Verzweifelte Suche nach achtjährigem Joe
Große Fahndung in Oldenburg – Seit Freitagabend verschwunden
Oldenburg – Das gesamte Wochenende über ist im Oldenburger Norden nach einem vermissten Jungen gesucht worden – bis Sonntagabend ohne Erfolg. Der achtjährige Joe war am Freitagabend gegen 17.30 Uhr zuletzt gesehen worden. Am späten Abend hatte die Polizei dann eine Öffentlichkeitsfahndung gestartet. Schnell verbreitete sich die Nachricht vom Verschwinden des Achtjährigen. Auch der Polizeihubschrauber sowie Suchhunde waren im Einsatz.
Am Sonntagnachmittag wurde die Suche dann noch einmal intensiviert. Vom Wohnort des Jungen starteten Personenspürhunde, auf dem Gelände der früheren Donnerschwee-Kaserne – dem letzten bekannten Aufenthaltsort des geistig behinderten Kindes – richtete das Deutsche Rote Kreuz einen Stützpunkt für die Suche ein. Und auch die breite Öffentlichkeit wollte helfen: Eine privat initiierte Suchaktion, zu der sich am Nachmittag mehr als 100 Personen einfanden, musste sich allerdings erst einmal gedulden. Die vielen freiwilligen Helfer sollten mögliche Spuren des Jungen nicht überdecken.
Da der Junge bekannt dafür ist, dass er sich gut und gerne versteckt, wurden Anwohner aufgerufen, in Kellern, Schuppen, Treppenhäusern, Gartenhäuschen oder ähnlichen Verstecken nachschauen. Der Polizeihubschrauber suchte vor allem mögliche höher gelegene Verstecke aus der Luft ab, wie etwa Schuppen- und Garagendächer. Ebenfalls gab es Lautsprecherdurchsagen von Streifenwagen.
Joe ist etwa 150 cm groß und von schlanker Gestalt. Er trägt schulterlange dunkle lockige Haare. Über einem blauen T-Shirt mit weißer Aufschrift trägt er eine schwarze Weste, ebenfalls mit weißer Aufschrift. Zudem trägt er eine dunkle Hose und soll vermutlich barfuß unterwegs sein. Laut Polizei sind keine gezielten Aufenthaltsorte bekannt. Für eine Straftat lagen der Polizei am Sonntag keine Hinweise vor.
Oldenburg – Oldenburg hilft: Auch wenn der Anlass – das Verschwinden des achtjährigen Joe am späten Freitagnachmittag – ein tragischer war, zeigte dieser einmal mehr, wie gut es um das Miteinander und die Nachbarschaft bestellt ist. Mehr als 100 Menschen folgten einem privaten Aufruf zur Suche nach Joe und waren am Sonntagnachmittag auf den Rewe-Parkplatz an der Wehdestraße gekommen.
Dort mussten sie sich aber erst einmal gedulden. Die Polizei hatte um eine Verschiebung gebeten, da sie selber noch sogenannte Mantrailer im Einsatz hatte. Um eventuelle Spuren von Joe für dieser speziell ausgebildeten Personenspürhunde durch die zahlreichen Helfer nicht zu überdecken, musste der Start der Suche verschoben werden.
Nur ein Thema
Das Verschwinden von Joe hält die Oldenburger seit dem späten Freitagabend in Atem. Schnell wurden die von der Polizei veröffentlichten und von unserer Redaktion verbreiteten Suchmeldungen in unzähligen privaten WhatsApp-Gruppen und auf anderen Social-Media-Kanälen geteilt, bei Hundespaziergängen oder Fahrradfahrten durch Donnerschwee, Nadorst und Ohmstede traf man immer wieder auf Menschen, die besonders aufmerksam die Umgebung beobachteten. Kam man ins Gespräch, gab es fast nur ein Thema. Allein die Versteckmöglichkeiten waren unendlich.
Private Hilfe
Um so wichtiger, dass Bewohner der Gegend rum um den letzten bekannten Aufenthaltsort – das Gelände der alten Donnerschwee-Kaserne – auch in Kellern, Schuppen und anderen Versteckmöglichkeiten nachsahen. Hier setzte die private Gruppe am Sonntagnachmittag an.
Gegen 16.15 Uhr kam das Okay der Polizei. Aufgeteilt in Kleingruppen durchstreiften sie weitläufig Donnerschwee und Straßen angrenzender Stadtteile, vor allem im Umfeld Ammergaustraße und Flötenstraße waren Hunderte unterwegs. Sie guckten in Gebüschen und auf Baustellen, klingelten an Häusern und wiesen die Menschen auf die Suche hin.
Schon am frühen Morgen hatte ein Polizeihubschrauber die relative Sonntagsruhe genutzt, um aus der Luft nach Joe zu suchen. Da der Achtjährige sich gerne versteckt, aber auch gerne mal auf Garagen oder Schuppen klettert, galt ein besonderes Augenmerk der Beamten diesen Orten. Mit modernster Kameratechnik können sie auch aus größerer Höhe Personen gut identifizieren. Auch der nahe gelegene Flötenteich wurde abgesucht.
Da der Achtjährige nicht gut schwimmen kann, wurden besonders auch die Wasserzüge und Wasserstellen abgesucht – auch unter Mithilfe speziell ausgebildeter Hunde. Immerhin: Hinweise auf eine Straftat hatte die Polizei zu dem Zeitpunkt nicht. Eine Hoffnung: Joe ist in gewerblichen Räumen eingeschlossen, die über das Wochenende ungenutzt waren.
Eine der Initiatorinnen der privaten Suche war Ayleen Haye. Ihre Motivation: Sie hatte nach eigenem Bekunden im Jahr 2010 schon einmal an der Suche nach einem Vermissten geholfen.
Seinerzeit war der 28-jähriger Ole Hemmen nicht zu Hause in Petersfehn angekommen. Erst eine knappe Woche später wurde seine Leiche unweit einer Radstrecke von Oldenburg nach Petersfehn gefunden. Der 28-Jährige war ertrunken. Auch Diana Tätzler, die die WhatsApp– Gruppe „Wir suchen Joe“am Sonntagmorgen gegründet hat, hat schon Erfahrungen in derartigen Suchaktionen. Sie hatte sich an der Suche nach der zwischenzeitliche vermissten Leonie aus Vechta beteiligt, die durch das Engagement der Bevölkerung lebend gefunden wurde.
Persönlich verbindet keine der Frauen etwas mit Joe. Aber: „Wir sind alle Eltern!“Sascha Rüdebusch war eigens aus Wardenburg gekommen. Seine Hündin Emma ist speziell auf Personensuche trainiert. „Nach unserer Vormittagsrunde haben wir von der Suche gehört und gedacht: Da können wir vielleicht helfen.“
Keine Spur
Derweil arbeitete die Polizei ununterbrochen Hinweise ab. So wurden beispielsweise Videoaufnahmen einer Tankstelle gesichtet, nachdem ein Autofahrer gemeldet hatte, Joe an einer nahe gelegenen Bushaltestelle gesehen zu haben. Doch weder die Aufnahmen brachten weitere Erkenntnisse, noch konnte der Spürhund etwas finden.
Der führte zwischenzeitlich auch zum Bahnhof. Dort allerdings verlor sich die Spur. Mögliche Videoaufnahmen sollten ausgewertet werden. Die Polizei bat auch weiterhin um Hinweise unter Tel. 0441/7904115 oder über den Notruf 110.