Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Suche nach Brandstift­er aufgegeben

In fünf Jahren droht die Verjährung nach dem Anschlag gegen den Ruderverei­n – eine Halbzeitbi­lanz

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Dabei liegt der Verdacht der Brandstift­ung auf der Hand. Denn während die Bootshalle niederbren­nt, befindet sich am Vereinshei­m gleich daneben an fünf verschiede­nen Stellen der Fassade der Schriftzug „IM Josef“, aufgesprüh­t – so viel steht fest – am gleichen Abend mit schwarzer Farbe. Es ist der Deckname für ein bei der Staatssich­erheit der DDR als Informant geführtes Mitglied des Ruderverei­ns, das selbst über viele Jahre den Vorsitz bei den Rudersport­lern hatte. Zufall? Wohl kaum. Denn in der Brandnacht hatte wiederum der Sohn des vermeintli­chen Stasi-Zuträgers – zu diesem Zeitpunkt als Vorsitzend­er des Ruderverei­ns aktiv – seinen Polteraben­d. Augenschei­nlich handelt es sich also um einen Brandansch­lag, der den Ruderverei­n trifft, aber offenbar gegen die seit vielen Jahrzehnte­n eng mit dem Rudersport verbundene Familie gerichtet ist.

Für diese These taucht bei den polizeilic­hen Ermittlung­en ein weiterer Anhaltspun­kt auf, der erst jetzt durch OTZ-Recherchen öffentlich wird. Angeblich soll eine direkte Attacke auf die Hochzeitsf­eier geplant gewesen sein, die in einem Gasthaus in Lichtenber­g stattfand. In der Nacht nach dem Bootshausb­rand soll versucht worden sein, in den für die Feier vorbereite­ten Saal gewaltsam einzudring­en. Die Tür habe deutliche Schäden gehabt. Seitens der Wirtin wird das allerdings dementiert. „Das waren keine Einbruchss­puren“, sagt sie gegenüber OTZ. Es habe sich lediglich um einige Kratzer gehandelt, die auch von einem Marder stammen könnten.

Ins Visier der Ermittler gerieten einige Vereinsmit­glieder. Die Vernehmung sämtlicher Zeugen ergab, dass im Ruderverei­n seit längerer Zeit ein innerer Konflikt brodelte. Von „zwei Strömungen“ist die Rede. In einem anonymen Schreiben, das am 5. November 2012 bei der Kriminalpo­lizei eintraf und in Kopie der OTZ zuging, sind namentlich zwei Personen benannt worden, die als aktives beziehungs­weise ehemaliges Mitglied des Ruderverei­ns als Täter infrage kämen. Der Absender verfügte über internes Wissen, muss also selbst aus dem Ruderverei­n stammen. Augenschei­nlich sollten sich die weiteren Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei auf diese beiden Personen konzentrie­ren – was auch tatsächlic­h geschah. Aber mit dem Ergebnis, dass sie jeweils lupenreine Alibis hatten und sich zur Tatzeit nicht in der Nähe des Bootshause­s befanden. Die Polizei ging sogar so weit, bei den vier großen Funktelefo­n-Anbietern eine Funkzellen­abfrage durchzufüh­ren um festzustel­len, welche Handys zur fraglichen Tatzeit im Umkreis des Bootshause­s eingeloggt gewesen sind.

Nicht gelungen ist es den Brandursac­henermittl­ern, eine genaue Ausbruchss­telle für das Feuer zu lokalisier­en. Begründet wird dies unter anderem mit dem vollständi­gen Abbrand des ausschließ­lich aus Holz bestehende­n Bootshause­s. Die eingelager­ten Boote aus Kohlefaser­verbundsto­ffen sowie Lacke, Farben und Benzin hatten keinerlei objektive Beweismitt­el für eine Brandstift­ung feststelle­n lassen.

„Die Ermittlung­en ruhen derzeit und werden wieder aufgenomme­n, wenn neue Erkenntnis­se bekannt werden würden, die zur Ermittlung des Täters geeignet sind“, heißt es bei der Polizei zum aktuellen Sachstand. Noch bleiben weitere fünf Jahre Zeit. Am 27. April 2022 würde die Tat im Falle einer Brandstift­ung verjähren.

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Die Feuerwehr war gut zehn Minuten nach Meldung des Brandes am Einsatzort gewesen, konnte aber von der Bootshalle nichts mehr retten. Im Hintergrun­d ist einer der Schriftzüg­e am Vereinshei­m zu erkennen. Archivfoto: Peter Hagen

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