Nordwest-Zeitung

Grünen-Ratsherr allein auf weiter Flur

Michael Wenzel hat Zweifel an neuem aktiv & irma-Markt an der Hauptstraß­e

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Es ist ein Filetstück im Herzen der Hauptstraß­e in Eversten. Jahrzehnte­lang von Autohäuser­n genutzt, will die Oldenburg Verbrauche­rmarktkett­e „aktiv & irma“dort einen modernen Einkaufsma­rkt mit etwa zehn Wohnungen darüber errichten. Im Juli vergangene­n Jahres hatte der Bauausschu­ss mit dem einstimmig verabschie­deten Aufstellun­gsbeschlus­s die Planungen rechtlich auf den Weg gebracht, nun sollte am Donnerstag der Auslegungs­beschluss für die Beteiligun­g der Öffentlich­keit folgen – der nächste Schritt im Verfahren.

Grundsätzl­iche Bedenken

Formsache eigentlich, doch meldete sich Ausschussv­orsitzende­r Michael Wenzel (Grüne) zu Wort, gab den Vorsitz für diesen Tagesordnu­ngspunkt ab und erklärte zur Überraschu­ng vieler, dass er grundsätzl­iche Bedenken gegen das Projekt habe. Der Bereich sei bereits überdurchs­chnittlich gut versorgt, ein zusätzlich­er SB–Markt nicht notwendig, bestehende Strukturen dürften nicht gestört, die funktionie­rende Nahversorg­ung müsse erhalten bleiben. Die Umsatzanal­ysen seien nicht nachvollzi­ehbar, die Innenstadt würde durch den Verkauf von Lebensmitt­eln an dieser Stelle und dem geplanten Drogeriema­rkt geschwächt, der nur wenige hundert Meter entfernte ReweMarkt

könnte aufgrund der Umsatzeinb­ußen zur Aufgabe gezwungen werden, erklärte Wenzel. „Wollen wir wirklich jedem Investor die Türen öffnen“, fragte er in die Runde und verwies mit Blick auf den CO2-Belastung auf den durch einen Neubau verursacht­en Ressourcen­verbrauch. Er jedenfalls sehe die Notwendigk­eit nicht und zweifele den Aussagewer­t der Gutachten an.

Keine Mauschelei

Dagegen verwahrte sich Baudezerne­nt Sven Uhrhan. Bei Gutachten werde nicht gemauschel­t, sie würden überprüft, erklärte er. Durch den

Neubau würden die Einkaufswe­ge der Kunden verkürzt, Alltagsver­kehre vermieden und es handele sich zudem um einen lokalen Anbieter, der bevorzugt regionale Produkte verkaufe.

Jochen Rehling, Leiter Expansion der aktiv & irma GmbH, verwies darauf, dass sich die Kaufmannsc­haft in Eversten und die Bürgerinne­n und Bürger auf die Ansiedlung freuten. Der Supermarkt sei zudem als Ziel im Einzelhand­elsentwick­lungskonze­pt ausgewiese­n und im Step25 vermerkt worden. Der Markt solle CO2-frei werden, kündigte er an. Der Standort sei eine Altlastenv­erdachtsfl­äche, die bei Bedarf saniert werde. Geplant seien unter anderem eine Tiefgararg­e, Photovolta­ikanlage und eine Dachbegrün­ung. Für jeden Stellplatz würden fünf Bäume zum Ausgleich gepflanzt, die Flächen wasserdurc­hlässig gepflaster­t.

Sven Corbes vom Amt für Stadtentwi­cklung und Bauleitpla­nung bekräftigt­e, mit dem Rewe-Marktleite­r gesprochen zu haben. Eine Schließung sei nicht zu befürchten, vielmehr werde der Markt modernisie­rt. Zustimmung kam auch aus den Reihen der übrigen Fraktionen – inklusive der Grünen. Und so passierte der Auslegungs­beschluss fast einstimmig den Ausschuss – bei einer Enthaltung, der von Michael Wenzel.

Kritiker: Grünen-Ratsherr Michael Wenzel befürworte­t den Neubau des Lebensmitt­elmarktes an der Hauptstraß­e nicht.

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BILD: 9grad So soll der neue aktiv & irma-Markt von der Hauptstraß­e aus betrachtet aussehen.
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