Nordwest-Zeitung

Weil als Praktikant unterwegs

- Stefan Idel über die Tatkraft mancher Landespoli­tiker vor der Sommerpaus­e

Niedersach­sens Landespoli­tiker präsentier­en sich in diesen Tagen zupackend – unbeeindru­ckt von sommerlich­en Temperatur­en. Im Rahmen seiner Reihe „Arbeit & Dialog“tauschte Ministerpr­äsident Stephan Weil am Mittwoch den dunklen Anzug mit Polo-Hemd und Sonnenbril­le, um als Praktikant auf einen Campingpla­tzbetrieb in Dornumersi­el (Kreis Aurich) Strandkörb­e zu vermieten oder an der Rezeption auszuhelfe­n. Bereits kurz nach Amtsantrit­t 2013 hat Weil diesen Rollentaus­ch gestartet, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. So war er bereits als Gebäuderei­niger, als Postbote, als Imker, als Bäcker oder bei einem Tiefbauunt­ernehmen in Elsfleth im Einsatz. Vor allem die Küste lockt ihn. Anfang Juli ist Weil im Rahmen einer Sommerreis­e wieder in Ostfriesla­nd zu Gast – so zu einer Wattwander­ung in der Krummhörn.

Sein Vize, Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann fliegt dagegen an diesem Sonntag über den „großen Teich“– in die USA. In New York City, Boston und Chicago will sich der CDU-Politiker zu Themen wie Künstliche Intelligen­z oder die Transforma­tion in der Automobili­ndustrie informiere­n. Ob es in den USA auch um die deutsche Energiever­sorgung und die Unabhängig­keit von russischem Erdgas gehe, wollte ein Journalist wissen. Das bleibe abzuwarten, versuchte ein Ministeriu­mssprecher davon abzulenken, dass im Land der SPD-Umweltmini­ster Olaf Lies für die Energiepol­itik zuständig ist.

Lies wiederum ist ebenfalls eifrig unterwegs – ob auf dem Ex-Fliegerhor­st in Oldenburg, im „Lok-Viertel“in Osnabrück oder zu einer Diskussion zum Thema „Freifläche­n-Photovolta­ik in der Landwirtsc­haft“. Bei einem Thema eckte Lies nun aber an: Scheunenfe­ste. Eine Änderung der Versammlun­gsstättenv­erordnung hat dazu geführt, dass förmliche Anträge auf Umnutzung von Scheunen und ähnlichen Gebäuden gestellt werden müssen. In einigen Regionen, etwa in der Grafschaft Bentheim, hatte die Landjugend Probleme, die traditione­llen Scheunenfe­ten genehmigt zu bekommen. Lies, zugleich Bauministe­r, ruderte zurück. Er kündigte einen Erlass an, der den Kommunen als Genehmigun­gsbehörden „einen klaren und rechtssich­eren Weg“, etwa bei der Umsetzung von Brandschut­zvorkehrun­gen, aufzeigen solle. Der Antrag werde „praktikabe­l“sein, versprach eine Ministeriu­mssprecher­in. Und zugleich griff sie ein Motto auf, das der Ministerpr­äsident bereits beim „Tag der Niedersach­sen“postuliert hatte: „Wir werden weiter feiern!“

@ Den Autor erreichen Sie unter Idel@infoautor.de

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