9 Euro: Viel Positives – und Wünsche
Pro Bahn gibt Kampf um IC-Nutzung zwischen Bremen und Norddeich nicht auf
Oldenburg – „Trotz einiger Widrigkeiten positiv“– so fasst der Fahrgastverband Pro Bahn Niedersachsen/Bremen eine erste Zwischenbilanz des 9-Euro-Tickets zusammen. Aber er hat natürlich auch Nachbesserungsvorschläge. Ganz obenan: Doch noch die Freigabe der IC-Züge zwischen Bremen, Oldenburg, Emden und Norddeich – die im normalen Nahverkehr genutzt werden können, aber nicht mit 9-Euro-Ticket. Dazu müsse es einen „Abschluss einer finanziellen Vereinbarung zwischen dem Land Niedersachsen und dem Fernverkehr der DB“geben, fordert Regionalvorsitzender Malte Diehl.
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„Positives überwiegt“
Mit dem 9-Euro-Ticket kann man im Zeitraum Juni bis Ende August für neun Euro pro Kalendermonat (fast) beliebig weit im Nah- und Regionalverkehr in Deutschland unterwegs sein.
„Positives überwiegt“, findet Malte Diehl. „Die günstige, bundesweit gültige Monatskarte wurde sehr gut angenommen und hat zu erheblichen Zuwächsen der Fahrgastzahlen geführt.“Und dies auch auf vielen Nebenstrecken.
„Viele Menschen, die sonst nicht mit Bus und Bahn gefahren wären, konnten wieder für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gewonnen werden“, so Pro Bahn. „Gleichzeitig ist das befürchtete
Chaos ausgeblieben, auch wenn es in Einzelfällen bedauerlicherweise zu Zugausfällen und Polizeieinsätzen kam.“Generell seien die Züge auch an besonders aufkommenstarken Tagen zwar „sehr voll, aber nur selten überfüllt. Daher überwiegt insgesamt das Positive an der Einführung des 9-Euro-Tickets.“
In der nächsten Zeit erwartet Pro Bahn nun verstärkt Verkehr auch während der Wochentage – nach und nach beginnen die Sommerferien. An „kurzfristigen Verbesserungen“wird unter anderem angeregt:
■ Beschaffung und Einsatz weiterer Zugeinheiten für zusätzliche Verstärkungszüge.
■ Verhinderung überfüllter Bahnsteige und bessere Lenkung der aus- und einsteigenden Fahrgäste zu Spitzenzeiten – insbesondere etwa in Hamburg Hbf durch zusätzliches Bahnpersonal und Sicherheitskräfte.
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Blick in die Zukunft
Der Fahrgastverband schaut aber auch schon weiter in die Zukunft. Das 9-Euro-Ticket zeige, „dass das Fahrgastpotenzial zuvor bei Weitem nicht ausgeschöpft wurde“, sagt Landesvorsitzender Malte Diehl. Der Schlüssel liege aber auch in leicht verständlichen, konkurrenzfähigen Tarifen. „Leider ist beides in Niedersachsen und Bremen oft nicht gegeben.“Ein „Wirrwarr von Tarifen“schrecke potenzielle Fahrgäste bisher oft ab.
Außerhalb von Großstädten sei auch der Busverkehr oftmals – abgesehen von Schulzeiten – nicht vorhanden. Diehl: „Viele Menschen können gar nicht vom 9-EuroTicket profitieren, weil sie gar keinen brauchbaren Zugang zu Bus und Bahn haben.“
Und der Nahverkehr sei zu teuer. „Wer zu zweit beispielsweise von Oldenburg nach Bremen und zurück fährt, zahlt ohne Ermäßigung mindestens 29 Euro für 90 Kilometer. Das ist unattraktiv.“