Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Rechtsruck unter den Arbeitnehmern
Neue Untersuchung der Universität Jena
Jena. Betrieblich aktive und auch gewerkschaftlich organisierte Arbeiter vertreten immer häufiger rechtspopulistische Positionen. Das zeigt eine neue Studie der Friedrich-SchillerUniversität Jena. Die Wissenschaftler um den Arbeitssoziologen Professor Klaus Dörre veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Berliner Journals für Soziologie.
„Zwar haben sich nur wenige Kandidaten gefunden, die sich während der Betriebsratswahlen auf Listen offensiv dazu bekennen, rechte Positionen zu vertreten“, erklärte Klaus Dörre. „Doch das bedeutet nicht, dass diese nicht existieren.“
Allein 19 Prozent der Arbeitnehmer und 15 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder hätten bei der letzten Bundestagswahl der AfD ihre Stimme gegeben – bei einem Gesamtergebnis von 12,6 Prozent für die Partei ein deutlich überdurchschnittlicher Wert. In der Studie zeigen die Jenaer Soziologen, dass die Anhänger rechtspopulistischer Positionen innerhalb der Arbeiterschaft längst nicht nur auf Wahllisten zu finden sind, sondern auch unter bereits etablierten Mitgliedern von Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen.
Oft würde dabei die Soziale Frage, der Konflikt zwischen Unten und Oben, umgedeutet. „Wir mussten feststellen, dass sich Anhänger der rechtspopulistischen Strömungen als die wahren Demokraten betrachten“, so Dörre. Während diese dem demokratischen Parlamentarismus im Rahmen einer Vorgängerstudie noch mit Vorbehalten begegneten, plädierten sie nun für mehr direkte Demokratie. Allerdings definierten rechtsgesinnte Arbeitnehmer den Begriff „Volk“nicht über die Zugehörigkeit zu einem Staat, sondern zu einer Ethnie. (red)