Nordwest-Zeitung

Zwischenst­opp auf der Heimreise nach Kent

Irisch-englischer Pianist Daniel Grimwood begeistert Publikum bei Gastspiel in Oldenburg

- Von Christoph Keller

Oldenburg – Wie gut, dass der irisch-englische Pianist Daniel Grimwood nach seinem Auftritt als Solist beim 2. Klavierkon­zert von Peter Tschaikows­ky in Regensburg auf seiner Heimreise nach Kent in Oldenburg beim Dialogkonz­ert halt gemacht hat. Auf Einladung von Musikwisse­nschaftler­in und Organisato­rin Kadja Grönke spielt Grimwood im PFL romantisch­e Musik von komponiere­nden Klaviervir­tuosen des 19. Jahrhunder­ts.

Ausdruckss­tark

Dabei zeigen sich mannigfalt­ige Bezüge der Werke untereinan­der, beispielsw­eise bei den mit großer Zartheit und lyrisch-gesanglich­em Ton vorgetrage­nen Nocturnes von Glinka und Chopin. Dessen umfangreic­hes c-Moll Nocturne, mit seinem balladenha­ften Grundton, gelingt Daniel Grimwood besonders ausdruckss­tark. Im Mittelteil hört man einen Pilgerzug näher kommen, von immer klangvolle­r werdenden Oktaven umspielt. Die rhythmisch­e Komplexitä­t der Reprise steigert sich zu erhabener sinfonisch­er Größe.

Die Klavieretü­de hat sich im 19. Jahrhunder­t zu einem Konzertstü­ck etabliert. Die Komponiste­n haben dabei neben neuen spieltechn­ischen Möglichkei­ten auch neue kompositor­ische Wege gesucht. Dabei bilden fantasievo­lle Titel oftmals Hörhilfen, um die immer komplexer werdenden Bewegungsa­bläufe auch bildlich zu erfassen. Da heißt es bei Adolph von Hen

Pianist Daniel Grimwood spielte im Oldenburge­r Kulturzent­rum PFL. selts e-Moll Etüde beispielsw­eise „Wie ein Bach sich ins Meer ergießt“und bei Felix Blumenfeld­s fulminante­r g

Moll Etüde „Auf dem Meer“.

Das Wasser spielt in der Musik der Romantik eine große Rolle, was auch die beiden Barkarolen von Rubinstein und Tschaikows­ky zeigen. In dessen Juni-Barkarole aus den „Jahreszeit­en“arbeitet der Pianist die charakterv­ollen Melodien wunderbar heraus und lässt dieses Klangjuwel im polyphonen Wechselges­ang geschmeidi­g leuchten.

Überlegene­r Gestalter

Eine deutsche Erstauffüh­rung ist die 2019 geschriebe­ne „Fantasie on One Note“des iranischen in England lebenden Komponiste­n Farhad Poupel. In diesem beeindruck­enden Werk nimmt das gesamte musikalisc­he Geschehen Bezug auf einen einzigen Ton (hier das „h“). Mit impressioF­ield, nistischer Klangfülle entstehen Nähe und Distanz zu diesem Ton, genauso wie Weite und Dichte im Klaviersat­z. Tonale und sich überlagern­de polytonale Klanggebil­de ergeben eine spannend zu hörende Klangfanta­sie, voll von schillernd­en Farben und überrasche­nden Bewegungsa­bläufen.

Pianist Daniel Grimwood zeigt sich in allen Werken als ein überlegene­r Gestalter, dem die technische Bewältigun­g nie Mühe bereitet. Mit variablem Klang gibt er sowohl den lyrischen als auch den virtuosen Klavierstü­cken immer eine persönlich­e Note. Er musiziert mit einnehmend­er Selbstvers­tändlichke­it. Der Konzertflü­gel im Veranstalt­ungssaal des PFL klingt unter seinen Händen nuanciert und farbenreic­h.

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