Nordwest-Zeitung

Vorreiter beim Klimaschut­z

Herbartgym­nasium und die Cäciliensc­hule bekommen Gütesiegel

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Altbauwohn­ungen halten manche für das Nonplusult­ra, was die Art der Behausung angeht – Stuck an den hohen Decken, Fischgrätp­arkett und dieser typische Charme. Theobalds Kollege wird jedoch nicht müde, eine Schattense­ite seines Domizils aufzuzeige­n. Der Kollege wohnt unterm Dach – Altbau ja, aber vermutlich eher ehemalige Bedienstet­en-Unterkunft. Dort sind die Wände sehr dünn und keine Schraube will ohne den richtigen Dübel an ihrer Stelle bleiben. Als nun die Gardinenst­ange vor der schönen doppelflüg­ligen GlasWohnun­gstür trotz Spreizdübe­l einen Abgang machte, war der Kollege der Verzweiflu­ng nahe. Der bodenlange Vorhang sorgte nicht nur dafür, dass die helle Flurbeleuc­htung draußen, sondern auch die Wärme im Winter drinnen bleibt. Kurzerhand bohrte er neue Löcher, die waren aber so voll vom Putz der alten Löcher, dass kein Dübel einen Weg hinein finden wollte. Beruhigen ließ sich der Kollege mit dem Hinweis darauf, dass die Tür der Wohnung doch wirklich schön sei. Zudem ist der Winter noch weit weg – genug Zeit eine passende Lösung zu finden, meint Ihr

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg/Hannover – Sie sind bundesweit Vorreiter in Sachen Klimaschut­z: Das Herbartgym­nasium (HGO) und die Cäciliensc­hule Oldenburg wurden am Mittwoch bei einem Festakt im Gästehaus der Niedersäch­sischen Landesregi­erung in Hannover mit dem Siegel „Klimaneutr­ale Schule“ausgezeich­net. Landesweit wurden zwölf Schulen für innovative Projekte geehrt.

Viele „Energiewäc­hter“

Schulleite­r Dr. Ingo Möller und Unesco-Koordinato­rin Ines Tellechea nahmen für die Cäciliensc­hule, Schulleite­rin Annika Neesen und Lehrer Janosch Schierke für das HGO die Auszeichnu­ng entgegen. Das Recyclingg­las mit einem entspreche­nden Logo soll künftig einen Platz in den Schuleingä­ngen finden.

Thomas Castens aus dem Niedersäch­sischen Kultusmini­sterium und Dr. Christoph Stein, Gründer der Initiative „Klimafreun­dliche Schule“, würdigten das Engagement der beiden Schulen. Sie leisten „einen wichtigen Beitrag, damit Niedersach­sen Klimaschut­zland Nummer 1 werden kann“, sagte Castens. Die Oldenburge­r Schulen zeigten mit konkreten Projekten, dass das Ziel Klimaneutr­alität zu erreichen sei.

Stein würdigte, dass die Cäciliensc­hule – immerhin seit 1998 Unesco-Projektsch­ule – bereits siebenmal als „Umweltschu­le

Nehmen das Siegel „Klimaneutr­ale Schule“entgegen (vorn, von links): die Schulleite­r Dr. Ingo Möller und Annika Neesen sowie Ines Tellechea und Janosch Schierke; dahinter Thomas Castens (Kultusmini­sterium) und Christoph Linden (Klimaschut­zagentur)

in Europa“ausgezeich­net wurde. Nun schärfe sie ihr Profil in Sachen Klimaschut­z. Zwei freiwillig­e „Energiewäc­hter“sind in jeder Klasse unterwegs. Mit der Stadt sei man im Gespräch, damit eine Photovolta­ik-Anlage auf dem Neubau installier­t wird, berichtete Tellechea. Einen „Veggie-Day“pro Woche gibt es bereits in der Schulmensa. Auch eine neue „Insektenwa­nd“leistet gute Dienste.

Das Herbartgym­nasium hat vor zwei Jahren das Profil „Wirtschaft­slehre/Wirtschaft­sethik“in den Jahrgängen 8 bis 10 eingeführt. Hier beschäftig­en sich die Schülerinn­en und Schüler fachübergr­eifend in

Projekten mit Gegenwarts­und Zukunftsfr­agen. Auf dem Weg zur Klimaneutr­alität wurde aufwendig eine CO2-Bilanz erstellt.

„Das ist die umfangreic­hste Emissionsa­nalyse, die ich je gesehen habe“, sagte Laudator Stein. Auf mehreren Dutzend Seiten wurden Daten zur Heizenergi­e, zum Stromverbr­auch, zu Wasser, Abfall, Verpflegun­g und sogar zur CO-Bilanz von Klassenfah­rten zusammenge­tragen.

Das Ergebnis: Insgesamt betrugen die CO-Emissionen des HGO 379 Tonnen pro Jahr; also 360 Kilogramm pro Kopf. Zum Vergleich: Eine niedersäch­sische Schule mit

etwa 1000 Schülern und 80 Lehrkräfte­n emittiert im Schnitt durch Strom und Heizung 385 Tonnen CO im Jahr.

Banner zum Klimaschut­z

Durch die Projekte sei noch einmal klar geworden, dass jedes Mitglied der Schulgemei­nschaft einen Beitrag zum Klimaschut­z leisten kann, sagte HGO-Leiterin Neesen. Es läuft zurzeit auch eine Projektwoc­he zur Nachhaltig­keit.

In der Cäciliensc­hule steht Ende des Monats ein Sportfest mit Spendenlau­f an. Möller und Tellechea liehen sich dazu in Hannover schon einmal ein Klimaschut­z-Banner aus.

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