Teil der Lösung bei Energiewende
EWE-Vorstand Heitkamp bei Oldenburger Kammer – Fachkräfte für Energiewende nötig
Wenn es um das Gelingen der Energiewende geht, kommt es ganz entscheidend auf sie an: Energiekonzerne, die investieren, und Handwerksbetriebe, die etwa viele der energetischen Maßnahmen überhaupt erst möglich machen. Am Mittwoch trafen beide Seiten zusammen: EWEVorstandsmitglied Michael Heidkamp war bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg zu Gast.
Beide, EWE wie regionales Handwerk, sehen sich als Teil der Lösung. Beide sind sich aber auch einig, dass die Herausforderungen groß sind. Wo der Schuh besonders drückt, was beide Seiten vom Staat fordern und ob die Verbraucher im kommenden Jahr auf sinkende Energiepreise hoffen dürfen, hat mein Kollege Rüdiger zu Klampen aus der Wirtschaftsredaktion zusammengefasst.
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Oldenburg – Eine Entlastung von Energieverbrauchern bei den stark steigenden Preisen ist vorerst nicht absehbar. Er glaube „nicht, dass die Preise im nächsten Jahr sinken“, sagte EWE-Vorstandsmitglied Michael Heitkamp am Mittwoch als Gast bei der Vollversammlung in der Zentrale der Handwerkskammer Oldenburg. „Die Zeichen sind nicht so.“
Energiepolitisch sei es nun wichtig, den deutschen GasImport zu diversifizieren, um nicht länger von einem Lieferanten abhängig zu sein, meinte Heitkamp, der im EWE-Vorstand für den Bereich „Markt“zuständig ist. Dann müsse es weggehen vom Energieträger Gas. Und der Ersatz sollte möglichst in Deutschland produziert werden, damit sich keine neuen Abhängigkeiten ergeben. Die Energiegewinnung werde künftig ganz anders sein als heute.
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Jahrhundertchance
Für das Handwerk ergebe sich aus den fälligen Investitionen – etwa den Umstieg von Gas auf Ökostrom – eine „Jahrhundertchance“, meinte der EWEManager vor Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Bereiche des regionalen Handwerks.
Voraussetzung sei allerdings, dass es Akzeptanz für die Maßnahmen zur Energiewende in der Bevölkerung gebe. „Sie muss das auch bezahlen können“, meinte Heitkamp mit Blick auf neue Fenster, Türen oder auch Fußböden sowie Dämmung und neue Heizungstechnologien für die Häuser. Nötig seien ausreichende staatliche Förderung und Fachkräfte-Schulung. „Es wird keine Entwicklung ohne staatliche Hilfe geben“, mahnte
Vollversammlung in der Zentrale der Handwerkskammer Oldenburg mit (von links) Vizepräsidentin Irene Lammers, als Gast EWE-Vorstandsmitglied Michael Heitkamp und HWK-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke.
Heitkamp. Er betonte vor dem Handwerk mit Blick auf Energieeinsparung: „Die beste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.“
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Lammers: Klima retten
Die Politik scheine erst jetzt zu erkennen, dass die Energiewende nur mit dem Handwerk gehe, meinte HWK-Vizepräsidentin Irene Lammers, die die Präsenz-Vollversammlung anstelle des erkrankten Präsidenten Eckhard Stein (Wilhelmshaven) leitete. „Wer das Klima retten will, ist beim Handwerk genau richtig“, sagte die Malerund Lackiermeisterin aus dem Kreis Vechta.
Große Sorgen macht man sich bei der Kammer aber um den Berufsnachwuchs: Ende Mai lag die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge um 16 Prozent im Minus. Das
vorangebracht werden“. Es gehe hier um ein „Problem der gesamten Gesellschaft“. Diese werde es sonst verstärkt spüren – „wenn der Handwerker nicht kommt, weil er zu viel zu tun hat“.
Henke und Lammers wiesen auf diverse Maßnahmen des Handwerks hin, um Jugendliche zu gewinnen. So würden junge Leute aus Betrieben als „Botschafter“fungieren – mit Videoauftritt und Kontaktmöglichkeit. Wichtig sei flächendeckende Berufsorientierung mit Kontakten während der Schulzeit, betonte Vizepräsidentin Lammers. Dies war in den Pandemie-Jahren stark beeinträchtigt.
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Flüchtlinge integriert
Unterdessen engagiert sich die Oldenburger Kammer auch in starkem Maße bei der
Integration von geflüchteten Menschen. Allein durch das Projekt „Ihafa“seien schon 900 in eine Praktikum und 316 in eine Ausbildung gebracht worden, erläuterte Hauptgeschäftsführer Henke.
Es gebe dabei „sehr schöne Geschichten“– wie etwa von einer Frau aus Syrien, die sich mit 56 Jahren mit einem Friseursalon selbstständig gemacht habe. Auch besonders anspruchsvolle Ausbildungen in Elektronik oder Sanitär/ Heizung/Klima seien geschafft worden. Nun gebe es erste Meister.
Aktuell engagiere sich die HWK auch sehr für Menschen aus der Ukraine. „Wir bieten unsere Hilfe bei der Integration in den Arbeitsmarkt an“, sagte Irene Lammers. Da gehe es zum Beispiel um Kompetenzen, Anerkennung von Abschlüssen oder die Sprache.