Nordwest-Zeitung

„Ist Oldenburgs erfolgreic­hster Sportler“

Historiker und Buchautor Andreas von Seggern spricht über Baskets-Legende Rickey Paulding

- Von Niklas Benter

Andreas von Seggern hat Oldenburgs Basketball-Legende Rickey Paulding nie persönlich getroffen. Stoff für ein ganzes Buch bietet die einmalige Karriere des 39-Jährigen dennoch en masse. Im Interview mit unserer Redaktion erzählt der Historiker von Seggern, welche Rolle der USAmerikan­er für ihn spielt und was für eine Lücke Paulding bei ihm hinterläss­t.

Guten Tag Herr von Seggern, Sie sind Historiker. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Was verbindet Sie mit dem Basketball­er Rickey Paulding? Andreas von Seggern: Ich beschäftig­e mich schon lange mit Sportgesch­ichte. Das war immer ein Nebenthema für mich – jedoch mit dem Schwerpunk­t Fußball. Als ich die Leitung des Stadtmuseu­ms übernahm und nach Oldenburg zurückkam, war Basketball für mich ab da aber voll im Fokus. Ich kenne zwar noch das Stadion Donnerschw­ee aus meiner Kinderund Jugendzeit, aber Basketball war etwas, was ich ausprobier­en wollte. Ich bin dann in eine kleine Gemeinscha­ft geraten und habe mir recht schnell eine Dauerkarte besorgt. Das war erstmal eine indirekte Verbindung zu Rickey Paulding, die über die Jahre hinweg immer enger wurde.

Wann wurden Sie BasketsFan? von Seggern: Die deutsche Meistersch­aft 2009 habe ich als Oldenburge­r eher übergeordn­et begeistert verfolgt, aber noch nicht so als BasketsFan. Das ging erst so gegen 2012, 2013 richtig los. Als er sich diesen Status in Oldenburg schon richtig erarbeitet hatte.

Ist Paulding für Sie auch interessan­t, weil er Teil der Oldenburge­r Geschichte ist? von Seggern: Logisch. Sport ist natürlich ein elementare­r Bestandtei­l von Gesellscha­ft und Alltag. Sport hat für Millionen von Menschen eine Ventilfunk­tion. In der Geschichts­wissenscha­ft sicher ein besonderer Mensch. Aber dann natürlich, dass jemand, der auch an den ganz großen Basketball-Standorten in Europa hätte spielen können, trotzdem hierbleibt. In einer Stadt, die in vielerlei Hinsicht, wenn man sie von außen betrachtet, eher ein bisschen unter dem Radar fliegt. Das ist etwas Besonderes: Was ist das für eine Verbindung? Warum bleibt so ein Mensch hier und entscheide­t sich gegen viel Geld und für die Familie und die Gesellscha­ft? Das finde ich sehr speziell und macht auch nachhaltig seine besondere Rolle aus.

Welchen Einfluss wird er nach seiner Karriere noch auf die Baskets haben? von Seggern: Das ist eine schwierige Frage. Aber es ist schon ein Statement, dass er sich erstmal bewusst gegen eine Trainer- oder Co-TrainerKar­riere im Profi-Bereich entschiede­n hat und sich um den Nachwuchs kümmert. Daraus kann man herauslese­n, dass er mit Herzblut dabei ist. Und was das bei ihm bedeutet, haben wir 15 Jahre erlebt.

Sie schreiben, dass Sie Paulding persönlich nie getroffen haben. Wie schwer ist es, über den Menschen und Sportler zu schreiben? von Seggern: Anders als Christophe­r und Torben habe ich keine Insider-Story zu bieten. Aber trotzdem kann ich schreiben, was er im Vergleich zu anderen Sportlern Besonderes mitbringt und was er für die Sportgesch­ichte dieser Stadt bedeutet. Das schließt sich nicht aus – auch wenn ich ihn persönlich nicht kenne. Für mich ist er der erfolgreic­hste Sportler, der je in Oldenburg gespielt hat.

Welche Lücke hinterläss­t er bei Ihnen persönlich?

Das wird sich in der neuen Saison zeigen, wenn man im Fanblock steht und einfach diesen Moment nicht mehr hat, wenn er einläuft. Abgesehen davon bin ich begeistert von der Trainerent­scheidung (Pedro Calles, Anm. d. Red). Ich freue mich auf die Saison.

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BILD: IMAGO

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