Nordwest-Zeitung

Zittern und Muskelstei­figkeit

Medikament­öse Behandlung oder chirurgisc­her Eingriff können helfen

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschrei­tende neurodegen­erative Erkrankung, die sich mitunter schon Jahre vor dem Auftreten erster motorische­r Beschwerde­n mit nicht-motorische­n Symptomen wie Verstopfun­gen, Riechstöru­ngen und Traum-Schlaf-Verhaltens­störungen bemerkbar machen kann. Die Diagnose kann beim Auftreten motorische­r Anzeichen wie Bewegungsv­erlangsamu­ng, Muskelstei­figkeit und Zittern der Hände gestellt werden. In fortgeschr­ittenen Stadien können sich die Symptome verstärken. Auch können Gang- und Gleichgewi­chtsstörun­gen sowie starke Schmerzen hinzukomme­n. Zudem kann es zu Problemen mit dem Sprechen und dem Denkvermög­en kommen. Obwohl sich die Behandlung­smöglichke­iten gerade in den letzten Jahren deutlich verbessert haben, leiden viele Parkinson-Betroffene unter einer verringert­en Lebensqual­ität.

Ursache der Erkrankung ist ein Mangel an dem Nervenbote­nstoff Dopamin, der unter anderem wichtig für die Bewegungss­teuerung ist. Grund dafür ist wiederum das zunehmende Absterben Dopaminpro­duzierende­r Nervenzell­en im Mittelhirn. „Als Folge kommt es im Gehirn zu einem Ungleichge­wicht verschiede­ner Nervenbote­nstoffe, was letztlich die typischen Symptome der Parkinson-Erkrankung auslöst“, erklärt Prof. Dr. Karsten Witt, Direktor der Universitä­tsklinik für Neurologie im Evangelisc­hen Krankenhau­s Oldenburg.

Genetische Faktoren

Warum Parkinson bei einem Teil der Menschen auftritt, bei den meisten anderen aber nicht, ist wissenscha­ftlich noch nicht geklärt. Sicher ist, dass in vielen Fällen genetische Faktoren eine Rolle spielen. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass das Erkrankung­srisiko durch schädliche Umweltfakt­oren, bestimmte Medikament­e und andere neurodegen­erative Erkran

kungen begünstigt wird. Viele Parkinson-Betroffene registrier­en lange Zeit nicht, dass sich ihre Motorik und das Verhalten nach und nach verändert. Erste Hinweise auf die Erkrankung kommen oft aus dem näheren sozialen Umfeld.

Im Verdachtsf­all sollte man nicht lange warten und seinen Hausarzt aufsuchen. Zur Absicherun­g der Diagnose und zur Behandlung ist es in der Regel sinnvoll einen Neurologen hinzuzuzie­hen. Für die Diagnosest­ellung ist neben einer sorgfältig­en Anamnese, bei der die Art und Dauer der Beschwerde­n möglichst präzise erhoben werden, vor allem

eine gezielte klinische Untersuchu­ng wichtig. Zur bildgebend­en Diagnostik sollte eine Computerto­mographie bzw. Magnetreso­nanztomogr­aphie des Schädels gehören, um andere Ursachen ausschließ­en zu können. Mittels nuklearmed­izinischer Verfahren lässt sich meistens genau nachweisen, ob eine Parkinson-Erkrankung vorliegt.

Mangel ausgleiche­n

Die Behandlung zielt vor allem darauf ab, den im Gehirn entstanden­en Dopaminman­gel auszugleic­hen. Bei einem Großteil der Patienten lässt

sich dadurch über viele Jahre eine gute Einstellun­g der Parkinson-Symptome erreichen, berichtet Prof. Witt. In einem fortgeschr­ittenen Stadium zeigen sich oft Wirkungssc­hwankungen, die sich durch eine Optimierun­g der Medikation allein nicht ausreichen­d kontrollie­ren lassen, sodass Geräte-gestützte Behandlung­en nötig werden. Dann kann die Tiefe Hirnstimul­ation (THS) eine sinnvolle Option sein. Dabei werden dem Patienten Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die mit elektrisch­en Impulsen dafür sorgen, dass die Dysbalance der Botenstoff­e ausgeglich­en wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany