Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Adlige haben kulturelle­n Reichtum Thüringens geprägt

Am Donnerstag heiratet Stephanie von Sachsen-Coburg und Gotha auf Schloss Friedenste­in – warum reden wir darüber?

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Thüringen sehr gut sehen kann“, sagt Kreutzmann, der zu den Thüringer Adelshäuse­rn vom 18. und 19. Jahrhunder­t bis in die Gegenwart promoviert­e.

So gehe auch in Thüringen eine Vielzahl von Schlössern, Parks, Museen, Archiven und Bibliothek­en auf adlige Gründungen zurück. Die Universitä­t Jena ist ein Werk der Ernestiner. Weimar mit Goethe und Schiller wäre ohne die Förderung durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach möglich gewesen.

Zwar gebe es in Deutschlan­d seit 1918 weder den Adel als privilegie­rte Gruppe noch regierende Monarchen. Auch in Thüringen dankten die letzten sechs blaublütig­en Herrscher damals ab. Allerdings seien der Adel als soziale Gruppe zusammen- und seine Titel als Bestandtei­l des Namens erhalten geblieben.

Dass Adlige nach der Wende in Thüringen Restitutio­nsansprüch­e nicht stellen konnten, ist Teil der besonderen DDR-Geschichte. „1994 regelte ein Gesetz, dass bewegliche­s Vermögen aus Schlössern, Adelshäuse­rn und Museen zurückgege­ben werden soll. Betroffen waren auch die wertvollen Inventare in Weimar und Gotha“, sagt Kreutzmann. In den gütlichen Einigungen mit dem Land Thüringen gegen die Zahlung von Millionen-Entschädig­ungen sieht der Wissenscha­ftler eine Win-win-Situation für beide Seiten, zumal sich die Adelshäuse­r Einflusssp­hären in den einschlägi­gen Stiftungen sichern konnten. Dass wohl auch am Donnerstag Schaulusti­ge nicht zu kurz kommen werden, ist für Marko Kreutzmann mit ein Zeichen dafür, dass es weiter eine Sehnsucht nach Traditione­n gibt. „Etwa ein Viertel der Staaten in Europa sind Monarchien. Es gibt noch ein starkes Identifika­tionsbedür­fnis. Das bedienen die Adligen bis heute.“

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