Tafeln sind an der Grenze der Belastung
Vorsitzender Uwe Lampe berichtet von Aufnahmestopp für Neukunden und kleineren Rationen
Hannover/Bremen – Die stark gestiegene Nachfrage unter bedürftigen Menschen bringt die Lebensmittel-Tafeln in Niedersachsen und Bremen an ihre Grenzen. Mehrere Tafeln hätten bereits einen Aufnahmestopp für neue Gäste verhängt, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Tafeln, Uwe Lampe, am Dienstag der Nachrichtenagentur epd. Sie könnten gespendete Lebensmittel aus Supermärkten oder Bäckereien vorübergehend nur noch an registrierte Kunden ausgeben. Hauptursachen seien der starke Andrang von Geflüchteten aus der Ukraine und die steigenden Preise für Lebensmittel. In Niedersachsen und Bremen gibt es insgesamt 106 Tafeln.
„Wahrscheinlich werden demnächst noch mehr Tafeln an den Rand ihrer Möglichkeiten kommen“, sagte Lampe. Natürlich wollten die Tafeln dies vermeiden. „Aber die Kolleginnen und Kollegen können sich im Augenblick nicht anders helfen.“Vor dem Krieg in der Ukraine hätten die Tafeln des Landesverbandes im Schnitt rund 150 000 regelmäßige Kunden gehabt. „Jetzt sind es noch mal 70 000 mehr.“Die Tafeln unterstützen Bedürftige mit übrig gebliebenen Lebensmitteln, die
noch genießbar sind, aber nicht mehr verkauft werden können. Diese Menge lasse sich aber nicht beliebig steigern, erläuterte Lampe.
Inflation wirkt sich aus
Auch die stark steigende allgemeine Inflation mache sich unmittelbar bei den Tafeln bemerkbar. „Wenn die Energieversorger demnächst die neuen Bescheide mit den Preisen für Gas und Strom hinausschicken,
werden wir einen noch ungeahnten Zustrom von all denen erleben, die erkennen, dass das für sie jetzt ein Problem wird“, sagte Lampe, der die Tafel in Springe bei Hannover leitet. Der Vorsitzende prognostizierte: „Wir werden demnächst Menschen versorgen, die im Moment noch gar nicht wissen, dass sie bald Tafelkunden sind.“
Für den einzelnen Kunden könnten sich die Mengen der abgeholten Lebensmittel
dann verringern. Das könne vor Ort rasch zu Spannungen führen.
Schwierig für Helfer
Durch den wachsenden Andrang würden auch die rund 6000 überwiegend älteren ehrenamtlichen Helfer stärker belastet, erläuterte Lampe. Sie müssten dadurch länger arbeiten und würden auch psychisch belastet, wenn sie den Gästen nicht mehr so viele Lebensmittel
ausgeben könnten wie früher.
Wer Lebensmittel von einer der Tafeln erhalten will, muss in der Regel seine Bedürftigkeit nachweisen. Das kann laut Lampe mit einem Hartz-IV-Bescheid geschehen, einer Asylberechtigung oder einem Rentenbescheid, wenn die Rente nicht mehr als 900 Euro beträgt. Von Unberechtigten missbraucht würden die Tafeln selten, betonte der Vorsitzende.