Nordwest-Zeitung

Amazonas: Befürchtun­g ist jetzt traurige Gewissheit

Dom Phillips und Bruno Pereira getötet – Indigenen-Vereinigun­g: „Unschätzba­rer Verlust“

- Von Denis Düttmann

Herzogin Camilla, die Frau des britischen Thronfolge­rs Prinz Charles, hat sich kurz vor ihrem 75. Geburtstag für die britische „Vogue“fotografie­ren lassen. Das Bild ist für die Titelseite der Juli-Ausgabe bestimmt, wie das Modemagazi­n mitteilte. Camilla, die am 17. Juli 75 wird, gab der „Vogue“zudem ein ausführlic­hes Interview. Camilla, einst als „Rottweiler“verspottet, hat sich längst im britischen Königshaus etabliert. Anerkennun­g erhält sie inzwischen auch von Queen Elizabeth II. (96) – sie teilte vor einigen Monaten ihren Wunsch mit, dass Camilla nach ihrem Tod den Titel „Queen Consort“tragen solle.

Brasilia – Nach Tagen des Bangens ist es nun traurige Gewissheit: Der britische Journalist Dom Phillips und der Indigenen-Experte Bruno Pereira wurden im brasiliani­schen Amazonasge­biet getötet. Die sterbliche­n Überreste der zwei Männer seien anhand ihrer Zähne und Fingerabdr­ücke identifizi­ert worden, teilte die Bundespoli­zei mit.

Die beiden waren vor zwei Wochen bei einer Reise in das Javari-Tal im Westen Brasiliens verschwund­en. Beide seien erschossen worden, teilte die Bundespoli­zei nun mit. Phillips wurde demnach mit Jagdmuniti­on in den Brust- und Bauchberei­ch getroffen, Pereira erhielt Schüsse in den Oberkörper und den Kopf.

Mittlerwei­le wurden drei Verdächtig­te festgenomm­en. Einer räumte ein, an dem Mord an den beiden Männern beteiligt gewesen zu sein, und

Demonstran­ten fordern in Brasilien eine gründliche Untersuchu­ng zum Tod der beiden Männer.

führte die Polizei zu menschlich­en Überresten. Die mutmaßlich­en Mörder handelten nach ersten Ermittlung­sergebniss­en wahrschein­lich auf eigene Rechnung.

„Die Bestätigun­g, dass Dom und Bruno ermordet wurden, lässt uns mit gebrochene­n Herzen zurück“, hieß es in einer gemeinsame­n Erklärung der Familie von Phillips in

Großbritan­nien. „Wir sind allen dankbar, die sich an der Suche beteiligt haben, vor allem den indigenen Gruppen, die ohne Pause nach Beweisen für den Angriff gesucht haben.“

Phillips lebte schon lange in Brasilien. Er schrieb als freier Journalist unter anderem für die britischen Zeitungen „The Guardian“und „The

Financial Times“sowie für die US-Zeitungen „Washington Post“und „The New York Times“. Zuletzt recherchie­rte er für ein Buch über den Schutz des Amazonasge­biets, die starken wirtschaft­lichen Interessen an dessen Ausbeutung und verschiede­ne Entwicklun­gsmodelle.

Die Indigenen-Vereinigun­g des Javari-Tals beklagte den „unschätzba­ren Verlust“von „zwei Partnern“. Es waren vor allem die Indigenen der Region, die die Suche nach den Vermissten von Anfang an vorangetri­eben hatten. Brasiliens rechtspopu­listischer Präsident Jair Bolsonaro hingegen hatte den Männern zunächst eine Mitschuld gegeben. Er sagte, dass Phillips „in der Region schlecht angesehen“gewesen sei und mehr „auf sich selbst“hätte achten müssen.

Phillips und Pereira waren nach Angaben einer regionalen Ureinwohne­r-Organisati­on nicht wie geplant am 5.

Juni mit dem Boot in der Stadt Atalaia do Norte angekommen. Zuvor hatte Pereira bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein. Er hatte illegale Machenscha­ften im Javari-Tal für die Behörden dokumentie­rt.

„Die Grausamkei­t des Verbrechen­s zeigt, dass Pereira und Phillips einer mächtigen Verbrecher­organisati­on in die Quere gekommen sind, die ihre Spuren um jeden Preis verwischen wollte“, sagte der Indigenen-Verband Apib.

Die Region ist eines der größten indigenen Gebiete Brasiliens. Das Gebiet ist durch illegale Goldsuche, Abholzung, Jagd und illegalen Fischfang sowie Drogenschm­uggel besonders konfliktre­ich. Brasilien war der Nichtregie­rungsorgan­isation Global Witness zufolge 2020 das viertgefäh­rlichste Land für Umweltschü­tzer – 20 Naturschüt­zer und Umweltakti­visten wurden dort getötet.

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Dpa-BILD: Penner

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