Nordwest-Zeitung

Wie die AfD neuen Wahlpleite­n vorbeugen will

Wahl des Bundesspre­chers steht an – Zwei Außenseite­r, ein Angezählte­r und ein Rechtsauße­n

- Von Hagen Strauß, Büro Berlin

Riesa – Die guten Zeiten sind für die AfD längst vorbei. Bei den letzten zehn Wahlen in den Ländern und im Bund fuhr die Partei Verluste ein. Und wie eigentlich immer schon sind führende Parteifunk­tionäre zerstritte­n. In der Bundestags­fraktion herrschten Feindselig­keiten und Misstrauen, heißt es etwa. Hinzu kommt dann auch noch die Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz. Das ist also die Ausgangsla­ge, wenn die AfD am kommenden Wochenende im sächsische­n Riesa bei Dresden zu ihrem Bundespart­eitag zusammenko­mmt. Wieder geht es um Aufarbeitu­ng, Ausrichtun­g, Aufbruch.

Unter anderem werden neue Parteichef­s gewählt, bei der AfD Bundesspre­cher genannt. Bisher gab es immer zwei, in Riesa könnte die Satzung geändert werden, sodass künftig eine Einzelspit­ze möglich sein wird. Die Kandidaten:

■ Tino Chrupalla

Seit dem Abgang Meuthens Ende Januar wird die AfD nur noch von ihm geleitet. Der Maler und Lackierer aus Weißwasser in der Oberlausit­z steht zusammen mit Alice Weidel auch der AfD-Fraktion im Bundestag vor. Der 47-Jährige möchte Weidel in seinem Spitzentea­m dabeihaben. Chrupalla jedenfalls wird nicht müde, aus der AfD eine Volksparte­i machen zu wollen. Davon ist sie aber weit entfernt. Dem Vater von drei Kindern werden die Wahlverlus­te angelastet. Zuletzt gab er sich eher russlandfr­eundlich. Politisch steht er dem formal aufgelöste­n,

rechtsextr­emistische­n „Flügel“um den Thüringer AfDChef Björn Höcke nahe.

Norbert Kleinwächt­er

Der Brandenbur­ger Bundestags­abgeordnet­e hat angekündig­t, gegen Chrupalla antreten zu wollen. Der 36-Jährige, geboren in Augsburg, sitzt seit 2017 im Parlament, er ist Fraktionsv­ize und gilt innerhalb der AfD als gemäßigt. Kleinwächt­er selbst verortet sich in der „Alternativ­en Mitte“– obwohl manche Äußerungen aus der Vergangenh­eit durchaus andere Deutungen zulassen. Klar positionie­rte er sich

gegen Russland. Intern heißt es, er sei „kein starker Gegner“für Chrupalla.

Nicolaus Fest

Auch den 59-jährigen AfD-Europaabge­ordneten dürfte Chrupalla nicht wirklich fürchten müssen. Ob er gegen Chrupalla antreten oder sich als Co-Vorsitzend­er bewerben will, ist offen. In einem Video von Anfang Juni sagte der Jurist: „Wir brauchen einen Vorstand, der alle Seiten einbindet.“Einige verbale Entgleisun­gen sind vom Sohn des Historiker­s Joachim Fest aber auch bekannt.

■ Björn Höcke

Wieder richten sich alle Blicke auf den Thüringer Landesvors­itzenden. Höcke hat bisher nur angedeutet, dass er kandidiere­n könnte. Das Problem: Aus Verfassung­sschutz-Sicht wäre schon der Einzug des AfD-Rechtsausl­egers in den Vorstand ein weiterer Hinweis auf eine Entwicklun­g in Richtung Rechtsextr­emismus. Womöglich könnte der 50-Jährige sich anderweiti­g Einfluss sichern wollen. Geplant ist die Bildung einer Kommission zur „Parteistru­kturreform“, die den Bundesvors­tand enger an Parteitags­beschlüsse binden soll. Möglicher Leiter: Höcke.

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