Nordwest-Zeitung

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Warum Amerikaner bessere Währungspo­litik machen als EU-Europäer

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Die US-Zentralban­k, die Fed, hat einen Schritt zur Schadensbe­grenzung gemacht. Die Europäisch­e Zentralban­k, die EZB, simuliert unterdesse­n bestenfall­s den Kampf gegen die Inflation – obwohl Geldwertst­abilität ihr zentraler Auftrag ist. Dieses unterschie­dliche Handeln dürfte ein Signal für zukünftige­n wirtschaft­lichen Erfolg der beiden Währungsrä­ume sein.

Projekt Fehlerkorr­ektur

Die Fed erhöhte den Leitzins um 0,75 Prozentpun­kte. Im Laufe des Jahres soll er um die 3,5 Prozent liegen. Botschaft: Die Fed ist entschloss­en, die Inflation zu senken. Ob das reicht, um den Geldwert einigermaß­en zu stabilisie­ren, steht auf einem anderen Blatt. Die Aussicht auf galoppiere­nde Inflation ist in jedem Fall fataler als eine kurzfristi­ge Rezession, die ob der soliden ökonomisch­en Basis der USA schnell überwunden werden sollte.

Zumindest beginnen die US-Zentralban­ker, die von ihkaufprog­ramme nen selbst – durch die Flutung der Märkte mit aus dem Nichts geschaffen­em Geld – verbockte Situation zu bereinigen.

Das kann man von der EZB nicht sagen. Die hat angekündig­t auch ein winziges bisschen die Zinsen anzuheben – auf 0,25 Prozent. Das aber wird

die massiv aufgebläht­e Geldmenge und die dadurch immer weiter steigenden Preise nicht begrenzen. Das gilt insbesonde­re, weil die EZB durch

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die Hintertür die Geldmenge weiter erhöht und damit das Übel beschleuni­gt. Statt inflations­treibende Liquidität zu vermindern, indem Rückzahlun­gen

auslaufend­er Anleihen aus dem Markt genommen werden, will die EZB diese Mittel an „Not leidende“EU-Staaten erneut vergeben. Es gehört zwar nicht zu ihrem Auftrag, das zu tun, unter dem politische­n Druck Italiens, Griechenla­nds und Portugals geschieht es trotzdem. Oder, wie es der FDP-Abgeordnet­e Frank Schäffler auf Twitter formuliert­e: „Es werden noch mehr Staatsschu­lden Italiens mit Geld aus dem Nichts aufgekauft.“So begrenzt man Inflation nicht. So beschleuni­gt man sie.

Das gilt auch für die „neuen Instrument­e der Geldpoliti­k“, die da von der EZB angekündig­t werden. Das klingt wie eine Drohung an diejenigen in Europa, die sich der Inflation nicht entziehen können. Es dürfte darauf hinauslauf­en, durch irgendeine­n schlecht getarnten Trick, darbenden Staaten neue Euros in die Kassen zu spülen. Die Anleihende­r vergangene­n Jahre waren genau solche schlechten Tricks, um das Verbot direkter Staatsfina­nzierung zu umgehen. Auch das heizt die Inflation an.

Auf die Dauer funktionie­rt ein Währungsra­um, der nur durch die Druckerpre­sse zusammenge­halten wird, aber nicht. Unterschie­dliche ökonomisch­e Voraussetz­ungen erfordern unterschie­dliche Währungspo­litik – wobei eine inflationä­re allerdings in jedem Fall von Übel ist. Im EuroRaum sind die ökonomisch­en Voraussetz­ungen höchst unterschie­dlich, und sie denken gar nicht daran, sich zu vereinheit­lichen.

Euro-Zerfall möglich

Genau aus diesem Grund wird es immer wahrschein­licher, dass es dem Euroraum ebenso geht, wie seinem Vorläufer – der Lateinisch­en Münzunion im 19. und frühen 20. Jahrhunder­t. Die zerfiel, weil die individuel­le ökonomisch­e Entwicklun­g der Teilnehmer einfach nicht zueinander passte.

 ?? ?? @Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de Autor dieses Beitrages ist Alexander Will. Er schreibt für unsere Zeitung über deutsche und internatio­nale Politik.
@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de Autor dieses Beitrages ist Alexander Will. Er schreibt für unsere Zeitung über deutsche und internatio­nale Politik.

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