Grünen-Ratsherr allein auf weiter Flur
Michael Wenzel hat Zweifel an neuem aktiv & irma-Markt an der Hauptstraße
Oldenburg – Es ist ein Filetstück im Herzen der Hauptstraße in Eversten. Jahrzehntelang von Autohäusern genutzt, will die Oldenburg Verbrauchermarktkette „aktiv & irma“dort einen modernen Einkaufsmarkt mit etwa zehn Wohnungen darüber errichten. Im Juli vergangenen Jahres hatte der Bauausschuss mit dem einstimmig verabschiedeten Aufstellungsbeschluss die Planungen rechtlich auf den Weg gebracht, nun sollte am Donnerstag der Auslegungsbeschluss für die Beteiligung der Öffentlichkeit folgen – der nächste Schritt im Verfahren.
Grundsätzliche Bedenken
Formsache eigentlich, doch meldete sich Ausschussvorsitzender Michael Wenzel (Grüne) zu Wort, gab den Vorsitz für diesen Tagesordnungspunkt ab und erklärte zur Überraschung vieler, dass er grundsätzliche Bedenken gegen das Projekt habe. Der Bereich sei bereits überdurchschnittlich gut versorgt, ein zusätzlicher SB–Markt nicht notwendig, bestehende Strukturen dürften nicht gestört, die funktionierende Nahversorgung müsse erhalten bleiben. Die Umsatzanalysen seien nicht nachvollziehbar, die Innenstadt würde durch den Verkauf von Lebensmitteln an dieser Stelle und dem geplanten Drogeriemarkt geschwächt, der nur wenige hundert Meter entfernte ReweMarkt
könnte aufgrund der Umsatzeinbußen zur Aufgabe gezwungen werden, erklärte Wenzel. „Wollen wir wirklich jedem Investor die Türen öffnen“, fragte er in die Runde und verwies mit Blick auf den CO2-Belastung auf den durch einen Neubau verursachten Ressourcenverbrauch. Er jedenfalls sehe die Notwendigkeit nicht und zweifele den Aussagewert der Gutachten an.
Keine Mauschelei
Dagegen verwahrte sich Baudezernent Sven Uhrhan. Bei Gutachten werde nicht gemauschelt, sie würden überprüft, erklärte er. Durch den
Neubau würden die Einkaufswege der Kunden verkürzt, Alltagsverkehre vermieden und es handele sich zudem um einen lokalen Anbieter, der bevorzugt regionale Produkte verkaufe.
Jochen Rehling, Leiter Expansion der aktiv & irma GmbH, verwies darauf, dass sich die Kaufmannschaft in Eversten und die Bürgerinnen und Bürger auf die Ansiedlung freuten. Der Supermarkt sei zudem als Ziel im Einzelhandelsentwicklungskonzept ausgewiesen und im Step25 vermerkt worden. Der Markt solle CO2-frei werden, kündigte er an. Der Standort sei eine Altlastenverdachtsfläche, die bei Bedarf saniert werde. Geplant seien unter anderem eine Tiefgararge, Photovoltaikanlage und eine Dachbegrünung. Für jeden Stellplatz würden fünf Bäume zum Ausgleich gepflanzt, die Flächen wasserdurchlässig gepflastert.
Sven Corbes vom Amt für Stadtentwicklung und Bauleitplanung bekräftigte, mit dem Rewe-Marktleiter gesprochen zu haben. Eine Schließung sei nicht zu befürchten, vielmehr werde der Markt modernisiert. Zustimmung kam auch aus den Reihen der übrigen Fraktionen – inklusive der Grünen. Und so passierte der Auslegungsbeschluss fast einstimmig den Ausschuss – bei einer Enthaltung, der von Michael Wenzel.
Kritiker: Grünen-Ratsherr Michael Wenzel befürwortet den Neubau des Lebensmittelmarktes an der Hauptstraße nicht.