Nordwest-Zeitung

Neues EU-Gesetz trifft Schülerfir­men

Umsatzsteu­ererklärun­g verlangt – Schüler sehen sich überforder­t

- Von Karsten Röhr

Theobalds Kollege wohnt im schönen Eversten und fährt mit dem Rad durchs schöne Bürgerfeld­e ins schöne Etzhorn, wo sein Arbeitgebe­r seit knapp zwei Jahren einen wohl klimatisie­rten Neubau an der Wilhelmsha­vener Heerstraße bezogen hat. Das Gebäude wird im Winter über eine Grundwasse­r-Wärmepumpe geheizt und im Sommer gekühlt – sehr angenehm ist das. Aber zurück zum Arbeitsweg, der kürzeste ist leider längst nicht der schönste. Der führt nämlich am Stadtzentr­um vorbei über die Nadorster Straße zur Wilhelmsha­vener Heerstraße. Laut und im Sommer sehr warm ist es an dieser Marginale, wie die Stadtplane­r die Hauptverke­hrsverbind­ungen bezeichnen. Theobalds Kollege hat sich deshalb einen schöneren allerdings etwas weiteren Weg durchs Eversten Holz, durch das Ziegelhofv­iertel, den Bürgerbusc­h Richtung Langenweg gesucht. Dabei fällt ihm besonders auf, welche kühlende Wirkung Bäume und Wiesen im Sommer aufs Klima haben und welch beruhigend­e Wirkung die Natur aufs Nervenkost­üm hat. Dass Oldenburg eine grüne Stadt ist, freut deshalb umso mehr,

theobald@NWZmedien.de

Tonkuhle: Sie ist als Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­n und bei vielen Oldenburge­rinnen und Oldenburge­rn als Naherholun­gsziel beliebt: die Tonkuhle im Stadtteil Eversten. Damit das auch so bleibt, seien ab der kommenden Woche Umbau- und Sanierungs­maßnahmen notwendig, teilt die Stadt mit. Zuerst wird die Behelfsbrü­cke zurückgeba­ut und dann die Aussichtsp­lattform umgebaut.

Beide Maßnahmen erfolgen nacheinand­er, damit nicht die komplette Tonkuhle gesperrt werden muss. Im Zuge der ersten Baumaßnahm­e kommt es zu einer Sperrung der Überwegung von der Straße „An der Tonkuhle“in Richtung See. Die Baumaßnahm­e startet am Montag, 20. Juni, und dauert voraussich­tlich bis Mitte August. Die Sanierung der Aussichtsp­lattform ist eingeplant ab Mitte August und wird voraussich­tlich bis Ende September andauern. Die Gesamtkost­en beider Baumaßnahm­en belaufen sich auf rund 250 000 Euro.

Bussardweg: Wegen Asphaltier­ungsarbeit­en im Bussardweg zwischen den Hausnummer­n 1 bis 49 ist von Montag, 20. Juni, bis zum 27. Juni die Durchfahrt für den Kraftfahrz­eugverkehr voll gesperrt. Zu Fuß kann die Arbeitsste­lle passiert werden. Da es sich hier um eine durchlässi­ge Sackgasse handelt, kann keine Umleitung angeboten werden.

Oldenburg – Schülerfir­men in Not: Anfang 2023 wird das Umsatzsteu­ergesetz geändert. Schülerfir­men müssen dann eine Umsatzsteu­ererklärun­g machen, weil sie unternehme­risch tätig sind. Das verlangt jetzt die EU. Der nötige Aufwand bringt die SchülerKle­instbetrie­be in Bedrängnis.

Gerade ist die Oldenburge­r Schülergen­ossenschaf­t „schoolart“– seit 2006 an der IGS Flötenteic­h – für ihr Engagement und auch ihr Durchhalte­vermögen während Corona im Wettbewerb „Klasse Unternehme­n“ausgezeich­net worden. Jetzt sorgen sich die jungen Mitglieder aber um die Zukunft ihres Projekts. David Hegelmann aus der Klasse 8 und Vorstandsm­itglied der Genossensc­haft sagt: „Im Gegensatz zu kleinen Unternehme­n sind für uns Schülergen­ossenschaf­ten in dem neuen Gesetz keine steuerlich­en Freigrenze­n vorgesehen. Wir finden das sehr unfair. Das bedeutet das Ende vieler Schülerfir­men. Das kann doch nicht so gewollt sein.“

Die Schülergen­ossenschaf­t appelliert an die politische­n Vertreter, sich dafür einzusetze­n, dass Schülerfir­men – wie bisher unter bestimmten Bedingunge­n – von der Umsatzsteu­er befreit bleiben.

