Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Die Unschuld aus Jena

Im NSU-Prozess hatte die Hauptangek­lagte Beate Zschäpe das letzte Wort. Das Urteil wird am . Juli verkündet

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Die Jahre des Prozesses seien „die Fortsetzun­g eines Lern- und Entwicklun­gsprozesse­s“gewesen. Die Opfer, die Tatortfoto­s, die Zeugen: Das alles habe sie „Stück für Stück das ganze Ausmaß der schrecklic­hen Taten von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos“erfassen lassen. „Ich bedauere, dass die Angehörige­n der Mordopfer einen geliebten Menschen verloren haben. Sie haben mein aufrichtig­es Mitgefühl.“Schließlic­h bittet Zschäpe das Gericht darum, „ein Urteil zu fällen, welches unbelastet von öffentlich­em oder politische­m Druck“sei. „Bitte verurteile­n Sie mich nicht stellvertr­etend für etwas, was ich weder gewollt noch getan habe.“

Danach sprechen noch kurz ihre Mitangekla­gten. Carsten S., der die Mordwaffe beschafft haben soll, sagt mit tränenerst­ickter Stimme: „Ich war damals nicht ich selbst. Auf der Suche nach mir bin ich in eine falsche Richtung gelaufen.“Er werde die Schuld, die er auf sich lud, nie abtragen können.

Ralf Wohlleben, der die Waffenbesc­haffung in Auftrag gegeben haben soll, verweist auf die Plädoyers seiner Anwälte und seine früheren Erklärunge­n. Darin hatte er sich zu seiner rechtsradi­kalen Gesinnung bekannt.

Holger G., der das Trio unter anderem mit falschen Papieren unterstütz­t hatte, liest einen kurzen Text ab. Er wolle sich aufrichtig bei den Hinterblie­benen dafür entschuldi­gen, „dass auch mein Handeln dafür verantwort­lich war, ihr Leid zu vergrößern“. Bloß André E. äußert sich nicht.

Dann ist der Prozess vorbei. Nur das Urteil fehlt noch; vieles spricht dafür, dass das Gericht in großen Teilen der Anklage folgen wird. Oder hat daran Beate Zschäpe am Ende noch etwas ändern können? Die Anwälte der Nebenklage, die in der Sonne vor dem Justizzent­rum am Münchner Stiglmaier­platz stehen, antworten mit Nein.

 ??  ?? Die Angeklagte Beate Zschäpe sitzt zwischen ihren Verteidige­rn Mathias Grasel (rechts) und Hermann Borchert und wartet auf den Beginn des Prozesstag­es im Sitzungssa­al  des Oberlandes­gerichtes München. Foto: Sascha Fromm
Die Angeklagte Beate Zschäpe sitzt zwischen ihren Verteidige­rn Mathias Grasel (rechts) und Hermann Borchert und wartet auf den Beginn des Prozesstag­es im Sitzungssa­al  des Oberlandes­gerichtes München. Foto: Sascha Fromm

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