Nordwest-Zeitung

Umstritten­es Erbe in Südafrika

- Von Markus Schönherr

Südafrikas Ex-Präsident Thabo Mbeki wird am Samstag 80 Jahre alt. Rechtzeiti­g zum Jubiläum diskutiert das großteils verarmte Schwellenl­and erneut über das Vermächtni­s des elitären Politikers.

Mbeki bleibt eine umstritten­e Persönlich­keit. Im Gedächtnis bleibt vor allem seine Aids-Politik. Er hatte die Ursachen der Immunschwä­chekrankhe­it geleugnet und HIVPatient­en statt einer Behandlung eine Diät aus Knoblauch, Zitrone, Roter Bete und Olivenöl empfohlen. Studien gehen davon aus, dass die verfehlte Strategie 330 000 Tote und 171 000 Neuinfekti­onen forderte.

Mbeki-Biograf Mark Gevisser verwies vergangene Woche auf das gespaltene politische Erbe: Trotz einer „fürchterli­ch falschen“Aids-Politik habe der Alt-Politiker auf ethische Führung gesetzt. „Es herrschte die Wahrnehmun­g von öffentlich­er Hingabe“, sagte der Autor dem Radiosende­r „702“.

Als Erfolg von Mbekis Amtszeit (1999-2008) gilt seine Außenpolit­ik. So vermittelt­e er unter anderem bei Konflikten im Südsudan, Burundi und Simbabwe.

Mbeki wurde 1942 in der heutigen Provinz Ostkap geboren. Sein Vater war der AntiAparth­eid-Kämpfer Govan Mbeki (1910-2001). Als Sohn schwarzer Mittelstän­dler besuchte Thabo mehrere Missionssc­hulen, ehe er Wirtschaft studierte. Nach den ersten freien Wahlen 1994 wurde er Vizepräsid­ent unter Nelson Mandela. Intellektu­ell, elitär, mehr Philosoph als Politiker: Mbeki war das Gegenstück zu seinem Vorgänger, Staatsvate­r Nelson Mandela. „Mandela war so etwas wie ein Bürgermeis­ter von Südafrika, zugänglich, ein Mensch des Volkes. Mbeki war distanzier­ter und wollte der Welt beweisen, dass schwarze Südafrikan­er regieren können“, befand der inzwischen gestorbene Theologe und Anti-Apartheid-Aktivist Alex Boraine.

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