„Ich mach’ das einfach mal“
Wie Gewerkschaftsführer Komolka sein Amt angeht
Hannover – Zögern und Zaudern ist nicht sein Ding: „Ich mach’ das einfach mal“, sagt Kevin Komolka. Der Polizeihauptkommissar aus Harsum (Kreis Hildesheim) steht seit knapp vier Wochen an der Spitze der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Niedersachsen. Mit 34 Jahren ist Komolka der jüngste Chef einer DGBEinzelgewerkschaft.
Große Mehrheit
Die große Mehrheit von 98 Prozent beim Delegiertentag war kein Zufall: Kaum trat Komolka 2006 in die Polizei ein, war er schon Vorsitzender der Jungen Gruppe der GdP, später Bundesjugendvorsitzender und seit 2014 stellvertretender GdP-Landesvorsitzender. Im Polizeidienst durchlief er diverse Stationen. So war er Zugführer einer Polizeihundertschaft in Göttingen. Seit 2020 ist der Vater von drei kleinen Kindern als stellvertretender Bezirkspersonalratsvorsitzender der Polizeidirektion Göttingen und ordentliches Mitglied im Polizeihauptpersonalrat freigestellt.
Das Team in der GdP-Geschäftsstelle im hannoverschen Stadtbezirk BuchholzKleefeld kennt Komolka schon lange. Die neue Rollenverteilung sei für ihn durchaus eine Herausforderung, räumt der neue GdP-Chef ein. Aktuell stehen etliche repräsentative Pflichten an – sei es das CDUSpargelessen
oder der SPDParteitag. Ein Termin für den Antrittsbesuch bei Innenminister Boris Pistorius (SPD) wird gerade abgestimmt.
Ein Teamspieler
Komolka versteht sich als Teamspieler: Er wolle nicht allein für die GdP sprechen. Zu Fachthemen sollen sich die Leiter der Fachausschüsse äußern; etwa der Oldenburger Andreas Kauß als Vorsitzender Tarifkommission. Gleichwohl will der neue GdP-Chef „auf die Pauke hauen“, wenn es notwendig erscheint. Ein Beispiel: der 225 Millionen-EuroSanierungsstau bei den Polizeigebäuden. „Nur wenn das Arbeitsumfeld stimmt, steigt die Arbeitszufriedenheit“, sagt Komolka. Auch sei dringend personelle Verstärkung erforderlich, um Fälle von Kindesmissbrauch aufzuklären. Dazu gehöre auch der Einsatz
„Künstlicher Intelligenz“, um widerliche Kinderpornos zu sichten. Zur Aufklärung von Cybercrime müsse über organisatorische Veränderungen nachgedacht werden. Komolka scheut sich aber auch nicht, das Land zu loben, wenn GdPForderungen umgesetzt wurden. So habe die niedersächsische Polizei inzwischen den modernsten Fuhrpark seit Jahrzehnten. „Niemand muss sich ekeln, wenn er in ein Dienstfahrzeug einsteigt“, erklärt er.
Leidenschaft für den Job
Demnächst will Komolka in einer Klausur mit seinem Vorstandsteam die Arbeitsteilung besprechen. Die GdP, die in Niedersachsen rund 15 000 Mitglieder zählt, soll weiterhin erste Adresse für die Mitarbeitenden der Polizei sein. Vier Jahre lang ist die Amtszeit des GdP-Landesvorsitzenden. Vorgänger Dietmar Schilff (60) trat nach zwölf Jahren ab. Und wie lange möchte Komolka das Amt ausüben? „Solange alle das Gefühl haben, es läuft gut“, antwortet der 34-Jährige diplomatisch. Gleichzeitig betont er: „Ich bin leidenschaftlich gern Polizist.“
Dabei musste er bei seiner Einstellung eine Hürde unterbieten. Damals wurden nur Anwärter, die nicht größer als zwei Meter sind, eingestellt. Komolka kam aber auf 2,03 Meter. In den Einstellungsunterlagen wurde 1,99 Meter eingetragen. Größe ist auch bei der Polizei nicht alles.