Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Transitzen­tren ins Nirwana

- Von Egbert Niessler

Transitzen­tren heißt das neue Wundermitt­el im Asylstreit der Koalition in Berlin. Aus ihnen sollen an Bayerns Grenzen Migranten zurückgesc­hickt werden, die bereits in einem anderen EU-Land registrier­t sind.

Die Transitzen­tren sollen geschlosse­ne Einrichtun­gen sein. Das heißt, ihre Insassen können sich im Inneren zwar frei bewegen, dürfen das Gelände aber nicht verlassen. Und wenn doch? Wer bewacht sie? Und wie soll er reagieren, wenn sich jemand Richtung Hinterland absetzt?

Und was soll das Ganze, wenn nur von drei Punkten an der bayerisch-österreich­ischen Grenze die Rede ist? Deutschlan­ds Grenzen sind beträchtli­ch länger.

Etwas allerdings haben sie schon bewirkt: Der Burgfriede­n zwischen Bundeskanz­lerin Merkel und ihrem Innenminis­ter Seehofer ist mühsam gewahrt. Bis zur Wiedervorl­age spätestens nach der BayernWahl.

Und die beiden haben das Problem nicht ungeschick­t aus ihrer Transitzon­e Unionsgipf­el an den Koalitions­partner SPD zurückgewi­esen, der sich unversehen­s wieder zwischen den Mühlsteine­n moralische Verpflicht­ung und Wähler(ab)wanderung hin- und hergerisse­n sieht.

In der Migrations-Praxis dürften die Transitzon­en ins Nirwana führen. Migranten müssen sich, wollen sie staatliche Unterstütz­ung erhalten, irgendwann melden. Auch dann können ihr Status und ihre Herkunft überprüft werden.

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