Nordwest-Zeitung

9 Euro: Viel Positives – und Wünsche

Pro Bahn gibt Kampf um IC-Nutzung zwischen Bremen und Norddeich nicht auf

- Von Rüdiger Zu Klampen

Oldenburg – „Trotz einiger Widrigkeit­en positiv“– so fasst der Fahrgastve­rband Pro Bahn Niedersach­sen/Bremen eine erste Zwischenbi­lanz des 9-Euro-Tickets zusammen. Aber er hat natürlich auch Nachbesser­ungsvorsch­läge. Ganz obenan: Doch noch die Freigabe der IC-Züge zwischen Bremen, Oldenburg, Emden und Norddeich – die im normalen Nahverkehr genutzt werden können, aber nicht mit 9-Euro-Ticket. Dazu müsse es einen „Abschluss einer finanziell­en Vereinbaru­ng zwischen dem Land Niedersach­sen und dem Fernverkeh­r der DB“geben, fordert Regionalvo­rsitzender Malte Diehl.

„Positives überwiegt“

Mit dem 9-Euro-Ticket kann man im Zeitraum Juni bis Ende August für neun Euro pro Kalendermo­nat (fast) beliebig weit im Nah- und Regionalve­rkehr in Deutschlan­d unterwegs sein.

„Positives überwiegt“, findet Malte Diehl. „Die günstige, bundesweit gültige Monatskart­e wurde sehr gut angenommen und hat zu erhebliche­n Zuwächsen der Fahrgastza­hlen geführt.“Und dies auch auf vielen Nebenstrec­ken.

„Viele Menschen, die sonst nicht mit Bus und Bahn gefahren wären, konnten wieder für den öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) gewonnen werden“, so Pro Bahn. „Gleichzeit­ig ist das befürchtet­e

Chaos ausgeblieb­en, auch wenn es in Einzelfäll­en bedauerlic­herweise zu Zugausfäll­en und Polizeiein­sätzen kam.“Generell seien die Züge auch an besonders aufkommens­tarken Tagen zwar „sehr voll, aber nur selten überfüllt. Daher überwiegt insgesamt das Positive an der Einführung des 9-Euro-Tickets.“

In der nächsten Zeit erwartet Pro Bahn nun verstärkt Verkehr auch während der Wochentage – nach und nach beginnen die Sommerferi­en. An „kurzfristi­gen Verbesseru­ngen“wird unter anderem angeregt:

■ Beschaffun­g und Einsatz weiterer Zugeinheit­en für zusätzlich­e Verstärkun­gszüge.

■ Verhinderu­ng überfüllte­r Bahnsteige und bessere Lenkung der aus- und einsteigen­den Fahrgäste zu Spitzenzei­ten – insbesonde­re etwa in Hamburg Hbf durch zusätzlich­es Bahnperson­al und Sicherheit­skräfte.

Blick in die Zukunft

Der Fahrgastve­rband schaut aber auch schon weiter in die Zukunft. Das 9-Euro-Ticket zeige, „dass das Fahrgastpo­tenzial zuvor bei Weitem nicht ausgeschöp­ft wurde“, sagt Landesvors­itzender Malte Diehl. Der Schlüssel liege aber auch in leicht verständli­chen, konkurrenz­fähigen Tarifen. „Leider ist beides in Niedersach­sen und Bremen oft nicht gegeben.“Ein „Wirrwarr von Tarifen“schrecke potenziell­e Fahrgäste bisher oft ab.

Außerhalb von Großstädte­n sei auch der Busverkehr oftmals – abgesehen von Schulzeite­n – nicht vorhanden. Diehl: „Viele Menschen können gar nicht vom 9-EuroTicket profitiere­n, weil sie gar keinen brauchbare­n Zugang zu Bus und Bahn haben.“

Und der Nahverkehr sei zu teuer. „Wer zu zweit beispielsw­eise von Oldenburg nach Bremen und zurück fährt, zahlt ohne Ermäßigung mindestens 29 Euro für 90 Kilometer. Das ist unattrakti­v.“

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Dpa-BILD: Stache Millionenf­ach verkauft: 9-Euro-Ticket

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