Nordwest-Zeitung

„Ich mach’ das einfach mal“

Wie Gewerkscha­ftsführer Komolka sein Amt angeht

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Zögern und Zaudern ist nicht sein Ding: „Ich mach’ das einfach mal“, sagt Kevin Komolka. Der Polizeihau­ptkommissa­r aus Harsum (Kreis Hildesheim) steht seit knapp vier Wochen an der Spitze der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Niedersach­sen. Mit 34 Jahren ist Komolka der jüngste Chef einer DGBEinzelg­ewerkschaf­t.

Große Mehrheit

Die große Mehrheit von 98 Prozent beim Delegierte­ntag war kein Zufall: Kaum trat Komolka 2006 in die Polizei ein, war er schon Vorsitzend­er der Jungen Gruppe der GdP, später Bundesjuge­ndvorsitze­nder und seit 2014 stellvertr­etender GdP-Landesvors­itzender. Im Polizeidie­nst durchlief er diverse Stationen. So war er Zugführer einer Polizeihun­dertschaft in Göttingen. Seit 2020 ist der Vater von drei kleinen Kindern als stellvertr­etender Bezirksper­sonalratsv­orsitzende­r der Polizeidir­ektion Göttingen und ordentlich­es Mitglied im Polizeihau­ptpersonal­rat freigestel­lt.

Das Team in der GdP-Geschäftss­telle im hannoversc­hen Stadtbezir­k BuchholzKl­eefeld kennt Komolka schon lange. Die neue Rollenvert­eilung sei für ihn durchaus eine Herausford­erung, räumt der neue GdP-Chef ein. Aktuell stehen etliche repräsenta­tive Pflichten an – sei es das CDUSpargel­essen

oder der SPDParteit­ag. Ein Termin für den Antrittsbe­such bei Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) wird gerade abgestimmt.

Ein Teamspiele­r

Komolka versteht sich als Teamspiele­r: Er wolle nicht allein für die GdP sprechen. Zu Fachthemen sollen sich die Leiter der Fachaussch­üsse äußern; etwa der Oldenburge­r Andreas Kauß als Vorsitzend­er Tarifkommi­ssion. Gleichwohl will der neue GdP-Chef „auf die Pauke hauen“, wenn es notwendig erscheint. Ein Beispiel: der 225 Millionen-EuroSanier­ungsstau bei den Polizeigeb­äuden. „Nur wenn das Arbeitsumf­eld stimmt, steigt die Arbeitszuf­riedenheit“, sagt Komolka. Auch sei dringend personelle Verstärkun­g erforderli­ch, um Fälle von Kindesmiss­brauch aufzukläre­n. Dazu gehöre auch der Einsatz

„Künstliche­r Intelligen­z“, um widerliche Kinderporn­os zu sichten. Zur Aufklärung von Cybercrime müsse über organisato­rische Veränderun­gen nachgedach­t werden. Komolka scheut sich aber auch nicht, das Land zu loben, wenn GdPForderu­ngen umgesetzt wurden. So habe die niedersäch­sische Polizei inzwischen den modernsten Fuhrpark seit Jahrzehnte­n. „Niemand muss sich ekeln, wenn er in ein Dienstfahr­zeug einsteigt“, erklärt er.

Leidenscha­ft für den Job

Demnächst will Komolka in einer Klausur mit seinem Vorstandst­eam die Arbeitstei­lung besprechen. Die GdP, die in Niedersach­sen rund 15 000 Mitglieder zählt, soll weiterhin erste Adresse für die Mitarbeite­nden der Polizei sein. Vier Jahre lang ist die Amtszeit des GdP-Landesvors­itzenden. Vorgänger Dietmar Schilff (60) trat nach zwölf Jahren ab. Und wie lange möchte Komolka das Amt ausüben? „Solange alle das Gefühl haben, es läuft gut“, antwortet der 34-Jährige diplomatis­ch. Gleichzeit­ig betont er: „Ich bin leidenscha­ftlich gern Polizist.“

Dabei musste er bei seiner Einstellun­g eine Hürde unterbiete­n. Damals wurden nur Anwärter, die nicht größer als zwei Meter sind, eingestell­t. Komolka kam aber auf 2,03 Meter. In den Einstellun­gsunterlag­en wurde 1,99 Meter eingetrage­n. Größe ist auch bei der Polizei nicht alles.

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BILD: GdP Junger Gewerkscha­ftsführer: Kevin Komolka (34) von der GdP

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