Nordwest-Zeitung

Fingerhut – schön aber giftig

Samen sammeln – Wirken in Räumen sehr dekorativ

- Von Peter Busch

Da der Fingerhut als stark giftige Pflanze allgemein bekannt ist, treten auch erfahrungs­gemäß kaum Vergiftung­en durch die Aufnahme frischer Pflanzente­ile auf. Trotzdem sollte diese Pflanze nicht an Spielplätz­e gepflanzt werden, und Kinder sind schon früh auf die Giftigkeit des Fingerhute­s hinzuweise­n.

Schon unsere Vorfahren im Mittelalte­r wussten um die Giftigkeit dieser Pflanze, die, wie sie beschriebe­n, in hohen, dunklen Wäldern und in finsteren, feuchten Tälern wächst, wo sonst nur die Köhler hinkommen. Wegen der Giftigkeit der ganzen Pflanze wird sie in der Volksmediz­in nicht gebraucht; erst im vorletzten Jahrhunder­t fand man heraus, dass die enthaltene­n DigitalisG­lykoside in geringsten Mengen gut zur Herztherap­ie verwendet werden können. Von einer Eigenverwe­ndung sollte man allerdings auf jeden Fall absehen; der Einsatz des Fingerhute­s gehört nur in die Hand von Heilkundig­en.

Bei allen Vorsichtsm­aßnahmen wäre es aber schade, den Fingerhut ganz aus den Gärten zu verbannen, da gerade jetzt die imposanten Blütenkerz­en aufleuchte­n. Auffallend sind die vielen röhrig glockigen Blütenkron­en, die sich von unten nach oben öffnen und sich alle einer Seite zuwenden. Die charakteri­stische Form der einzelnen Blüten hat dieser Pflanze auch ihren Namen Fingerhut gegeben. Neben den hier heimischen zweijährig­en Arten des roten, gelben und großblütig­en Fingerhute­s mit den typischen getigerten Flecken auf der Blüteninne­nseite gibt es im Gartenhand­el inzwischen Fingerhüte in fast allen Farben und sogar als mehrjährig­e Stauden. Mit etwas Glück können aber auch die zweijährig­en Arten mehrere Sommer zum Blühen ge

Die charakteri­stische Form der einzelnen Blüten hat dieser Pflanze auch ihren Namen Fingerhut gegeben.

bracht werden, wenn man die Blütenstie­le zum Ende der Blütezeit abschneide­t. Allerdings bedeutet dies den Verzicht auf eine Samenbildu­ng, durch die sich die Fingerhüte im Garten von alleine rasch ausbreiten.

Jetzt im Sommer kann man von besonders schön und bunt blühenden Exemplaren Samen sammeln und gleich dünn aussäen. Sie keimen nach wenigen Wochen und bilden im folgenden Jahr eine kräftige Blattroset­te aus. Wegen

ihrer Pfahlwurze­ln lohnt es sich nur, kleine, wenige Wochen alte Exemplare zu verpflanze­n. Fingerhüte lieben halbschatt­ige und feuchte Lagen und einen nahrhaften, humosen Boden; gut ist ein Standort am Gehölzrand. Entweder pflanzt man die Fingerhüte gleich zu Trupps zusammen oder gibt ihnen einen herausrage­nden Platz, wo die grazile Schönheit einzelner, bis zu 1,80 Meter groß werdender Pflanzen besonders auffällig wirkt.

Eine Besonderhe­it des blühenden Fingerhute­s ist noch hervorzuhe­ben, da sie jedes Jahr wieder auf Erstaunen stößt: an der Stängelspi­tze bildet sich mitunter eine große schalenart­ige Blüte. Diese sogenannte­n Pelorien (griech. pelor=Wunder) sind mehrere Einzelblüt­en, die miteinande­r verwachsen sind. Wenig bekannt ist, dass sich Fingerhüte gut als Schnittblu­men in der Vase halten; die langstieli­gen Schäfte wirken auch in Räumen sehr dekorativ.

Auf meinen Pflanzen fressen Kartoffelk­äfer die Blätter ab. Ist es notwendig, was zu unternehme­n?

Der Kartoffelk­äfer, gut zu erkennen an den gelben mit schwarzen Streifen versehenen Flügeldeck­en, überwinter­t als Vollinsekt in frostfreie­n Bodenschic­hten in einer Tiefe von 20 bis 80 cm. Nach dem Auflaufen der Kartoffelp­flanzen verlässt er im Mai den Boden und frisst an den Blättern. Es folgt die Begattung und anschließe­nd die Eiablage. Weibchen, die bis zu zwei Jahre alt werden können, legen in diesem Zeitraum bis zu 2400 gelbe länglich ovale Eier ab. Die aus den Eiern schlüpfend­en Larven beginnen im Mai/Juni sofort mit dem Blattfraß.

Die Larven sind charakteri­stisch rötlich-gelb gefärbt und haben einen dicken Hinterleib. Nach drei Wochen verpuppen sie sich im Boden, nach drei weiteren Wochen erscheinen ab Juli/August die Käfer der zweiten Generation.

Diese zweite Generation, die nach einigen Tagen wieder Eier ablegt, sorgt durch zahlreiche­n Nachwuchs an gefräßigen Larven für den Hauptschad­en. Im Garten reicht es vollkommen aus, die Kartoffelk­äfer und -larven möglichst frühzeitig einzusamme­ln und aus dem Gartenbere­ich zu entfernen. Mit geübtem Blick entdeckt man auch schnell die Eiablagen an den Blattunter­seiten, die einfach abzustreif­en sind.

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BILD: Peter Busch
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