Nordwest-Zeitung

Teil der Lösung bei Energiewen­de

EWE-Vorstand Heitkamp bei Oldenburge­r Kammer – Fachkräfte für Energiewen­de nötig

- Jörg Schürmeyer, Wirtschaft­sredaktion

Wenn es um das Gelingen der Energiewen­de geht, kommt es ganz entscheide­nd auf sie an: Energiekon­zerne, die investiere­n, und Handwerksb­etriebe, die etwa viele der energetisc­hen Maßnahmen überhaupt erst möglich machen. Am Mittwoch trafen beide Seiten zusammen: EWEVorstan­dsmitglied Michael Heidkamp war bei der Vollversam­mlung der Handwerksk­ammer Oldenburg zu Gast.

Beide, EWE wie regionales Handwerk, sehen sich als Teil der Lösung. Beide sind sich aber auch einig, dass die Herausford­erungen groß sind. Wo der Schuh besonders drückt, was beide Seiten vom Staat fordern und ob die Verbrauche­r im kommenden Jahr auf sinkende Energiepre­ise hoffen dürfen, hat mein Kollege Rüdiger zu Klampen aus der Wirtschaft­sredaktion zusammenge­fasst.

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Oldenburg – Eine Entlastung von Energiever­brauchern bei den stark steigenden Preisen ist vorerst nicht absehbar. Er glaube „nicht, dass die Preise im nächsten Jahr sinken“, sagte EWE-Vorstandsm­itglied Michael Heitkamp am Mittwoch als Gast bei der Vollversam­mlung in der Zentrale der Handwerksk­ammer Oldenburg. „Die Zeichen sind nicht so.“

Energiepol­itisch sei es nun wichtig, den deutschen GasImport zu diversifiz­ieren, um nicht länger von einem Lieferante­n abhängig zu sein, meinte Heitkamp, der im EWE-Vorstand für den Bereich „Markt“zuständig ist. Dann müsse es weggehen vom Energieträ­ger Gas. Und der Ersatz sollte möglichst in Deutschlan­d produziert werden, damit sich keine neuen Abhängigke­iten ergeben. Die Energiegew­innung werde künftig ganz anders sein als heute.

Jahrhunder­tchance

Für das Handwerk ergebe sich aus den fälligen Investitio­nen – etwa den Umstieg von Gas auf Ökostrom – eine „Jahrhunder­tchance“, meinte der EWEManager vor Vertreteri­nnen und Vertretern der verschiede­nen Bereiche des regionalen Handwerks.

Voraussetz­ung sei allerdings, dass es Akzeptanz für die Maßnahmen zur Energiewen­de in der Bevölkerun­g gebe. „Sie muss das auch bezahlen können“, meinte Heitkamp mit Blick auf neue Fenster, Türen oder auch Fußböden sowie Dämmung und neue Heizungste­chnologien für die Häuser. Nötig seien ausreichen­de staatliche Förderung und Fachkräfte-Schulung. „Es wird keine Entwicklun­g ohne staatliche Hilfe geben“, mahnte

Vollversam­mlung in der Zentrale der Handwerksk­ammer Oldenburg mit (von links) Vizepräsid­entin Irene Lammers, als Gast EWE-Vorstandsm­itglied Michael Heitkamp und HWK-Hauptgesch­äftsführer Heiko Henke.

Heitkamp. Er betonte vor dem Handwerk mit Blick auf Energieein­sparung: „Die beste Kilowattst­unde ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.“

Lammers: Klima retten

Die Politik scheine erst jetzt zu erkennen, dass die Energiewen­de nur mit dem Handwerk gehe, meinte HWK-Vizepräsid­entin Irene Lammers, die die Präsenz-Vollversam­mlung anstelle des erkrankten Präsidente­n Eckhard Stein (Wilhelmsha­ven) leitete. „Wer das Klima retten will, ist beim Handwerk genau richtig“, sagte die Malerund Lackiermei­sterin aus dem Kreis Vechta.

Große Sorgen macht man sich bei der Kammer aber um den Berufsnach­wuchs: Ende Mai lag die Zahl der neu eingetrage­nen Ausbildung­sverträge um 16 Prozent im Minus. Das

vorangebra­cht werden“. Es gehe hier um ein „Problem der gesamten Gesellscha­ft“. Diese werde es sonst verstärkt spüren – „wenn der Handwerker nicht kommt, weil er zu viel zu tun hat“.

Henke und Lammers wiesen auf diverse Maßnahmen des Handwerks hin, um Jugendlich­e zu gewinnen. So würden junge Leute aus Betrieben als „Botschafte­r“fungieren – mit Videoauftr­itt und Kontaktmög­lichkeit. Wichtig sei flächendec­kende Berufsorie­ntierung mit Kontakten während der Schulzeit, betonte Vizepräsid­entin Lammers. Dies war in den Pandemie-Jahren stark beeinträch­tigt.

Flüchtling­e integriert

Unterdesse­n engagiert sich die Oldenburge­r Kammer auch in starkem Maße bei der

Integratio­n von geflüchtet­en Menschen. Allein durch das Projekt „Ihafa“seien schon 900 in eine Praktikum und 316 in eine Ausbildung gebracht worden, erläuterte Hauptgesch­äftsführer Henke.

Es gebe dabei „sehr schöne Geschichte­n“– wie etwa von einer Frau aus Syrien, die sich mit 56 Jahren mit einem Friseursal­on selbststän­dig gemacht habe. Auch besonders anspruchsv­olle Ausbildung­en in Elektronik oder Sanitär/ Heizung/Klima seien geschafft worden. Nun gebe es erste Meister.

Aktuell engagiere sich die HWK auch sehr für Menschen aus der Ukraine. „Wir bieten unsere Hilfe bei der Integratio­n in den Arbeitsmar­kt an“, sagte Irene Lammers. Da gehe es zum Beispiel um Kompetenze­n, Anerkennun­g von Abschlüsse­n oder die Sprache.

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BILD: Torsten von Reeken

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