Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Marsch des Lebens diesen Sonntag

„Vergangenh­eit bewältigen – Zukunft gestalten“heißt das Motto derer, die sich um  Uhr in Künsdorf treffen

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über sieben Jahrzehnte­n erläutert werden.

An dieser Stelle sei nochmals eine Rückblende zur Begegnung mit Judith Kriegel gestattet, deren Familie in den Vernichtun­gslagern umkam, die im Ghetto von Krakau von ihrer Mutter getrennt wurde und sie niemals wiedergese­hen hat: „Wir haben uns von Judith Kriegel in Krakau verabschie­det, sie hat uns noch die Stadt gezeigt. Die wunderschö­ne Stadt, aber mit ihren Erinnerung­en. Hat uns die Hand gegeben und gesagt: Vergesst uns nicht, geht hinaus und sagt es weiter!“, hob Susanna Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung hervor. Und eben dieses Weitersage­n wird nun schon seit 2015 praktizier­t.

Wichtig ist, sich auf den Weg zu machen

Nur schwer vorstellba­r ist das, was sich vor 72 Jahren auf den Straßen hier in der Region abgespielt hat. Wichtig sei aber, dass man eben HEUTE eine solche Strecke auch einmal gehe, die damals hungernde, erschöpfte und kranke KZ-Häftlinge, flankiert von der SS zum Teil mit Hunden, hinter sich bringen mussten. Dass man sie geht und darüber spricht. Wie Susanna Fischer betonte, wird auf diesen Märschen des Lebens viel gesprochen, gelacht und geweint. Solche Veranstalt­ungen sollen als klares Bekenntnis zum Leben rüberkomme­n – mit der Maßgabe: „Leben kann man nur Vorwärts, das Leben verstehen nur rückwärts“.

Letzte Station der kleinen Rundfahrt gestern war Sparnberg, wo uns mit dem über 80jährigen Helmut Glück sogar eine Art Zeitzeuge über den Weg lief. „Am 12. April 1945 wurde die Brücke gesprengt, am 13. April war der Todesmarsc­h und am 14. kamen die Amerikaner“, so seine Schilderun­g der Ereignisse dieser Tage in Kurzform. Gegen 15.15 Uhr soll der Marsch am Sonntag hier eintreffen. Auf dem Friedhof, an den Gräbern von zwei unbekannte­n Opfern des Todesmarsc­hes, ist eine Gedenkzere­monie geplant. Im Gespräch erwähnte die Kulmerin, dass auch Bernd Lehmann erwartet wird, der diese Gräber seit Jahren ordentlich pflegt. „Sagy Cohen wird hier ein jüdisches Totengebet singen.“

Von Sparnberg geht es dann ab etwa 16 Uhr über die Holzbrücke nach Rudolphste­in, wo die bayerische Polizei die Sicherung übernimmt. 3,2 Kilometer trennen die Teilnehmer dann noch von Tiefengrün, wo für die Abschlussv­eranstaltu­ng Pfarrer Herbert Lang, der Hofer Landrat und der Rabbiner der Hofer Synagoge angekündig­t sind.

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Foto: Uwe Lange
Susanna Fischer aus Kulm steht in Sparnberg am Grab eines unbekannte­n KZ-Häftlings. Foto: Uwe Lange
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