Panik und Angstattac­ken bis hin zu Partnersch­aftsproble­m.

Experten zu Gast

Wichtig sind auch Fragen der individuel­len persönlich­en Vorbereitu­ng auf die nächtliche­n Telefonein­sätze. Zum Austausch über grundsätzl­iche Aspekte der Nachtarbei­t waren Experten auf der Tagung zu Gast, die über ihre speziellen Erfahrunge­n berichtete­n.

Eine Krankensch­wester, die über ihre nächtliche­n Dienstschi­chten in einer Klinik berichtete, gehörte ebenso dazu wie ein Pastor, der als Notfallsee­lsorger unter anderem von Polizei oder Feuerwehr angeforder­t wird, wenn es gilt, besondere Situatione­n mit starken Belastunge­n zu bewältigen.

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