Das unsichtbare Nachtgesicht der Kirchen
Fachtagung diskutiert die Herausforderungen der nächtlichen Einsätze
Oldenburg – Sie sind nicht sichtbar, aber in höchstem Maße präsent. Niemand kennt ihre Namen, niemand weiß, wo sie sich aufhalten, niemand wird jemals ihre Gesichter sehen – und doch bilden sie in ihrer Gesamtheit das Nachtgesicht der Kirchen: Die Frauen und Männer der Telefonseelsorge sind rund um die Uhr erreichbar, jede Woche an sieben Tagen, egal ob Feiertag, Sonntag oder normaler Werktag. Ihre Arbeit findet in absoluter Anonymität statt, sie kennen nicht die Telefonnummern der rat- und hilfesuchenden Menschen.
Besonderer Schutzraum
Diese Vertraulichkeit bietet einen besonderen Schutzraum, in dem auch über die Dinge gesprochen werden kann, die sonst niemandem anvertraut werden können.
Besonders gefragt sind speziell ausgebildeten ehrenamt
Tagungsleiter und Referenten (von links): Daniel Tietjen, Anja Spieker, Annegret Wernecke, Peter Brockmann, Susanne Kluge, Wolle Willig, Elke Andrae, Christhild Roberz und HansJürgen Bollmann
lichen Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Nacht, wenn die Sorgen stärker als sonst drücken und der Schlaf nicht kommen will. Dann stehen sie als Gesprächspartner zur Verfügung, suchen gemeinsam mit den Anrufern Lösungsansätze für unterschiedlichste Fragen – und sind für einen gewissen Zeitraum Begleiter
durch das Dunkel und die Einsamkeit der Nacht.
Telefonseelsorger aus dem gesamten Nordwesten Deutschlands trafen sich am Wochenende zu einer Fachtagung in Oldenburg, um sich speziell über die besonderen Herausforderungen der nächtlichen Einsätze auszutauschen.
Dabei geht es nicht nur um die vielfachen inhaltlichen Themen, die in den Nächten zu behandeln sind – von der Einsamkeit über wirtschaftliche Sorgen, Panik und Angstattacken bis hin zu Partnerschaftsproblem.
Experten zu Gast
Wichtig sind auch Fragen der individuellen persönlichen Vorbereitung auf die nächtlichen Telefoneinsätze. Zum Austausch über grundsätzliche Aspekte der Nachtarbeit waren Experten auf der Tagung zu Gast, die über ihre speziellen Erfahrungen berichteten.
Eine Krankenschwester, die über ihre nächtlichen Dienstschichten in einer Klinik berichtete, gehörte ebenso dazu wie ein Pastor, der als Notfallseelsorger unter anderem von Polizei oder Feuerwehr angefordert wird, wenn es gilt, besondere Situationen mit starken Belastungen zu bewältigen.