Größter Zinsschritt seit 1994
Fed erhöht Leitzins um 0,75 Prozentpunkte – Rezessionsangst wächst
Washington – Mit dem größten Zinsschritt seit fast 30 Jahren will die US-Notenbank die steigende Inflation bekämpfen und schürt zugleich die Angst vor einer Rezession. Die Federal Reserve (Fed) erhöht ihren Leitzins stark um 0,75 Prozentpunkte, wie sie am Mittwoch (Ortszeit) bekannt gab. Damit liegt er nun in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent.
Fed-Chef Jerome Powell betonte zwar, dass ein so hoher Zinsschritt „natürlich ungewöhnlich“und nicht üblich sei. Gleichzeitig stellte er für Ende Juli eine erneute Anhebung um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte in Aussicht. Für die Fed ist es nun ein Drahtseilakt, die steigende Inflation zu stoppen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum nicht zu sehr auszubremsen.
Dritte Erhöhung
Der aktuelle Zinsschritt ist die dritte Erhöhung des Leitzinses seit dem Beginn der Coweniger
Ist entschlossen, die Inflation in den Vereinigten Staaten zu senken: US-Notenbank-Chef Jerome Powell
ronavirus-Pandemie – und der erste Anstieg um 0,75 Prozentpunkte seit 1994. Eigentlich hatten die Zentralbanker vor einigen Woche noch einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte signalisiert. Daten aus der vergangenen Woche zeigten jedoch, dass die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent gestiegen waren – dies setzte die US-Notenbank stark
unter Druck. Sie überrascht eigentlich eher ungern die Märkte.
Fed-Chef Powell versuchte nun eine klare Botschaft zu vermitteln: Die Fed ist entschlossen, die Inflation zu senken. Man versuche dabei nicht, eine Rezession herbeizuführen, versicherte er.
Wenn die Zinssätze steigen, leihen sich Bürgerinnen und Bürger sowie die Wirtschaft
Geld oder müssen für Kredite mehr ausgeben. Folglich nimmt das Wachstum ab, Unternehmen können höhere Preise nicht mehr einfach weitergeben. Das alles hat direkte Auswirkungen auf den Alltag der Menschen – etwa bei Kreditkartenrechnungen, Krediten und Hypotheken. Ziel ist es, die Nachfrage im Laufe der Zeit zu senken, damit die Preise sinken und sich stabilisieren können. Die Folge: Die Inflation sinkt.
Auch Schweiz hebt an
Auch in der Schweiz entschied sich die Notenbank für einen überraschenden Zinsschritt. Die SNB erhöhte den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte. Die Erhöhung setzte den Aktienmärkten in Europa am Donnerstag zu. Der deutsche Leitindex Dax verlor am Donnerstag 3,31 Prozent. Auch die britische Notenbank straffte ihre Geldpolitik weiter und erhöhte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Dieser Schritt war aber erwartet worden.