Eröffnungskonzert mit einem guten Geist
Auftakt zum Musikalischen Sommer in Ostfriesland – 20 Konzerte bis zum 31. Juli
Aurich – Geister mögen allgemein nicht im besten Ruf stehen, einnehmend geheuer wirken sie selten. Es sei denn, man hört Ludwig van Beethovens Klaviertrio Nr. 5 D-Dur op. 70/1. Beiname: „Geistertrio.“Die Dreier-Diskussion zwischen Klavier, Violine und Violoncello ist einfach klasse.
Der „Musikalische Sommer in Ostfriesland“hatte das Klaviertrio in Aurich an den Anfang der 38. Auflage dieses Festivals gestellt. Und die Hörerinnen und Hörer verlassen die gut besuchte Lambertikirche in der angenehmen Stimmung, dass ein guter Geist über dem Reigen der 20 Konzerte bis zum 31. Juli schweben könnte.
Wolfgang Schröder, Iwan König und Xiaolu Li (v. li.) beim Eröffnungskonzert des Musikalischen Sommers.
Kurioserweise zieht sich der Eindruck nicht wegen vollendeter Perfektion durch den Abend. Wolfgang Schröder (Violine), Xiaolu Li (Cello) und Festival-Intendant Iwan König (Klavier) bringen sehr eigene Charaktere ins Spiel. So fasziniert
vielmehr ihr Ringen um möglichst viel an Miteinander. Es fügt sich nicht immer. Aber es schlägt Funken bei Beethoven, der „Café Music“von Paul Schoenfield und in Bedrich Smetanas Trio g-Moll op. 15.
Geiger Schröder, ein gefragter Solist, scheint in seinem Element, wenn die Musik Robustheit verlangt, ohne je grob zu werden. Die in Deutschland lebende Chinesin Li, oft nach Asien eingeladen, nimmt mit einem hochsensiblen CelloTon ein, voller Poesie, den sie selten aufbauscht. König bringt seine enorme Erfahrung im Ad-hoc-Spiel ein. Er setzt den Rahmen für das Ensemble, pendelt geschickt zwischen Mut zum Risiko und Stabilität und kann die leisen Töne fein flimmern lassen.
Im Kirchenhall kippelt die heikle Klangbalance dieses Kammermusik-Genres mit drei extrovertierten Stimmen auch mal. Doch die drei Charaktere finden zusammen, schon im Mittelsatz des Beethoven-Trios, dessen düstere
Tremolo-Figuren zum Beinamen führten. Vor allem reißen die drei rhapsodisch-virtuosen Smetana-Sätze mit. Es wird an Gesamtklang, Einklang, Struktur und persönlicher Aussage gehobelt und gefeilt. Langweilig wird es nie.
Und da ist ja noch die „Café Music“des Amerikaners Schoenfield, 1985 nach Impressionen aus einem musikalisch beschallten Restaurant komponiert. In die klassische Form hinein mischt er Jazz-Rhythmen, Gypsy-Fetzen, Blues, eingängige Melodien und gut gespielte Melancholie. Musiker und Publikum, alle haben an diesem fein ziselierten PopVerschnitt Spaß. Da strahlt über dem Musiksommer die Sonne.
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