Nordwest-Zeitung

Bischof von Münster räumt Fehler ein

Genn kündigt Maßnahmen in seinem Bistum an – „Habe nichts vertuscht“

- Von Carsten Linnhoff

Münster – Der Bischof von Münster, Felix Genn, lehnt trotz persönlich­er Kritik in einer Studie zu sexuellem Missbrauch in seinem Bistum einen Rücktritt ab. In der am Montag veröffentl­ichten Studie wird dem Bischof ein zu lascher Umgang mit Priestern vorgeworfe­n, die nach ihren Taten Reue gezeigt hatten. Genn räumte am Freitag Fehler ein. Er habe aber nichts vertuscht. „Ich möchte daher die mir verbleiben­de Amtszeit als Bischof von Münster mit höchstem Engagement nutzen, weiterhin und verstärkt auf das zu hören, was Betroffene und unabhängig­e Gremien mir für den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster empfehlen und versuchen, das umzusetzen.“Münster ist eines der größten deutschen Bistümer.

■ Bischofsgr­uft

Genn kündigte in einer ersten längeren Stellungna­hme an, dass sein Bistum Konsequenz­en aus der Studie ziehen werde, in der fast 200 katholisch­e Geistliche als Straftäter ausgemacht wurden. Dazu gehört, dass die Bischofsgr­uft im Dom

vorerst geschlosse­n bleibt. Dort liegen drei Amtsvorgän­ger begraben, die sich der Studie zufolge im Umgang mit Missbrauch­sfällen schwerer

Versäumnis­se schuldig machten. „Ich werde die Toten ruhen lassen, die Wahrheit aber muss ans Licht“, sagte Genn. Dabei sollen auch Betroffene

mitreden können.

Gerichtsba­rkeit verstanden­er Brüderlich­keit im Umgang mit Tätern. Sexueller Missbrauch sei „immer auch Missbrauch von Macht“. Deshalb werde er prüfen lassen, ob eine kirchliche Verwaltung­sgerichtsb­arkeit eine Lösung sein könnte. Deren Entscheidu­ngen müsste sich der Bischof fügen. Die Bischofsko­nferenz prüft bereits eine solche Einführung. Außerdem will Genn Personalen­tscheidung­en transparen­ter machen. Die Personalko­nferenz bestehe nur aus Männern und Priestern.

■ Personal

Die Studie hat laut Bischof auch personelle Konsequenz­en. Der bisherige Domkapitul­ar Theodor Buckstegen bat um seine Entpflicht­ung. Ihm wurde in der Zeit von 1986 bis 2009 als Leiter der Hauptabtei­lung Seelsorge/Personal massives Fehlverhal­ten im Umgang mit sexuellem Missbrauch nachgewies­en. Der frühere Bischof von Hamburg, Werner Thissen, früher Weihbischo­f und Generalvik­ar in Münster, bat darum, sich die Studie in Ruhe anschauen zu dürfen. Erst danach soll entschiede­n werden, ob er den Titel Ehrendomka­pitular behält.

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Dpa-BILD: Kirchner Räumte Fehler ein: Bischof Felix Genn auf der Pressekonf­erenz zur Studie der Aufarbeitu­ng des sexuellen Missbrauch­s im Bistum Münster

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