Ärztemangel kommt jetzt auch in Oldenburg an
Oldenburg/Abi – Ja, die Versorgungslage spitzt sich in Oldenburg zu: Das beobachtet auch Dr. Sainab Egloffstein, Geschäftsführerin der Bezirksstelle Oldenburg der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Das gelte nicht nur für Gynäkologen, sondern auch für andere Fachärzte, insbesondere Kinderärzte. Egloffstein sieht ein ganzes Bündel an Ursachen für diese Entwicklung bei den Frauenärzten und hofft, dass sich in einer Stadt wie Oldenburg – im Vergleich zu strukturschwächeren Regionen – die Lage stabilisiert.
Quote erfüllt
Grundsätzlich würden sich zu wenige Ärzte niederlassen wollen. Egloffstein betrachtet dabei das ganze Land: Dürften sich in einer attraktiven Stadt wie Oldenburg mehr Ärzte niederlassen, würde dies aufgrund des zunehmenden Ärztemangels zulasten anderer Regionen gehen, in denen die Versorgung jetzt schon schlechter ist als hier. Allerdings zeigt die Übersicht der KVN für die Frauenärzte in allen Planungsbereichen in Niedersachsen: Es gibt laut Quote keinen unterversorgten Bereich. Wie überall gibt es deshalb auch für Oldenburg eine Sperre: Hier darf sich kein Frauenarzt mehr niederlassen, weil die Versorgungsquote mit 125 Prozent übererfüllt ist. Ein Arzt, der sich hier niederlassen dürfte, fehle andernorts. Egloffstein: „Es ist ein grundsätzliches Problem, das jetzt auch hier in Oldenburg ankommt. Es gibt zu wenige Absolventen, zu wenige Ärzte.
Dr. Sainab Egloffstein
Das Problem wurde erkannt und wird angegangen, aber eigentlich zu spät. Wir kriegen jetzt den Rückbau der Medizinstudienplätze vor Jahren zu spüren.“Zwölf bis 13 Jahre dauere es vom Studienbeginn bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Arzt eine Niederlassung in Betracht ziehen könne. Viele Ärzte würden aber auch die Niederlassung scheuen und eine Anstellung bevorzugen. Regionale Versorgungszentren mit angestellten Ärzten könnten deshalb ein Lösungsansatz sein, der gerade in der Stadt funktionieren könne, aber auch diese Ärzte seien derzeit nicht verfügbar, so die KVN-Geschäftsführerin.
Personalausfälle
Eine weitere Ursache für die Engpässe bei den Frauenärzten sieht die Geschäftsführerin der KVN in der CoronaPandemie: Die Praxen hätten mit Personalausfällen zu kämpfen, was die Lage verschärft habe. Dazu komme, dass die Praxen aufgrund der Corona-Hygienebestimmungen weniger Patienten durchschleusen könnten und deshalb die Behandlungszahlen niedriger seien. Würden Oldenburger
Frauenärzte selbst dauerhaft das Problem sehen, den Andrang der Patienten nicht bewältigen zu können, könnten sie selbst bei der KVN einen Sonderbedarf beantragen, der dann geprüft und auch bewilligt werden würde, wenn die Behandlungskapazitäten in der Stadt erschöpft seien.
Ansonsten rät Dr. Sainab Egloffstein, die Terminservicestelle der KVN unter 116117 zu nutzen. Diese vermittle Facharzttermine möglichst zeitund wohnortnah.
Laut Gesetzgeber gelte bei Frauenarztbesuchen eine Anfahrt von 40 Minuten als tolerierbar. Das diese Regelung für die Patientinnen nicht zufriedenstellend sei, findet Egloffstein persönlich nachvollziehbar, aber „an diese Vorgaben sind wir gebunden“.