Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
In Auma summt’s
. Juli ist Tag der Imkerei. Imkerverein Auma lädt zum Schau- und Lehrbienenstand ein.
Auma-Weidatal. Im vergangenen Jahr hat der Imkerverein Auma 1894 begonnen, den Schau- und Lehrbienenstadt umzubauen. Er soll an diesem Sonntag neu eröffnet werden. Doch die Vereinsmitglieder kümmern sich nicht nur um die Honig sammelnden Insekten. Sie schaffen ein kleines Biotop, in dem sich auch andere Tiere wohlfühlen, Unterschlupf und
Nahrung finden.
Abgezirkelte Felder mit Monokulturen. Gärten mit akkurat kurz geschorenem englischen Rasen. Die chemische Keule hilft gegen ungewollt Wachsendes und das, was da kreuchen und fleuchen könnte. Insekten haben es in der peinlich sauberen und aufgeräumten Kultur- und Agrarlandschaft schwer. Auch Honigbienen. Dabei übernehmen sie eine ganz wichtige Aufgabe in der Natur, bestäuben Pflanzen und sorgen somit für Vielfalt und Vermehrung im Pflanzenreich. Und ganz nebenbei gibt es für Naschkatzen noch etwas ganz Leckeres: Honig.
Die drei Bienenvölker, die Karl-Heinz Müller im Schauund Lehrbienenstand in Auma stehen hat, haben in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet. Sie sind aus ihrer Behausung hinausgeflogen und waren fleißig. Jede Menge Blüten haben sie angeflogen und den kostbaren Nektar nach Hause gebracht. Die Waben sind bis zum Rand gefüllt, und die emsigen Tiere beginnen, sie mit einer Wachsschicht zu verschließen. Dabei hatten es die Insekten in diesem Jahr nicht leicht, obwohl Karl-Heinz Müller über die Wintermonate hinweg auf eine gute Futterversorgung achtete. Die Kälte im April habe die Bienen zurückgeworfen. Als dann ganz schnell alles schon blühte, waren die Bienen noch in ihrer Entwicklung zurück. Solche Wetterkapriolen können die Bienen überstehen. Nicht aber, wenn sich Faktoren wie mangelndes Nahrungsangebot, Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und Schwächung zum Beispiel durch die Varroamilbe potenzieren. Deshalb will der Imkerverein Auma zum einen über Bienen aufklären, Schulen Kindergärten und andere Interessierte einladen, sich zu informieren und etwas zu lernen.
Zum anderen haben sich die 37 Mitglieder des Imkervereins, darunter zwei unter 18 Jahren und acht Frauen, die insgesamt 252 Bienenvölker haben, aber auch entschieden, verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, für ein Umdenken zu sorgen und selbst auch etwas für den Lebensraum der Bienen und anderen Insekten zu tun. Am Schauund Lehrbienenstand, der versteckt und idyllisch hinter der Kleingartenanlage Finkenberg in Auma gelegen ist, haben die Mitglieder begonnen, eine Streuobstwiese anzulegen. Sechs Apfelbäume haben sie dort gepflanzt. Es gibt an einigen Ecken wild wuchernde Brennnesseln, Holzhaufen bieten Verstecke für Tiere, und auch einen Hornissenkasten, in den die großen Schwestern der Honigbienen eingezogen sind, haben sie aufgehängt. Ein Insektenhotel soll auch noch folgen. In der benachbarten Gartenanlage haben sie außerdem auf einer leer stehenden Parzelle verschiedene Saatmischungen ausgesät und so auf 500 Quadratmetern Blühflächen geschaffen. Ein kleines Paradies für Bienen, Schmetterlinge, Hummeln, Käfer und andere Tiere. 4500 Euro aus Lottomitteln und Spenden hat der Verein in das Projekt investiert.
Jeder könne etwas tun, sagt Karl-Heinz Müller, damit Insekten Nahrung und Unterschlupf finden. Einfach ein paar Stellen im Garten nicht pflegen. Ein paar Äste und Laub liegen lassen. Balkonkästen mit für Insekten geeigneten Blumen bepflanzen. Es gebe auch einige Initiativen, die sich in Städten für ein insektenfreundliches Umfeld einsetzen. „Im Zeitalter der Rasenmäher hatte zumindest noch ein Gänseblümchen eine Chance, jetzt im Zeitalter der Mähroboter aber nicht mehr“, sagt der Bienenfreund. „Wir in unserer Region haben wenigstens noch einige Wald- und Feldränder, aber ansonsten ist die Situation katastrophal.“
Die Imkerei erlebe immer mehr Zulauf von Interessierten, sagt Karl-Heinz Müller. 1700 Mitglieder hatte der Landesverband Thüringer Imker vor sieben Jahren, aktuell seien es 2829. „Ich habe die Hoffnung, dass es bald in jedem Ort einen Bienenstand gibt“, sagt der Imker aus Leidenschaft. Nicht nur der Honig ist sein Lohn, sondern auch die Entspannung, die er findet, wenn es im Bienenhaus summt.