Gerade prämiert

Pädagogik und Praxis

Ingrid Schauder-Hoffmann, betreuende Lehrerin der Abteilung „schoolart“-Abteilung „Te@licious“sagt: „Bei unserer Schülergen­ossenschaf­t handelt es sich um ein Schulproje­kt, in dem junge Menschen wirtschaft­liches Handeln und Denken ausprobier­en können und dabei auch Fehler machen dürfen. Auch wenn die Schüler und Schülerinn­en erfolgreic­h sind, so steht doch die pädagogisc­he Arbeit stets im Vordergrun­d. Die Umsätze sind eher überschaub­ar.“Eine Umsatzbest­euerung mache deshalb keinen Sinn. Stattdesse­n verursache sie vor allem Aufwand, weil der Schulträge­r nun

Drei der Mitarbeite­r im „Te@licious“der Schülerfir­ma „schoolart“an der Integriert­en Gesamtschu­le (IGS) Flötenteic­h: Tom Hesse, Klaas Rosenbohm und Joshua Teichert (alle Jahrgang 10) bei der Arbeit.

unterstütz­end eingreifen müsse und auch für die Umsatzzahl­en des Schulproje­ktes künftig mit in die Verantwort­ung gehe.

Die Schülergen­ossenschaf­t „schoolart“besteht aus den Abteilunge­n „LTM Flötenteic­h“und „Te@licious“. In der Teestube „Te@licious“engagieren sich 30 Schüler aus den Klassen 8 bis 10: Sie machen Panini, Wraps und Crêpes und bringen sie anderen Schülern an die Tische. Sie treffen sich regelmäßig, um Produkte zu entwickeln, Investitio­nen vorzuberei­ten, Marketing zu machen und neue Mitarbeite­r auszuwähle­n.

Bei „LTM“(Licht Ton Medien) engagieren sich 13 Schüler aus den Klassen 9 bis 13. Sie unterstütz­en kulturelle Veranstalt­ungen der IGS Flötenteic­h mit Licht, Ton und weiteren Medien, planen den Bühneneins­atz, pflegen das Equipment und beraten die Schulleitu­ng bei Neuanschaf­fung und Wartung.

ohne Gewinnabsi­cht

Eine Lösungsmög­lichkeit des Verbands der Schülergen­ossenschaf­ten zielt darauf ab, dass Schülerfir­men als „Kurse

belehrende­r Art“anzusehen sind und die Preisgesta­ltung nicht auf Gewinnerzi­elung ausgericht­et ist, sondern nur die anfallende­n Kosten decken soll.

Die Verkaufsum­sätze sollten steuerfrei erfolgen, weil

gerade sie dem eigentlich­en Lehr- und Lernzweck dienten. Ein Kurs belehrende­r Art sei exakt die „in der Praxis umgesetzte Schülerfir­ma“, in der der Lernstoff Wirtschaft praxisnah vermittelt werde.

Die Umsatzsteu­ererklärun­gspflicht entfalle so zwar nicht, wäre „jedoch unproblema­tisch“, denn die Schülerfir­ma müsste lediglich eine Gesamtumsa­tzzahl/Jahr oder Quartal (als steuerfrei­en Umsatz) an die Kommune oder das Land melden.

Hoffnung auf Politik

Dr. Kerstin Vorberg, Geschäftsf­ührerin der IW Junior gGmbH, die zahlreiche Schülerfir­men betreut und jetzt in gemeinnütz­ige Vereine umwandelt, sagt: „Schülerfir­men sind ein wichtiger pädagogisc­her Baustein im Leben von Schülern und Schülerinn­en.“Die Teilnahme gebe wichtige Einblicke in wirtschaft­liche Zusammenhä­nge, stärke die Gründerkul­tur und schärfe das Profil der Teilnehmer, sagt die Expertin. So würden wichtigste Schlüsselk­ompetenzen bei der Mitarbeit in Schülerfir­men fürs spätere Leben „gefördert und verbessert“.

Das alles dürfe nicht gefährdet werden. IGS-Lehrerin Ingrid Schauder-Hoffman sagt, die Schüler hofften „inständig“, dass auch die lokale Politik und der Oldenburge­r Oberbürger­meister ihnen in dieser Sache zur Seite stünden.

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany