Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Augenmaß beim Ausbau
Sicherlich wäre es am schönsten, wenn der Verkehr auf dem Hermsdorfer Kreuz dreispurig in jede Richtung läuft. Damit wäre auf den Autobahnen A 4 und A 9 das letzte Nadelöhr beseitigt. Aber ist das Hermsdorfer Kreuz wirklich ein Nadelöhr?
Sicher: Vor dem Kreuz müssen die Autofahrer bremsen. Auf den Hauptfahrbahnen gilt nur Tempo 100. Wer die Autobahn wechselt, muss teilweise auf 60 Kilometer pro Stunde herunterbremsen. Doch kommt es auf die Minute an, die durchs langsame Fahren verloren geht? Wichtiger ist, dass der Verkehr am Hermsdorfer Kreuz flüssig rollt. Und er rollt flüssig: So gab es auf den ausgebauten Autobahnabschnitten der A 9, beispielsweise zwischen Dittersdorf und Bad Lobenstein, deutlich mehr Unfälle und Staus als am Hermsdorfer Kreuz.
Offen ist auch, wie sich die weitere Verkehrslast auf dem Autobahnknoten entwickelt. Aus Richtung Erfurt gibt es nach Leipzig inzwischen die Alternative, über die A 71 und die A 38 zu fahren. Der Weg ist zwar etwas weiter, aber im Falle eines Staus auf der anderen Strecke sparen die Autofahrer Zeit und Nerven.
Deshalb muss der Bund genau überlegen, ob es überhaupt einen luxuriösen Ausbau des Hermsdorfer Kreuzes braucht. In Nordrhein-Westfalen gibt es viel stärker belastete Autobahnen, die nur zwei Spuren pro Richtung bieten. Aus gesamtdeutscher Sicht braucht es dort die vielen Millionen Euro dringender.