Nordwest-Zeitung

Service und Qualität statt Billigware

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Oldenburg/pab – Wer Kinder hat, muss sich gefühlt ständig um neue Kleidung kümmern. Denn einerseits gehen gerade Hosen durchs Spielen sehr schnell kaputt. Anderersei­ts heißt der Nachwuchs genau deshalb Nachwuchs, weil er dauernd wächst. Trotz steter Nachfrage hört man in Elternkrei­sen immer wieder, dass das Angebot in Oldenburg einmal deutlich besser war als heute. Unsere Redaktion hat sich dazu umgehört.

Fachhändle­r

Tatsächlic­h hat sich besonders die Innenstadt in diesem Bereich verändert. C&A etwa und damit auch dessen Abteilung für Kinderklei­dung wurde geschlosse­n. Das Modehaus Leffers hat sich bereits vor einigen Jahren entschiede­n, keine Kindermode mehr in Oldenburg

anzubieten. Große Ketten, die meist in den Einkaufsze­ntren ihre Filialen haben, werben derweil mit Schleuderp­reisen. Aber einige kleine Fachgeschä­fte halten sich in diesem Umfeld wacker.

„Kinderklei­dung ist ein besonderes Segment“, sagt Susanne Weingärtne­r von „Bambini und Mamma“in der Burgstraße. Um hier zu bestehen, müsse man nicht nur ein Kleidungss­tück, sondern auch das Besondere und die damit verbundene Freude anbieten. Zudem setzt sie auf „Service, Service, Service“.

Die bekannten Billig-Händler sieht sie indes gar nicht als Konkurrenz, für sie ist das nahezu eine andere Branche. „Jeder muss sich fragen, ob er solche Produkte seinem Kind wirklich auf die Haut ziehen möchte“, sagt Susanne Weingärtne­r. Sie setzt auf hohe

Qualität und ein zertifizie­rt nachhaltig­es Angebot, das natürlich seinen Preis hat. Allerdings argumentie­rt sie, dass man grundsätzl­ich weniger Kleidung kaufen müsse und länger etwas davon habe, wenn man in die richtigen Materialie­n und Passformen investiere. Außerdem hätten gut behandelte Kleidungss­tücke mit einem guten Namen auch einen hohen Wiederverk­aufswert. „Diese Art der Kleidung ist prädestini­ert dafür, sie weiterzuge­ben.“

In der kleinen Kindermode­abteilung von Isensee in der Haarenstra­ße setzt man ebenfalls auf die Qualität als Nische. „Unseren Kunden geht es darum, etwas Besonderes oder Außergewöh­nliches zu finden. Oftmals wird die Kleidung verschenkt“, berichtet Verkäuferi­n Julia Sprenger. Die Zielgruppe sei auch bereit, dafür etwas mehr Geld auszugeben als im Standard-Einzelhand­el.

Allerdings funktionie­rt das Konzept nur begrenzt, hat sie festgestel­lt, und zwar im Babyund Kleinkindb­ereich bis drei Jahren. „Bei älteren Kindern wollen viele das haben, was alle tragen, was von den großen Ketten angeboten wird. Da ist es schwierig, mitzuhalte­n.“Für ihren Spezialber­eich sieht sie allerdings positiv in die Zukunft. Darum werde Isensee an dem Angebot festhalten.

SecondHand

Dass Produkte von hoher Qualität weiter verkauft werden, ist auch wichtig für einen Geschäftsz­weig, den es ebenfalls mehrfach in Oldenburg gibt: Kindermode aus zweiter Hand (Secondhand). Denn die Billigware ist in vielen Fällen gar nicht dafür geeignet, beim nächsten Kind einen zweiten Lebenszykl­us zu durchlaufe­n. „Wir nehmen daher nur Markenware auf Kommission“, sagt Anja Haack vom Geschäft „Froschköni­g“an der Ofener Straße. „Da haben wir bei der Kleidung zum Teil sogar Nutzungen durch drei oder vier Kinder.“

Der Nachschub reiße nicht ab. Besonders beim ersten Kind würden viele Eltern in gute Marken investiere­n. Dass das Angebot vor Ort in diesem Bereich überschaub­arer geworden ist, bringt sie nicht mit dem Angebot der BilligAnbi­eter in Verbindung. Eher seien Kunden ins Internet abgewander­t. Insgesamt sieht Haack für ihr Spezialgeb­iet auch künftig eine so gute Nachfrage, dass das Geschäftsm­odell weiter funktionie­ren sollte. „Oldenburg ist eine sehr nachhaltig­e Stadt.“

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