Bundeswehr-Reform Reaktion auf russische Invasion
Ziel ist „Kaltstartfähigkeit“des Führungsstabes – Das sind die Aufgaben des Kommandos
Berlin – Carsten Breuer kennt sich aus mit Katastrophen nationaler Dimension. Der Generalmajor führte bis zuletzt den Krisenstab zur besseren Koordinierung im Kampf gegen die Pandemie. Ab Oktober dieses Jahres soll der ZweiSterne-General das neue Territoriale Führungskommando der Bundeswehr mit Sitz in Berlin leiten. Breuer organisiert dann an der Spitze dieser neuen Einheit nicht nur den Kampf gegen das Virus (oder andere künftige Pandemien), er soll auch Heimatschutzeinsätze führen – etwa bei Katastrophen. Sollten die Ahr und andere Flüsse nach Starkregen erneut ganze Regionen fluten, will die Bundeswehr schneller helfen.
■ Auslöser
Mit der Aufstellung dieses neuen Kommandos reagiert das Verteidigungsministerium auch auf den russischen Einmarsch in der Ukraine und will damit die Führungsorganisation der Streitkräfte besser als bislang für Herausforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung ausrichten. Zuletzt hatte es immer wieder Kritik gegeben an den mangelnden Fähigkeiten der Truppe, wenn es darum geht, Deutschland und das Bündnisgebiet zu verteidigen. Heeresinspekteur Alfons Mais wurde besonders deutlich. Er habe nach 41 Dienstjahren nicht geglaubt, noch einen Krieg erleben zu müssen. Mais: „Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da. Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können, sind extrem limitiert.“
■ Begründung
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) begründet die Aufstellung des neuen Führungskommandos unter anderem mit zersplitterten Zuständigkeiten. „Bislang waren die territorialen Führungsaufgaben über viele Bereiche verteilt.“Nun sollen sie neu gebündelt werden. Ziel sei eine „Kaltstartfähigkeit“des Führungsstabes am Sitz der Bundesregierung in Berlin. Das Kommando ist unmittelbar dem Bundesministerium der Verteidigung nachgeordnet und nicht Teil eines Organisationsbereiches. Dem Kommando werden unter anderem die Landeskommandos, die Heimatschutzkräfte und das Zentrum für zivil-militärische Zusammenarbeit unterstellt. Das neue Territoriale Führungskommando soll mit Personal aus dem Kommando der Streitkräftebasis verstärkt werden, die ansonsten aber „unberührt“bleibe, teilt das Ministerium mit.