Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Im Ernst und mit einem Augenzwinkern
„Sing Saale-Orla“hat sich still von der Bühne verabschiedet, das Ensemble überlegt sich wohl ein neues Musical-Projekt
bis auf eine einzige bei jeder Aufführung von „Sing Saale-Orla“dabei gewesen.
Maßgeblich zum Erfolg des Musicals mit beispielsweise ausverkauften Schleizer Wisentahallen hätten Hendrik Püschel und Jens Bähring beigetragen. Ob nun im Ernst oder mit einem Augenzwinkern das Triptiser Porzellan, das Schleizer Dreieck oder der Fässleseecher aus Bad Lobenstein, der Neustädter Fasching oder das Pößnecker Rosenbier besungen wurde – den beiden Rudolstädter Entertainern seien Texte und Musik zu verdanken.
Um die Choreographien kümmerte sich Iris Lukes selbst, bildet sie doch in ihrer Freizeit seit über fünfzehn Jahren den Tänzernachwuchs des Carnevalsclubs Molbitz aus. Freilich seien auch Schrittfolgen aus dem Neustädter oder dem Ziegenrücker Fasching übernommen oder angepasst worden, wo mehrere Ensemble-Mitglieder ebenso tanz(t)en, aber das dürfte den wenigsten Zuschauern aufgefallen sein.
Pro Auftritt mit bis zu anderthalb Dutzend Szenen seien rund 200 Kostüme an- und auszuziehen gewesen. Die teils aufwendig hergestellten Kleidungsstücke seien beispielsweise vom Triptiser Karneval und den Burgfreunden aus Ranis zur Verfügung gestellt worden. Andere Vereine wie der Motorsportclub Neustadt oder die Freiwillige Feuerwehr Langenorla steuerten Notwendiges bei. Mehrere Haar- und Kosmetikstudios, allen voran das Team von Ivonne Franz aus Neustadt, hätten sich vor den Auftritten um Frisuren und Make-up gekümmert, ohne auf die Uhr zu schauen. Wie viele Menschen „Sing SaaleOrla“über die Jahre gesehen haben, ist nicht ermittelt. Bei den wiederholten Auftritten auf der Grünen Woche in Berlin oder zum Thüringentag in Pößneck habe man gar keine Zeit für halbwegs seriöse Schätzungen gehabt, gibt Iris Lukes zu verstehen. Die Zahl der Menschen, welchen man eine kleine Freude gemacht habe, dürfte im fünfstelligen Bereich liegen.
Heimspielstätte war quasi die Schleizer Wisentahalle, wo etwa ein Drittel der Aufführungen absolviert wurden. Zu Gast war man unter anderem noch in Pößneck (Shedhalle), Bad Lobenstein (Kulturhaus) und Neustadt (Augustinersaal), Wurzbach (Hammersaal), Krölpa (Pinsenberghalle) und Triptis (Alte Molkerei).
Das Ensemble bilden bis auf einige Ausnahmen Sparkassenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter verschiedener Generationen. Mitunter standen Mutter und Tochter gemeinsam auf der Bühne. „Sicher kann man seine Sonntage auch anders verbringen“, kommentiert Iris Lukes. „Aber es haben alle sehr gern und freiwillig mitgemacht. Das lag daran, dass die Stimmung immer Hammer war.“Das Ensemble habe sich sogar zu privaten Auftritten etwa zu einem Junggesellinnenabschied aus den eigenen Reihen auf Mallorca zusammengefunden.
Außerdem hatte man die Gewissheit, etwas Gutes zu tun. Denn „Sing Saale-Orla“diente nicht nur der Werbung für die Heimat. Die Erlöse der eintrittspflichtigen Auftritte und aus dem Verkauf eines Kalenders zum Musical seien der Kinderhilfestiftung Jena gespendet worden. Wie viel Geld das insgesamt war, sei nicht ermittelt. Es sei aber ganz sicher ein Betrag, auf den man stolz sein könne.
Und ist jetzt wirklich Schluss? „Das Landkreis-Musical führen wir zwar nicht mehr auf, aber das Ensemble gibt es ja immer noch“, antwortet Iris Lukes. Ein Nachfolgeprojekt, „wieder etwas mit Musik und Tanz“, sei nicht auszuschließen. Im April treffe man sich wieder im großen Kreis. „Versprechen kann ich nichts“, sagt Iris Lukes. Wie auch nichts versprochen wurde, als man sich vor gut fünf Jahren daran machte, ein abendfüllendes Musical einzustudieren.