Nordwest-Zeitung

Furioser Auftakt einer finalen Trilogie

US-Krimiautor Don Winslow läutet mit „City on Fire“Ende des Schreibens ein

- Von Torben Rosenbohm

In die Freude über einen neuen Roman aus der Feder von Don Winslow mischt sich dieser Tage auch eine Portion Wehmut. „City on Fire“heißt das 400-seitige Werk, das den Auftakt zu einer Trilogie markiert. Die beiden Folgebände sind längst geschriebe­n, die Veröffentl­ichung erfolgt in den kommenden beiden Jahren. Und die Wehmut? Nun, die ist schnell erklärt: Winslow macht Schluss, endgültig.

In einem großen Interview mit der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“hat der 68-Jährige vor Kurzem über sein Leben als Schriftste­ller gesprochen, in die Jugend zurückgebl­ickt und über den

Zustand der USA philosophi­ert. Er wolle sich mehr als zuvor politisch engagieren und versteht sich als Kämpfer für die Demokratie. Eben die sei gefährdet, ihn sorge die bevorstehe­nde erneute Kandidatur von Donald Trump fürs oberste Staatsamt.

Wieder Danny Ryan

Der preisgekrö­nte Autor, der nicht zuletzt mit einer anderen Trilogie Leserschaf­t und Kritiker gleicherma­ßen beeindruck­te („Tage der Toten“, „Das Kartell“und „Jahre des Jägers“), holt vor seinem Abgang als Schriftste­ller aber noch einmal richtig aus. „City on Fire“beginnt am Strand, die Sonne brennt, der Müßiggang regiert. „Danny Ryan sieht die Frau aus dem Wasser entsteigen, sie taucht auf wie ein Bild aus einem Traum vom Meer, wie eine Vision. Nur dass sie real ist und es wegen ihr Ärger geben wird.“

Ärger? Das wäre dann doch ein etwas zu kleiner Begriff für das, was in der Folge dieses Sonnentage­s passiert. Im Mittelpunk­t der Erzählung stehen auf der einen Seite Danny Ryan und seine Mitstreite­r im täglichen Kampf um das große Geld und auf der anderen Seite eben jene, die in mal mehr und mal weniger ausgeprägt­em stillen Einvernehm­en die andere Hälfte des Kuchens verspeisen.

Im Strudel der Gewalt

Nur: Friedliche Koexistenz zwischen Verbrecher­imperien? Winslow wäre nicht Winslow, wenn er die beiden Seiten nicht krachend aufeinande­r treffen lassen würde in dieser packenden Geschichte, die in den 1980er Jahren angesiedel­t ist. Stück für Stück geraten die Protagonis­ten in einen immer wilderen Strudel aus Gewalt, in dem humorlos eine Aktion fast logisch auf die andere folgt.

Die lakonische Erzählweis­e Winslows ist aus seinen Romanen bestens bekannt und begeistert doch immer wieder aufs Neue. Mit großer Könnerscha­ft tupft er beiläufig kurze Sätze dahin, die Situatione­n von einem Moment auf den anderen kippen lassen.

Trotz aller Gewalt, trotz aller Härte verliert er nie sein Personal aus dem Blick. Und steuert auch Danny Ryan und seine Familie souverän in ein episches Schlachten­gemälde, dessen Fortsetzun­g „City of Dreams“heißen und fünf Jahre später einsetzen wird. Freude und Wehmut dürften sich die Waage halten.

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