Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Neue Angst um Jobs bei Opel
Bleibt Entwicklung in Rüsselsheim?
Rüsselsheim/Eisenach. Der verlustreiche Autobauer Opel kommt nicht zur Ruhe: Spekulationen über einen Teilverkauf des Entwicklungszentrums in Rüsselsheim alarmieren den Betriebsrat. Das Gremium plant für Donnerstag kurzfristig eine Betriebsversammlung, bei der das Management Rede und Antwort stehen soll. „Ein (Aus-)Verkauf der Opel-Entwicklung würde Opel die Zukunft nehmen“, kritisierten die Arbeitnehmervertreter.
Opel-Chef Michael Lohscheller betonte in einer Mitteilung: „Unser Engineering ist und bleibt Kern von Opel.“Alle künftigen Opel-Modelle würden in Rüsselsheim entwickelt. Zudem übernehme Rüsselsheim zahlreiche wichtige Aufgaben für den französischen Mutterkonzern PSA. Das Auftragsvolumen der früheren Opel-Mutter GM werde in den kommenden Jahren jedoch drastisch abnehmen. Deshalb würden unterschiedliche Optionen geprüft.
Beschäftigungssicherung bis 2023 vereinbart
„Strategische Partnerschaften mit anderen Unternehmen sind dabei Teil dieser Überlegungen.“Noch gebe es keine Entscheidung. „Es ist selbstverständlich, dass unsere Sozialpartner in den Prozess eingebunden werden“, betonte Lohscheller weiter.
PSA denkt nach einem Bericht der französischen Zeitung „Le Monde“darüber nach, sich von einem Teil des Entwicklungszentrums (ITEZ) mit mehr als 7000 Ingenieuren zu trennen. PSA und Opel hätten mehrere Entwicklungsdienstleister sondiert, damit diese Übernahmeangebote vorlegen.
Sollten die Informationen stimmen, würde dies bedeuten, dass PSA und das Opel-Management sich seit Längerem in Verkaufsgesprächen befänden und wissentlich der IG Metall und der Einigungsstelle die Unwahrheit gesagt hätten, kritisierte der Betriebsrat. Das Management habe damals konkrete Verkaufsabsichten oder konkrete Verkaufsangebote verneint. Ende Mai hatten sich PSA und Arbeitnehmer nach wochenlangem Ringen auf eine Beschäftigungssicherung bis einschließlich Juli 2023 geeinigt. (dpa) Berlin. Die Furcht vor Altersarmut ist weit verbreitet. Das Rentenniveau sinkt, die Preise steigen. Da bleibt manchem Rentner nur der Gang zum Sozialamt, um die Grundsicherung zu beantragen. 416 Euro müssen ihnen dann monatlich für den Lebensunterhalt reichen. Dazu kommen Geld fürs Wohnen und notwendige individuelle Ausgaben, wie für eine medizinisch gebotene besondere Ernährung.
Und die Furcht, mit wenig Geld auskommen zu müssen, ist in Deutschland weit verbreitet. „38 Prozent der Befragten einer Studie rechnen damit, im Alter auf die Grundsicherung angewiesen zu sein“, sagt der Volkswirt Bruno Kaltenborn. Doch diese Angst entspricht offenbar nicht der Realität.
Zunehmend auch Männer betroffen
Der Wirtschaftsforscher hat im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung (DRV) die tatsächliche Lage und die weitere Entwicklung bis 2030 untersucht. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass zwischen Erwartungshaltung und realer Entwicklung eine gewaltige Lücke klafft.
Die Zahl der Empfänger von Grundsicherung hat sich seit ihrer Einführung im Jahr 2003 von 258 000 auf 526 000 zwar mehr als verdoppelt. Doch der Anteil der Altersarmen an der Gesamtbevölkerung ist mit 3,1 Prozent weiterhin gering. Zum Vergleich: 2017 waren 15 Prozent aller Kinder von Armut betroffen, unter Erwerbsfähigen waren es acht Prozent.
Was haben künftige Rentner zu erwarten? Bislang ist Altersarmut vor allem ein Problem von Frauen, insbesondere von Alleinerziehenden. Sie arbeiten häufig in Teilzeit und können so wenig in die Rentenkasse einzahlen. Doch die Entwicklung unter den Geschlechtern gleicht sich zunehmend an. Spätestens im nächsten Jahrzehnt werden mehrheitlich Männer auf die Grundsicherung angewiesen sein, berichtet Kaltenborn. Zudem steigt das Risiko der Altersarmut seit dem Geburtsjahr 1945 mit jedem Jahrgang leicht, aber kontinuierlich an.
Für die Entwicklung bis 2030 rechnet Kaltenborn im ungünstigeren Fall, dass sich die Altersarmut wie in den vergangenen 15 Jahren stetig erhöht. Ende des nächsten Jahrzehnts wären demnach rund eine Million Rentner auf die Grundsicherung angewiesen, sechs Prozent der Männer und 4,4 Prozent der Frauen. Bei einer konstanten Entwicklung der ins Rentenalter kommenden Jahrgänge wären 835 000 Ruheständler auf das Sozialamt angewiesen.
„Es gibt keinen Tsunami bei der Altersarmut“, sagt der Forscher. Eine Schwäche hat seine Aussage jedoch: Sie orientiert sich an den wissenschaftlichen Definitionen von Armut, nicht