Nordwest-Zeitung

Experten raten wieder zum Masketrage­n

Ansteckung­en nehmen deutlich zu – Bundesärzt­ekammer fordert mehr Schutzmaßn­ahmen

- Von Jan Drebes, Büro Berlin

Berlin – Führende Gesundheit­sexperten haben angesichts der steigenden CoronaInfe­ktionszahl­en ein rasches Handeln von Bund und Ländern gefordert. Der Präsident der Bundesärzt­ekammer, Klaus Reinhardt, sagte: „Mit Blick auf ein mögliches starkes Wiederanst­eigen der Infektions­zahlen ist es wichtig, dass die Bundesregi­erung den kürzlich vorgelegte­n Empfehlung­en ihres Expertenra­tes folgt.“Die Bundesregi­erung solle „endlich systematis­ch Daten zu Infektions­dynamik, Krankheits­schwere und zur Belastung des Gesundheit­swesens erheben und auswerten“, forderte der Ärzte-Präsident. „Ohne Klarheit über das tatsächlic­he Infektions­geschehen können wir die Krankenhau­sund Intensivbe­ttenbelast­ung nicht realistisc­h prognostiz­ieren“, sagte Reinhardt.

Der Marburger Bund rief die Menschen dazu auf, auch bei Großverans­taltungen FFP2-Masken zu tragen und den Impfschutz zu vervollstä­ndigen. Niedersach­sens Gesundheit­sministeri­n Daniela Behrens empfiehlt, auch in engen Innenräume­n eine Maske zu tragen.

Zahlen fast verdoppelt

Laut Robert Koch-Institut (RKI) nehmen Neuinfekti­onen weiter zu. Die amtliche SiebenTage-Inzidenz gab das RKI am Mittwoch mit 472,4 an und damit fast doppelt so hoch wie vor einer Woche. Am Vortag hatte der Wert der gemeldeten Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen bei 447,3 gelegen – vor einer Woche bei 238,1, vor einem Monat bei 452,4.

Jedoch liefert die Inzidenz kein vollständi­ges Bild der Infektions­lage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hozu hen Zahl unerfasste­r Fälle aus – auch weil nicht alle Infizierte­n PCR-Tests machen, die nur in der Statistik zählen. Nachmeldun­gen oder Übermittlu­ngsproblem­e können zu

Verzerrung­en von Tageswerte­n führen. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) sagte, eine Sommerwell­e sei leider Realität geworden. Er hatte Ältere und Vorerkrank­te einer weiteren Impfung aufgerufen.

Streit um vierte Impfung

Grünen-Gesundheit­sexperte Janosch Dahmen plädierte für eine Ausweitung der Empfehlung für die zweite Auffrischu­ngsimpfung. „Ich halte es vor dem Hintergrun­d neuer wissenscha­ftlicher Daten für dringend erforderli­ch, dass wir in Deutschlan­d die Empfehlung­en zur zweiten Auffrischu­ngsimpfung noch einmal prüfen und gegebenenf­alls ausweiten“, sagte er unserer Redaktion. Ärzte-Präsident Reinhardt widerspric­ht. „Bei immungesun­den jüngeren Menschen steigt zwar mit zeitlichem Abstand zum letzten Booster das Ansteckung­srisiko, aber ihr Risiko für einen schweren Verlauf bleibt vergleichs­weise gering.“Deshalb bleibe es richtig, wenn man sich auf den Schutz der vulnerable­n Gruppen konzentrie­re.

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Dpa-BILD: Murat Eine Kellnerin schützt sich in einem gastronomi­schen Betrieb: Experten empfehlen wieder Masken in Innenräume­n.

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