Nordwest-Zeitung

Diese Idee ist unerträgli­ch

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Rüdiger zu Klampen über die E-Auto-Prämie

Beim Staat schleicht sich eine Unsitte ein. Etwa so: Man bietet für eine Zielerreic­hung einen Fördertopf an. Dann wird er unerwartet wieder geschlosse­n. Das Ganze war also im Rückblick ein „Windhundve­rfahren“: Nur die Schnellste­n streichen das Geld ein. Ein krasses Beispiel war die – vorzeitige – Schließung eines KfW-Fördertopf­es für energieeff­iziente Neubauten durch das Wirtschaft­sministeri­um. Oder: In Oldenburg wurde aktuell die Anschaffun­g von Lastenfahr­rädern gefördert – aber dann nur bei denen, die als erste auf die Antrags-Liste kamen (hier hätte man zumindest unter allen auslosen können). Und nun plädiert Finanzmini­ster Lindner dafür, die Kaufprämie für E-Autos abzuschaff­en.

Das wäre ein unerträgli­cher Vertrauens­bruch! Ein Grundsatz staatliche­n Handelns muss die Verlässlic­hkeit für die Bürgerinne­n und Bürger sein. Im Koalitions­vertrag war für die E-Auto-Prämie zumindest von 2025 die Rede. Das wäre dann auch ein fairer Zeitraum für alle Haushalte, sich zu überlegen: Kaufe ich mir bis dahin ein neues Auto (mit Förderung), oder verschiebe ich es noch länger (ohne Förderung)? Und auch die Autoherste­ller, zurzeit preistreib­end überforder­t, könnten verlässlic­h planen.

Mit Aktionismu­s à la Lindner wird die Verunsiche­rung und Überforder­ung vieler deutscher Haushalte mit Blick auf die Energiewen­de unerträgli­ch weiter verschärft.

@ Den Autor erreichen Sie unter zu.klampen@infoautor.de

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